Nach zuletzt drei Spielen ohne Niederlage musste sich Austria Lustenau wieder geschlagen geben. In Runde 24 der ADMIRAL Bundesliga setzte es gegen die WSG Tirol eine 1:2-Heimpleite (Spielbericht >>>).
Damit verloren die Vorarlberger als erstes Team in der Bundesliga-Historie elf der ersten zwölf Heimspiele. Lustenau-Trainer Andreas Heraf übte sich nach der Niederlage in Selbstkritik.
Heraf: "Auch ich lerne noch dazu"
"Da muss ich mich selber an der Nase nehmen", sagt der 56-Jährige nach dem Spiel am "Sky"-Mikrofon. In den letzten Wochen sei vieles sehr rund gelaufen – zu rund. "Die Ohrfeige haben wir vielleicht gebraucht."
Heraf kündigt einen Richtungswechsel an. "Wir werden wieder besser stehen, wieder mehr verteidigen, es dem Gegner wieder schwerer machen. Wir werden uns auf unsere Tugenden besinnen."
Der Trainer habe sich zuletzt von vielen Leuten, unter anderem auch von den Medien, verleiten lassen, eine offensivere Herangehensweise zu wählen. "In den letzten Spielen haben wir hoch attackiert. Da hat es noch funktioniert. Heute wurden wir bitter bestraft", so Heraf. "Ich bin zwar ein routinierter, alter Hase, aber auch ich mache Fehler und auch ich lerne noch dazu."
Noch ist alles drinnen
Die Lustenauer wollen den Kopf nun aber nicht in den Sand stecken. Das haben sie auch gegen die WSG nicht getan. In Unterzahl – Boateng sah kurz nach dem Wiederanpfiff Rot – war das Liga-Schlusslicht bis zum Ende bissig und kam in der Nachspielzeit zum Anschlusstreffer. Der eingewechselte Yadaly Diaby erzielte sein drittes Ligator (90.+4).
"Solche Dämpfer gehören dazu. Es ist noch alles drinnen. Auch gegen die Austria und den WAC, wo man glaubt, da sind wenig Punkte drinnen, kann man punkten", zeigt sich Heraf zuversichtlich.
Nach dem 1:2 beträgt der Rückstand auf die WSG fünf Zähler. "So viele Punkte waren es auch vor zwei, drei Spielen. Es sind noch acht Spiele, es gibt noch genug Punkte. Es ist immer noch alles möglich", gibt auch Leo Mikic die Hoffnung nicht auf.
"Das Schlimmste wäre gewesen, wenn wir uns aufgegeben hätten. Aber man hat gemerkt: Es ist Leben in uns. Das gibt uns Hoffnung für die nächsten Wochen", schlug Abwehrchef Matthias Maak in dieselbe Kerbe.
Der Routinier musste in der Anfangsphase verletzungsbedingt ausgewechselt werden. "Die Wade zwickt ein bisschen. Am Dienstag beim MRT wird sich zeigen, was es genau ist. Gerade fühlt es sich nicht so gut an." Damit muss sich Heraf Gedanken über die Abwehrzentrale im Spiel nächste Woche gegen die Wiener Austria machen. Maak droht auszufallen, Boateng wird gesperrt fehlen.
Silberberger: "Da bin ich selber schuld"
Für die WSG lag der Schlüssel zum Erfolg in der Vorbereitung auf das Spiel. "Wir haben unseren Matchplan letzten Freitag aufgestellt und den die ganze Woche abgearbeitet. Wie man sieht, ist er aufgegangen", resümiert WSG-Coach Thomas Silberberger nach dem Spiel. Mit dem 2:1 haben die Tiroler drei der letzten vier Partien gegen Austria Lustenau für sich entschieden und das erste Mal seit der 17. Runde mehr als einen Treffer erzielt.
Der Schlüssel zum Erfolg: "Wir wollten in die Tiefe spielen, die Tiefe attackieren und Druck ausüben. Das ist uns ganz gut gelungen", fasst es Valentino Müller zusammen. Kofi Schulz ergänzt. "Wir haben versucht, die Fünferkette mit flachen Außenverteidigern auseinanderzuziehen. Den Ball hinten durch, wie beim ersten Tor, haben wir die ganze Woche trainiert."
Den angesprochenen langen Ball von Gugganig versenkte Prelec mustergültig (42.). Der WSG-Stürmer war auch am zweiten Treffer beteiligt. Lustenaus Luca Meisl bekam eine Flanke des Slowenen an den Arm. Den folgerichtigen Strafstoß verwandelte Buksa zum 2:0 (60.).
Beinahe hätte man sich jedoch selbst um die Früchte der eigenen Arbeit gebracht. In der Schlussphase hatte Lustenau die eine oder andere Umschaltgelegenheit, das 1:2 fiel aus Sicht der Gastgeber aber zu spät.
Wie Heraf nahm auch Silberberger, der in der Nachspielzeit mit einem Dreifach-Wechsel Zeit von der Uhr nehmen wollte, eine Erkenntnis aus dem Spiel mit. "Ich darf da nicht den Dreifach-Wechsel machen. Da kommt zu viel Unruhe rein. Das nehme ich auf meine Kappe. Völlig unnötig, aber da bin ich selber schuld."
Silberberger steht vor einem Rätsel
Warum seine Mannschaft scheinbar erst unter Druck performe, konnte sich das WSG-Urgestein allerdings nicht erklären. "Mir ist es nicht vergönnt, dieses Rätsel zu lösen. Wir haben den kompletten Grunddurchgang mehr oder weniger verkackt. Wenn wir mit den Rücken zur Wand stehen, funktioniert es scheinbar. Vielleicht ist das ja eine Qualität der Mannschaft."
Auch die Tiroler waren darum bemüht, auf die noch acht verbleibenden Spiele und die offene Ausgangslage zu verweisen. "Es ist eine gute Momentaufnahme, aber nicht mehr. Es ist noch alles drinnen", erinnerte Müller.
Das Ziel, an Altach und Blau-Weiß Linz anzudocken, konnte dafür schon einmal erreicht werden. Nächstes Wochenende ist die WSG abermals in Vorarlberg zu Gast. Gegen Altach können die nächsten drei Punkte eingefahren werden.