Wer beim Duell TSV Hartberg gegen FC Red Bull Salzburg nur das Ergebnis liest, könnte sich denken, dass Österreichs Serienmeister einen gemütlichen Betriebsausflug hinter sich hat.
Trotz des 5:1-Triumphs lässt sich festhalten: Das Gegenteil ist der Fall. Zumindest so halbert.
Denn während die Oststeirer bald nach dem Seitenwechsel aufgrund bitterer Eigenfehler unter die Räder gerieten, bereiteten sie den "Bullen" im ersten Durchgang mitunter Schmerzen und wurden dafür kurz vor der Pause durch den Ausgleich von Maximilian Entrup belohnt.
"45 Minuten reichen halt nicht gegen so eine richtig gute Mannschaft. Wenn wir das 90 Minuten auf den Platz bringen, tun wir ihnen richtig weh", glaubt der Torschütze der Hartberger.
Blackout von Sallinger: "Fehler passieren"
Dieser Satz war nach dem Schlusspfiff aus diversen Hartberger Mündern zu vernehmen, und das jedenfalls berechtigt.
Der Underdog bestätigte in dieser Partie nicht nur, dass man zu den am meisten verbesserten Mannschaften im Vergleich zur Vorsaison gehören sollte, sondern bewies auch Mut, wie ihn nationale Kontrahenten gegen die "Bullen" nicht allzu oft zeigen.
Gleichzeitig lernte man jedoch die Lektion, dass Eigenfehler gerade von einem Gegner dieser Qualität eiskalt bestraft werden.
Besonders offenkundig war natürlich der Lapsus von Torhüter Raphael Sallinger vor dem 1:2. "Wir wollten gegen Salzburg mutig auftreten, was eigentlich auch richtig gut funktioniert hat. Fehler passieren, ich brauche den Kopf nicht in den Sand zu stecken", erklärt der Goalie.
Lieber so verlieren und lernen
Paul Komposch führt den Verlauf der zweiten Halbzeit weniger auf Salzburg zurück, sondern sieht Hartberg selbst in der Pflicht:
"Es liegt rein an uns. Wir haben die Qualität, dass wir so spielen wie in den ersten 45 Minuten. Wenn wir nicht mutig genug sind, die Qualität nicht zeigen, nicht jeden Pass mit einer gewissen Schärfe spielen, dann kommt genau das raus."
Nämlich eine ergebnistechnische Lehrstunde, aus der die Steirer auch tatsächlich lernen wollen.
"Ich verliere lieber so, kann daraus lernen, und wir haben unsere Tugenden auf den Platz gebracht. Es klingt vielleicht blöd, aber es ist gut, dass wir eine am Deckel gekriegt haben, denn so können wir unsere Schlüsse daraus ziehen und es in den nächsten Partien besser machen", findet Entrup.
Und genau das fordert auch Trainer Markus Schopp.
Fehler gehören zum Prozess
Gerade die Fehler vor den Gegentoren, und zwar nicht nur beim zweiten, seien "extrem bitter, aber auch unglaublich wichtig in unserem Prozess. Solche Fehler gehören zum Prozess dazu. Wir müssen schnell lernen und wissen, was es heißt, auch gegen so eine Topmannschaft nicht eine Sekunde vom Gas zu gehen."
"Klar ist: Wenn das ein Mal passiert, ist das korrigierbar. Beim zweiten Mal werde ich streng. Beim dritten Mal ist der Platz neben mir oder auf der Tribüne - das ist ein relativ einfacher Prozess."
Möglicherweise haben es die Hartberger Kicker mitunter auch zu gut gemeint. Ein ums andere Mal spielten sie ambitioniert hinten raus.
"Die Mischung macht es, unser Tor ist auch aus einem langen Ball entstanden", erinnert Schopp, der sich wünscht, dass seine Jungs ein Gespür dafür entwickeln, wann der richtige Moment für welche Option ist.
"Die Jungs müssen begreifen: Gegentore resultieren aus Fehlern. Ich sage Sallinger nicht, er soll dem Stürmer in die Beine spielen. Das er das nicht absichtlich gemacht hat, ist Fakt. Dass das Passfenster offen war, ist auch Fakt. Aber alle anderen Optionen wären auch offen gewesen", so der 49-Jährige.
Schopps unmissverständliche Ansage
Lernen lautet das Motto, und der Coach fordert, dass dieselben Fehler nicht mehrmals begangen werden. Seine unmissverständliche Ansage:
"Klar ist: Wenn das ein Mal passiert, ist das korrigierbar. Beim zweiten Mal werde ich streng. Beim dritten Mal ist der Platz neben mir oder auf der Tribüne - das ist ein relativ einfacher Prozess."
Die Hartberger Geschichte dieses Spiels sollte jedoch nicht nur aus den Fehlern bestehen, sondern auch aus dem Auftritt in der ersten Halbzeit.
"Es gibt einen Grund, warum wir 45 Minuten lang so gespielt haben, wie wir gespielt haben und eine Mannschaft wie Salzburg Probleme hatte", unterstreicht Schopp.
Es geht noch besser als in Halbzeit eins
Der von ihm forcierte Weg erwies sich einmal mehr als vielversprechend. Auch wenn Hartberg bislang "nur" beim 1:0 bei Rapid einen Sieg eingefahren hat, präsentierte man sich vor allem im Spiel nach vorne bislang stark verbessert.
Zieht man die richtigen Schlüsse daraus, kann man auch aus dem Umstand, Salzburg gefordert zu haben, einiges mitnehmen.
Und eigentlich, so Schopp, sei ja sogar noch mehr Potenzial vorhanden:
"Die erste Halbzeit hat vielleicht für den einen oder anderen gut ausgeschaut, aber ich bin der Meinung, dass wir das noch viel besser machen können."