So war das alles nicht geplant.
Die Wiener Austria feiert zum Frühjahrsstart gegen ihren Namensvetter aus Klagenfurt einen 3:1-Heimsieg (Spielbericht >>>). Das war aus Sicht der Veilchen so freilich schon geplant. Dass aber just Haris Tabakovic zum Matchwinner des Hauptstadt-Klubs wird, war so überhaupt nicht abzusehen.
Der Schweizer galt zwar als einer der großen Gewinner der Vorbereitung und des Trainerwechsels, dass er aber gegen die Kärntner aufläuft, galt lange Zeit als unwahrscheinlich.
"Die Woche war ein bisschen komisch, weil ich mich ein wenig verletzt hatte, mich erst zum Abschlusstraining wieder fit gemeldet habe", erzählt der Stürmer.
Einsatz in der Schlussphase geplant
Neo-Coach Michael Wimmer ergänzt: "Am Freitag hat er nur mit dem Reha-Trainer gearbeitet, war nicht beim Training dabei. Erst am Samstag war er dann schmerzfrei. Mein Gedanke war, dass ich ihn auf die Bank nehme, es vielleicht für 15, 20 Minuten reicht. Ich habe eine gewisse Gefahr gesehen, ihn mit einer Muskelverletzung länger spielen zu lassen."
Doch schon nach 22 Minuten stand Tabakovic am Rasen, weil Dominik Fitz eine Bauchmuskelverletzung zu schwer zu schaffen machte. "Es war überraschend, so früh reinzukommen. Auch ohne richtiges Warmup", sagt Tabakovic.
Zehn Minuten später jubelte der 28-Jährige über das erste Tor des Spiels. "Und es war auch noch ein sehr schönes Tor", grinst er angesichts des Abschlusses mit der Ferse.
Trauer um verstorbene Freundin
Anschließend zeigte er sein Unterleiberl in die Kamera, darauf war zu lesen: "Nadine Gromilio RIP 3.2.2023." Er erklärt: "Ich hatte einen Todesfall im Freundeskreis, auf den ich nicht näher eingehen will."
In der 49. Minute legte er jedenfalls den zweiten Treffer nach, in der Nachspielzeit assistierte er Can Keles zum 3:1.
In nicht einmal 70 Minuten hat Tabakovic also mehr Scorerpunkte angeschrieben als im gesamten Bundesliga-Herbst, wo er mit nur zwei Treffern hinter den Erwartungen blieb.
Doch ein echter Torjäger will natürlich immer mehr: "Ich bin nicht zu 100 Prozent zufrieden. Ich hatte noch zwei gute Chancen, die drinnen sein hätten müssen. Aber da ist mir ein bisschen die Puste ausgegangen."
Wenngleich er im Nachsatz zugibt: "Es war cool, richtig gut. Es soll einfach so weitergehen."
"Ich will auf niemanden zeigen"
Im Herbst noch wusste Coach Manfred Schmid wenig mit dem amtierenden Zweitliga-Torschützenkönig aus Lustenau anzufangen, brachte ihn, wenn überhaupt, dann meist nur von der Bank.
"Ich will auf niemanden zeigen, ich muss auch selbstkritisch sein. Wenn ich reingekommen bin, waren meine Leistungen nicht die besten", sagt Tabakovic in der Retrospektive.
Gleichzeitig meint er aber auch: "Ein Stürmer braucht Vertrauen und Spielminuten. Bei mir ist das auch so. Wenn ich immer nur von der Bank komme, gehen irgendwann Selbstvertrauen und Rhythmus runter. Dann kann man nicht seine besten Leistungen bringen."
Neo-Trainer Wimmer vertraut dem Schweizer. Weil: "Er ist eine andere Art Stürmer, den wir sonst so nicht haben. Er ist ein Zielspieler, der vorne die Bälle gut festmacht, die Innenverteidiger gut binden kann. Wenn wir es schaffen, über außen zu spielen, hat er eine Präsenz in der Box und weiß, wo das Tor steht."
"Ich bin kein Sprinter, aber ich bin kein dummer Spieler"
Dass sich der Schweizer mit der neuen Spielidee, die mit Wimmer am Verteilerkreis Einzug gehalten hat, wohlfühlt, ist offensichtlich.
"Ich bin kein Sprinter, aber ich bin kein dummer Spieler – ich weiß schon, wann, wie und wo ich anlaufen muss. Und wir flanken viel mehr, ich brauche diese Bälle, die sind wichtig für mich", meint er.
Kollege Marvin Martins lobt: "Haris hat uns in den Testspielen schon gezeigt, dass er treffsicher ist. Er hat den Torinstinkt, das wissen wir, das hat er heute wieder gezeigt."
Und dann ist es auch egal, ob geplant oder ungeplant...