Der SK Rapid ist in der Meistergruppe.
Nach dem schlechtesten Start der Vereinsgeschichte in ein Frühjahr war das bis zum letzten Moment auf der Kippe, aber dank des guten Herbstes und einer guten Leistung im "Finalspiel" gegen den GAK - der auch ein leichtes Opfer darstellte - kann nach dem Grunddurchgang einmal ein Haken gesetzt werden.
Sechs Punkte beträgt der Rückstand auf das Spitzenduo, zwei auf Red Bull Salzburg, einen auf den Wolfsberger AC. Mathematisch ist alles noch drin - aber eins machte Robert Klauß schon unmissverständlich klar: Vergessen sind die letzten Wochen keinesfalls. Nicht nur, weil die Ausgangslage deutlich besser sein könnte.
So kostete ihn die Frage nach einer Rückkehr in den Titelkampf auch nur ein belustigtes Schnauben: "Sorry, wir haben gegen den GAK gewonnen. Von den letzten sechs Meisterschaftsspielen vier verloren. Wir reden aktuell nicht von der Meisterschaft, sondern davon, konstant unsere Leistung zu bringen - und dann schauen wir mal."
Besser als der Kontostand
So ließ sich sein Resümee über den Grunddurchgang auch zusammenfassen: Die Mannschaft kann es, das bewies sie schon. Zuletzt brachte sie es zu oft nicht mehr auf den Rasen, und sei es nur nicht über die ganzen 90 Minuten.
Konstanz suchen, Konstanz halten - das ist die Devise für den Rest der Saison. Kein irgendwie konkreter ausformuliertes, tabellarisches Ziel.
VIDEO: Wer führt Rapid eigentlich an?
(Text wird unterhalb fortgesetzt)
"Wir sind nicht in der Form oder Situation, irgendetwas zu formulieren. Wir haben zwölf Punkte Rückstand nach 22 Spielen, das ist zu viel für die Qualität, die wir in der Mannschaft haben - und die Leistungen, die wir schon gebracht haben. Sechs bis zehn Punkte fehlen, die uns gut tun würden. Wir haben uns ja selbst in die Situation gebracht, dass wir jetzt unter Druck waren", berechtigte in den Augen des Rapid-Trainers die knappe Qualifikation für "oben" zu keinerlei Zufriedenheit.
Mit Konstanz lässt sich noch was erreichen
Zwischen den Zeilen war klar: Internes Ziel wird die erneute Qualifikation für das europäische Geschäft sein. Das ist sicher nicht zu hoch gegriffen.
Dafür wird es aber einen Fortschritt brauchen, der sich in den letzten zwei Spielen gegen limitierte Gegner zumindest wieder andeutete: Eine konstante Leistung über 90 Minuten, während etwa gegen den WAC, im Wiener Derby und auch beim LASK schwache Momente die guten Phasen zuvor zunichte machten.
Darum wird in der Länderspielpause die Auseinandersetzung mit genau diesen Partien weiter im Fokus bleiben. Damit auch einmal "dreckige Punkte" mitkommen, statt in phasenweiser Schönheit zu sterben.
"Ich weiß, wie gut die Mannschaft ist, wie viel Potenzial in ihr steckt. Sie zeigt es immer wieder", blieb Klauß ganz vom eingeschlagenen Weg überzeugt - vorübergehende Krisenstimmung hin oder her.
Das Selbstvertrauen wiederfinden
Auch den Spielern war durchaus bewusst, dass darin der Schlüssel liegen wird, wieder mehr Punkte zu holen: In das eigene Können zu vertrauen, es konstanter abzurufen.
"Im Herbst waren wir wahrscheinlich nicht so gut, wie uns alle gemacht haben. Jetzt in der Rückrunde waren wir nicht so schlecht, wie alle gesagt haben."
Insbesondere die Offensive, die Chancenauswertung ist schon monatelang ein Kritikpunkt. Gegen Banja Luka und den GAK gab es die Chancen zuhauf, besonders im ersten Spiel war die letzte Aktion der einzige Grund dafür, dass es zu lange spannend blieb.
"Wir müssen manchmal den Sack früher zumachen. Wir hätten etwa genug Chancen gehabt, etwa das 2:0 gegen den WAC zu machen", erinnerte sich Niklas Hedl zurück.
Und wer weiß, wie sich der Frühjahrsstart entwickelt hätte, wenn dieser erste große Nackenschlag nach Wiederbeginn nicht gewesen wäre.
Mehr Punkte auswärts und nach Europa
Dazu kam für Klauß noch eine zweite Auffälligkeit: "Wir haben eine klare Diskrepanz zwischen Heim- und Auswärtsspiel. Es ist eindeutig, dass wir uns zuhause wohler fühlen und leichter tun. Das ist auch nicht verwunderlich bei dem Stadion und der Energie, die es entfachen kann."
Zumindest das ist für Rapid eigentlich eine gute Nachricht, denn wie Klauß nicht aus eigener Erfahrung wissen kann: Das war in den meisten Spielzeiten seit Eröffnung des Allianz Stadions noch ganz anders. Zumindest in den eigenen vier Spielfeldecken sind die Hütteldorfer also endlich angekommen.
Und: "Wir haben meistens nach europäischen Highlights ein Thema gehabt, dass wir in der Liga nicht komplett am Zacken waren. Auch das ist ein Thema."
Genug Ansatzpunkt also, um die Konstanz zu finden. Was dann dabei herausschaut, wird sich weisen. Mit einem Top-3-Platz wäre die zwischenzeitliche Ergebniskrise in der Endabrechnung kaum ein Thema mehr.
Auch wenn die Fans von mehr träumen. Aber das wird einfach noch Zeit benötigen, allen Träumereien des Herbstes zum Trotz. Wie Hedl festhielt: "Im Herbst waren wir wahrscheinlich nicht so gut, wie uns alle gemacht haben. Jetzt in der Rückrunde waren wir nicht so schlecht, wie alle gesagt haben."
Die Wahrheit liegt oft in der Mitte.