Auch in der kommenden 50. Bundesliga-Saison ist der Rekord von Heribert Weber nicht in Gefahr.
Mit 573 Ligaspielen hält der einstige Libero von Rapid, Sturm und Austria Salzburg eine wohl ewige Bestmarke. Gerade weil sich Österreichs Liga mittlerweile einem, wie Weber sagt, "exzellenten Ruf als Ausbildungsliga" erfreut und die Verweildauer der Protagonisten immer kürzer wird.
Zum Vorwurf könne man dies der jüngeren Kicker-Generation nicht machen, meint der 68-Jährige. Neben sportlichen sieht Weber vor allem finanzielle Gründe ausschlagend für den Reiz des raschen Auslandsabenteuers.
"Man kann schon von dem, was man in Österreich verdient, auch ganz gut leben. Aber 30, 40 Jahre lang wahrscheinlich nicht. Du kannst dir mit einem Auslandsengagement in fünf bis acht Jahren einfach etwas ganz Außergewöhnliches schaffen, nicht nur für dich selbst, sondern für Generationen", sagte Weber im APA-Gespräch.
Weber trotzte Auslandsangeboten
Auch Weber hatte als aktiver Bundesliga-Kicker zwischen 1974 und 1994 "immer wieder Anfragen aus dem Ausland". Doch "der Gscherte" blieb in Zeiten verschärfter Ausländer-Regelungen in Österreich.
Während elf Jahren in Wien feierte der aus Pöls bei Judenburg stammende Weber fünf seiner sechs Meistertitel und vier Cupsiege. "Ich wollte diesen gut geführten Verein, mit dem ich große Erfolge feiern durfte, nicht verlassen. Ich war mir nicht sicher, ob ich diese Qualität bei einem anderen Verein kriege."
Bei Rapid habe er alles für eine erfüllende Fußballerlaufbahn erleben können, betonte Weber. Grün-Weiß wurde vier Jahre nach seiner Unterschrift nach 14-jähriger Wartezeit 1982 wieder Meister. "Ähnlich wie heute. Dass Rapid so lange nicht Meister wird, ist eigentlich fast unmöglich."
Rapid und Austria "bemitleidenswert"
Und damit schlägt der gelernte Buchdrucker gekonnt die Seite zur Gegenwart auf. "Für das, was sich in den letzten Jahren um Rapid und Austria abspielt, finde ich keine Worte. Doch eines: Bemitleidenswert." Was sein Ex-Club Sturm Graz besser mache als sein Herzensclub? "Sie haben sehr gute Spieler eingekauft."
Die Salzburger Dauer-Dominanz hat es Weber indes angetan. "Für mich ist es eine Sensation, wie die Salzburger über eine so lange Zeit die Liga beherrschen. Die machen das Gleiche wie alle anderen, haben nie eine zusammengespielte Mannschaft. Und trotzdem funktioniert es extrem gut. Dieses Netzwerk, das Christoph Freund mit seinen Kollegen aufgebaut hat, ist außergewöhnlich, das gibt es in Europa kein zweites Mal."
Die klare wirtschaftliche Übermacht der "Bullen" lässt der spätere Trainer und TV-Experte als Erklärung für die Dominanz nur bedingt gelten. "Man kann natürlich sagen, dass die Salzburger mehr finanzielle Mittel haben. Aber das ist nicht so krass, dass man das ständig erwähnen muss."
In 21 Jahren keine einzige Muskelverletzung
Und so ist es ausgerechnet ein Salzburger, der Weber Schritt für Schritt näher kommt - und ihn doch nie einholen wird. Andreas Ulmer (407 Spiele) müsste noch sechs Jahre weiterspielen, um Weber einzuholen. Ulmer wird im Oktober 38 Jahre alt.
Auch Weber weiß, dass er selbst die Rangliste noch länger anführen wird. "Vielleicht kommt irgendwann wieder eine Transfersperre. Das glaube und hoffe ich aber nicht."
Um auf 573 Spiele zu kommen, müsse der Körper mitspielen, so Weber. "Ich kann behaupten, dass ich in den 21 Jahren meiner Karriere keine einzige Muskelverletzung hatte. Ich habe natürlich auch alles vom Training und der Prophylaxe her unternommen."
Bier nach der Partie? "Soll ja auch heute noch den einen oder anderen geben"
Ein Teil des Salzburger Erfolgs in den 1990er-Jahren liege in diesem Bereich begründet. "Früher hatte man ja keine Ahnung davon, dass Krafttraining auch für Fußballer wichtig ist. Wir haben international gemerkt, wie sehr uns das hilft."
Ernährungsberater, die den Ballkünstlern die Speisepläne diktieren, gab es damals noch nicht. "Dass man nach Siegen zwei, drei Bierchen getrunken hat, war auch kein Problem. Das hast du eh am nächsten Tag beim Regenerationstraining rausgeschwitzt."
Zur guten alten Zeit zählt Weber diesen Lebenswandel aber nicht. "Es soll ja auch heute noch den einen oder anderen geben, der das ähnlich praktiziert."