Vor Saisonbeginn philosophierte Christian Ilzer im Gespräch mit LAOLA1 über die Vorliebe von Manprit Sarkaria für Traumtore.
Im Duell mit Ex-Klub Austria Wien bestätigte der Sturm-Neuzugang mit seinem famosen Weitschuss die These seines Trainers.
"Daran könnten wir uns gewöhnen, aber er kann ruhig auch mal einen nach einem Stanglpass ins leere Tor reintun", erinnert Ilzer seinen Schützling damals wie heute, dass auch die weniger schönen Treffer zählen: "Da müssen wir ihn noch hinbringen, dass er öfter in diese Räume geht, in denen man die einfachen Tore macht."
Gegen die Austria erzielte Sarkaria bereits sein sechstes Pflichtspiel-Tor für Sturm (je drei in Liga und Cup) - und das in seinem allerersten Einsatz von Anfang an.
Im Duell mit den "Veilchen" startete für Sturm eine neue Phase dieser Saison. Während zuvor stets ein eingespielter Stamm am Werk war, stehen nun die Wochen und Monate der Rotation an.
Sarkaria steht stellvertretend für eine Riege an Kadermitgliedern, die ohnehin schon seit Wochen darauf brennen, in der Startelf ihr Können zeigen zu dürfen.
Gegen die Austria durften einige von ihnen ran - und es wurde eher ein Auftritt mit wenig Licht und vorerst noch zu viel Schatten.
VIDEO: Wildes Spiel bei Sturm gegen Austria
(Text wird unter dem Video fortgesetzt)
Was Sarkaria im Kopf herumschwirrte
Auch bei Sarkaria.
"Man hat wieder gesehen, welch guter Fußballer er ist, aber in der ersten Halbzeit hat auch er sich schwer getan. Aber wenn man gegen den Ex-Verein spielt und das erste Mal in der Startelf steht, spielt sich auch etwas im Kopf ab", zeigt Ilzer Verständnis.
Die energiegeladene Kabinenpredigt des Coaches weckte jedenfalls auch Sarkaria, der unmittelbar nach Wiederanpfiff zugeschlagen hat.
Ilzer: "Dann hat er all diese Dinge, die ihm in der ersten Halbzeit durch den Kopf geschwirrt sind, vergessen und nicht nur sein Tor auf hervorragende Art und Weise gemacht, sondern auch wie er zum Spiel beigetragen hat, er hatte ein anderes Gesicht als vor der Pause."
Ein richtiger Apparat
Selbiges kann man auch für Alexander Prass, Niklas Geyrhofer und Lukas Jäger behaupten, die Teil einer völlig neu formierten Viererkette waren und erstmals in dieser Bundesliga-Saison von Anfang an ran durften.
"Wir haben uns im Sommer breiter aufgestellt, weil es essenziell ist, zu rotieren. Ich kann die Belastungsstrukturen sehr gut abschätzen. Wir haben da einen richtigen Apparat dahinter."
Beschränkte sich Sturms "Rotation" zuvor auf die Frage, ob Andreas Kuen oder Ivan Ljubic von Anfang an ran darf, wird nun von Spiel zu Spiel öfter gewechset werden - mit allen Vor- und Nachteilen. Dies bringt das Antreten am Europacup samt fixierter Teilnahme an einer Gruppenphase mit sich.
"Wir haben uns im Sommer breiter aufgestellt, weil es essenziell ist, zu rotieren. Ich kann die Belastungsstrukturen sehr gut abschätzen. Wir haben da einen richtigen Apparat dahinter. Wir kennen unsere Spieler sehr genau und wissen, wie viel Frische wir aufbringen können, um unser Spiel auf den Platz zu bringen", betont Ilzer.
Frische ist das eine, Abläufe und Eingespieltheit das andere. Im Nachhinein sei es immer eine gute Frage, wie etwa das Duell mit der Austria ausgegangen wäre, hätte er die gewohnte Stammelf aufs Feld geschickt.
Die Anlaufzeit
Dass der eine oder andere Spieler mit weniger Matchpraxis eine gewisse Anlaufzeit gebraucht hat, blieb auch dem 43-Jährigen nicht verborgen:
"Wenn du länger nicht von Start weg spielst, brauchst du vielleicht ein bisschen Zeit, um in den Rhythmus zu kommen. Für uns ist es jetzt wichtig, dass wir unseren Kader zum Spielen bringen und auf eine breite Palette an Spielern zurückgreifen können. Die Qualitäten dafür haben wir in unserem Kader, solche Spiele werden uns den gesamten Herbst über erwarten."
Das heißt jedoch auch für die Spieler, sich diesbezüglich zu adaptieren. Bislang waren die Rollen zwischen Stammkräften, bevorzugten Jokern und Akteuren dahinter recht klar verteilt. In Zukunft winken vermehrt Startelf-Gelegenheiten. Dann heißt es bereiter dafür zu sein, als es der eine oder andere am Sonntag war.
Das Gewöhnen an die Rotation
Ob man sich an ein Thema wie die Rotation auch gewöhnen müsse?
"Ja, daran müssen wir uns gewöhnen", meint Ilzer, "im Training arbeiten wir ja permanent zusammen, spielen immer wieder in den verschiedensten Konstellationen gegeneinander. Aber da geht es auch darum, dass man Tempo und Intensität schnell aufnehmen kann. Das ist natürlich leichter, wenn man im Spielrhythmus drinnen ist. Aber ich denke, dass es gegen die Austria beispielsweise ein Geyrhofer oder ein Prass mit der Zeit immer besser hinbekommen haben und dann ein richtig gutes Spiel gezeigt haben."
Wie Ilzer die matte Darbietung in den ersten 45 Minuten generell nicht alleine an den in die Elf rotierten Akteuren festmachen möchte, sondern auch bei den am Donnerstag gegen Mura von Beginn an eingesetzten Spielern "eine mentale Müdigkeit, die man oft nach internationalen Spielen sieht", nicht ausschließen kann.
Dem wollte man bereits im Vorfeld entgegenwirken, dies habe man jedoch nicht ganz hinbekommen. Wohl ein weiterer Lerneffekt am Beginn einer neuen Saison-Phase in Schwarz-Weiß.
Keine alibimäßigen Rotationen
Sturm holt ein Thema ein, dass andernorts in der Liga ein handelsüblicher Prozess ist - egal ob in Salzburg, bei Rapid oder beim LASK. Andere rot-weiß-rote Europacup-Fighter haben diese Balance in der jüngeren Vergangenheit mitunter gut hinbekommen, wenngleich nicht immer ganz schmerzfrei.
"Ich bin keiner, der alibimäßig rotiert, wenn es nicht nötig ist und man im Wochen-Rhythmus spielt. Wenn aber fünf Spiele in zwei Wochen anstehen, die richtig ans Eingemachte gehen, wäre es sehr fahrlässig, wenn ich die Spieler da durchtreibe."
Ilzer setzt bekanntlich gerade im Erfolgsfall gerne auf eingespieltes Personal, ist aber fest entschlossen, diese Phase ebenfalls gut über die Bühne zu bringen:
"Unsere Spiele sind intensiv und kosten Substanz. Wenn Substanzverlust da ist, muss man einfach frische Spieler bringen und ihnen auch vertrauen. Ich bin keiner, der alibimäßig rotiert, wenn es nicht nötig ist und man im Wochen-Rhythmus spielt. Wenn aber fünf Spiele in zwei Wochen anstehen, die richtig ans Eingemachte gehen, wäre es sehr fahrlässig, wenn ich die Spieler da durchtreibe - sowohl leistungsmäßig, als auch was die Verletzungsanfälligkeit betrifft. Man sieht ja immer wieder, dass es zu Verletzungen kommt, wenn die Spieler überlastet sind."
Bald ist auch Niangbo eine Startelf-Alternative
Spätestens im September soll dann mit Anderson Niangbo eine weitere Alternative für Startelf-Einsätze bereit stehen. Derzeit führt man den Neuzugang noch ans Sturm-Spiel heran.
"Wir müssen ihn Schritt für Schritt an unser Spiel adaptieren, an die Intensität gewöhnen", verdeutlicht Ilzer. Dabei soll am 3. September ein Test gegen NK Bravo helfen.
"Da können wir ihn auch mal von Beginn weg bringen, diese Matchpraxis braucht er. Im Training sehe ich auf engem Raum seine fantastischen Fähigkeiten. Im Spiel ist das Feld oft noch zu groß, um dann wirklich in seine Qualitäten reinzukommen. Aber er ist ein Spieler, den wir schon ganz gezielt ausgewählt haben und der uns in Zukunft helfen wird."