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Altachs Sportdirektor Festetics: Mbappe? "Es gibt Kontakt"

Mit Georg Festetics sicherte sich der SCR Altach einen Branchenkenner von internationalem Format. Im Gespräch mit LAOLA1 gewährt er brisante Einblicke.

Altachs Sportdirektor Festetics: Mbappe? Foto: © GEPA

London, Monaco und nun Altach - Georg Festetics legte einen recht ungewöhnlichen Weg in seiner Karriere zurück. Altachs Sportdirektor sticht als Exot im österreichischen Fußball heraus, steht jedoch sinnbildlich für die klare Vision der Vorarlberger: Mit international erprobter Expertise will man im "Ländle" neue Maßstäbe setzen, im stetigen Bewusstsein, das Erfolg seine Zeit braucht. 

Im ausführlichen Interview mit LAOLA1 spricht der 38-Jährige über seine Anfänge im Fußballgeschäft, Ausflüge in den Skisport, den unvergleichlichen Charme Altachs und seine Beziehung zu Superstar Kylian Mbappe.

Das Sprachtalent Festetics erläutert zudem die Beziehung zu Chefcoach Miroslav Klose, mit welchem der studierte Jurist eine neue Ära beim SCRA prägen soll. 

LAOLA1: Haben Sie und Ihre Familie sich schon in Altach eingelebt?

Georg Festetics: Ich bin zum Arbeiten gekommen, es war nicht viel Zeit zum Einleben da. Aber es ging Gott sei Dank alles glatt und gut, weil der Klub sehr gut organisiert ist und uns mit allem geholfen hat.

LAOLA1: Sie haben bereits in der Metropole London und dem Fürstentum Monaco gewohnt, wie erleben Sie das "Ländle" nun im Vergleich?

Festetics: Die Orte kann man nicht miteinander vergleichen. Altach hat eine sehr stark ausgeprägte Klubkultur, man spürt das Ehrenamt, die Leidenschaft der Menschen, die auch schon sehr lange dabei sind. Das ist der überraschende und erfreuliche Unterschied zu dem, was ich bislang gesehen habe.

LAOLA1: 2010 sind Sie überraschenderweise in Kitzbühel als Vorläufer die Streif heruntergefahren. Wie kam es zu diesem Engagement und war eine Karriere als Profi-Skiläufer jemals ein Thema?

Festetics: Eine Karriere als Skiläufer war nie ein Thema, das habe ich vor allem an der Hausbergkante bemerkt (lacht). Es war immer Fußball in meinem Mittelpunkt.

Ich erinnere mich sehr gut an den Tag, als der damalige Akademieleiter von einer Scoutingreise aus Paris zurückgekommen ist und ein junges Jahrhundertphänomen entdeckt haben soll, das wir sofort an Bord holen mussten.

Georg Festetics über Kylian Mbappe

LAOLA1: Nach mehreren Tätigkeiten bei der Sportrechtefirma Kentaro sind Sie bei der AS Monaco gelandet. Wie ist der Kontakt ins Fürstentum entstanden und wie kamen Sie zu ihrem ersten Job im Profifußball als Scout?

Festetics: Meine Familie hat mich schon im Kindesalter mit Fan-Artikeln des AS Monaco eingekleidet, es war also eine natürliche Anziehungskraft da. Ich habe mich nach vier Jahren Agenturarbeit in London bereit gefühlt, ins Klubleben einzusteigen, weil ich auch von meinem Wertekonstrukt ein Vereinsmensch bin.

LAOLA1: Einer der herausragendsten Spieler weltweit ist Kylian Mbappe, der einst für Monaco spielte. Kamen Sie während Ihrer Zeit im Fürstentum öfter in Kontakt mit ihm und hält der Draht bis heute?

Festetics: Ich erinnere mich sehr gut an den Tag, als der damalige Akademieleiter von einer Scoutingreise aus Paris zurückgekommen ist und ein junges Jahrhundertphänomen entdeckt haben soll, das wir sofort an Bord holen mussten. Es gab und gibt natürlich Kontakt.

Leonardo Da Silva im Einsatz für Altach
Foto: © GEPA

LAOLA1: Sie kamen beruflich bereits mehrere Male mit Altach in Kontakt, bevor sie Sportdirektor wurden. Welchen Bezug hatten sie damals schon zum SCR Altach?

Festetics: Man kannte den SCRA, aber damals war es dann das erste richtige Kennenlernen des Klubs mit dem Spielerberater Alexander Sperr, der die Interessen von Leonardo Da Silva vertreten und mich mitgenommen hat, weil ich Portugiesisch spreche und ich mich somit um den Spieler kümmern konnte. Der erste Berührungspunkt mit Altach war auch der Punkt, wo du dann spürst, ob du für den Verein etwas empfindest oder nicht. In diesem Fall eben schon, weil Altach einen starken Charme ausstrahlt und den auch über die Jahre stetig entwickelt hat.

LAOLA1: Wie viele Sprachen sprechen Sie neben Portugiesisch?

Festetics: Ich spreche insgesamt sieben Sprachen. Es ist ein kleiner Bonus, wenn man sich mit den Spielern, deren Familien und Beratern in den notwendigen Nuancen unterhalten kann.

LAOLA1: Sie haben im vergangenen Jahr die Sportagentur Munegu gegründet. Was passiert nun mit diesem Projekt während Sie Sportdirektor in Altach sind?

Festetics: Ich habe acht erfolgreiche Saisonen in Monaco verbracht, und sehr viel internationale Erfahrung gesammelt. Benfica Lissabon hat mir zu diesem Zeitpunkt die Möglichkeit aufgezeigt, mit ihnen etwas aufzubauen und im Zuge dessen habe ich Munegu Sport gegründet. Munegu ist aber nun auf Eis gelegt. Für mich war ganz klar, Munegu von meinen Tätigkeiten bei Altach zu trennen.

LAOLA1: Sie sind seit knapp zwei Monaten als Altachs Sportdirektor im Amt. Wie weit ist die Kennenlernphase vorangeschritten?

Festetics: Sie ist noch im Gange, es war bis dato ein sehr effizienter Prozess und ich weiß, welche Schritte in welcher Form benötigt werden.

Miroslav Klose ist seit Sommer 2022 Altach-Trainer
Foto: © GEPA

LAOLA1: Werden wir sportlich: Wie fällt Ihr Resümee nach der Herbstsaison aus?

Festetics: Ich bin unter anderem geholt worden, um für Adjustierungen und Verstärkungen zu sorgen. Ein harter Fakt ist, dass wir zu viele Gegentore bekommen haben. Daran arbeiten wir. Es ist ein Prozess, der nicht kurzfristig passiert. Wir haben ihn so ausgelegt, dass jetzt im Winter und dann auch im Sommer ein paar Spieler dazustoßen werden, sodass wir alles kompakt und schlau aufbauen, damit das Projekt an Fahrt aufnimmt.

LAOLA1: Mit Miroslav Klose hat Altach einen prominenten Namen auf der Trainerbank. Was sind die Vorteile, einen Mann mit so einem Fußball-Erfahrungsschatz an der Seitenlinie stehen zu haben?

Festetics: Es sind Vorteile, den wir in die tägliche Arbeit einfließen lassen. Man merkt auch bei Diskussionen mit Spielern, die an Bord kommen sollen, dass sein Name eine Lokomotive ist. Das gleiche gilt aber auch für Spieler, die schon im Kader sind.

Wir planen uns auf zwei, drei Positionen zu verstärken. Wir sehen aber auch ganz genau, was in der Mannschaft schlummert.

Georg Festetics über Transferpläne im Winter

LAOLA1: Einen klingenden Namen wie Miroslav Klose als Trainer zu haben, erzeugt jedoch auch Druck von außen. Wie gehen Klose, Sie und der SCR Altach mit diesem Druck um?

Festetics: Den Druck lassen wir nicht allzu nah an uns heran. Und Altach ist nicht zum ersten Mal mit einem großen Namen in seinen Reihen konfrontiert. Neven Subotic aber auch Ludovic Magnin waren hier, und ich entschuldige mich jetzt bei allen anderen, die ich jetzt nicht aufzähle (lacht). Es ist gut, den Druck zu haben. Wir kreieren im Verein unsere eigene "Bubble" und sorgen dafür, dass wir hart und gezielt arbeiten.

LAOLA1: Wie sehen Sie das Verhältnis zwischen Klose und der Mannschaft?

Festetics: Die Mannschaft weiß, was er von jedem erwartet. Es ist ein klarer und menschlicher Umgang, den er verkörpert. Er hat große Empathie für jedes Mannschaftsmitglied. Das ist ein essenzielles Kriterium für einen Trainer.

LAOLA1: Viele Testspieler sind in der bisherigen Vorbereitung zum Einsatz gekommen. Wird der SCR Altach einen geschäftigen Winter erleben?

Festetics: Er wird geschäftig, aber nicht sehr geschäftig. Wir planen uns auf zwei, drei Positionen zu verstärken. Wir sehen aber auch ganz genau, was in der Mannschaft schlummert.

Noah Bischof wurde lokal in Vorarlberg ausgebildet
Foto: © GEPA

LAOLA1: Vereinsikone Philipp Netzer soll als Bindeglied zwischen Akademie- und Profibereich fungieren. Wie will Altach verhindern, dass Talente frühzeitig abhandenkommen und welche konkreten Aufgaben kommen dabei auf Netzer zu?

Festetics: Philipp Netzer ist extrem beliebt, aber vor allem kompetent in seinen technischen Analysen, als auch seiner Diplomatie. Wir haben seine Bestellung als natürliches Zeichen gesetzt. Wir wollen jungen Spielern zeigen, dass der Weg nicht nur sportlich, sondern auch ausbildungstechnisch in einem gesunden Umfeld möglich ist, wo Wert auf die schulische Konstanz gelegt wird und gleichzeitig die Möglichkeit besteht, bei den Profis, einer Bundesliga-Mannschaft, mitzuwirken. Der Trainer und ich verkörpern den Willen mit jungen Spielern zu arbeiten und wollen ihnen auch die Chance geben, sich auf der Bundesliga-Bühne zu zeigen. Wir liegen in einem Einzugsgebiet, das scoutingtechnisch auch sehr interessant ist und ihnen durch diesen Schritt über Altach den Weg in die internationale Fußballwelt zu ebnen.

Foto: © GEPA

LAOLA1: Im Schnitt waren im der Herbst-Saison 5.317 Zuschauer in der CASHPOINT Arena - der fünftbeste Wert hinter den Publikumsmagneten Rapid, Salzburg, Austria und Sturm. Wie will man erreichen, dass das auch zukünftig so bleibt, bzw. welche Schritte will man setzen, um noch mehr Zuschauer anzuziehen?

Festetics: Die Arena wird von Jahr zu Jahr immer attraktiver, ohne ihre Seele zu verlieren. Das Projekt der neuen Geschäftsstelle und des neuen VIP-Klubs und alles was dazu gehört schreitet mit großen Schritten voran. Im Endeffekt wollen wir die Leute durch Fußball, der sich stetig entwickelt und Spaß macht, ins Stadion locken.

LAOLA1: Gegen den Rivalen aus Lustenau hat Altach in dieser Spielzeit bereits zwei Niederlagen verkraften müssen. Auch wenn der Abstand aktuell gering ist, gibt es dennoch etwas, was man sich eventuell vom Bundesliga-Aufsteiger abschauen kann?

Festetics: Alle Fußballmannschaften kochen mit Wasser. Wir haben unser eigenes Ökosystem mit unseren eigenen Gegebenheiten und Strategien. Ich sehe Lustenau als wichtige Komponente der Vorarlberger Fußballklublandschaft, genauso wie Dornbirn und Bregenz, als auch die Stammvereine der AKA-Jugend.

LAOLA1: Altach hat in Zusammenarbeit mit der Agentur "Teamwerk Sport" ein Leitbild, eine Identität des Vereins definiert. Wie wichtig ist es heutzutage eine klare und transparente Linie aufzuzeigen, damit sich Fans besser mit ihrem Klub identifizieren können?

Festetics: Es ist für die Fans sehr wichtig aber auch für alle Leute, die im Verein arbeiten, vor allem für unsere Jugend, um ihnen diese Identität aufzuzeigen, wofür wir stehen und wie wir sie begleitend ans Ziel führen können.

LAOLA1: Zum Abschluss noch ein Blick in die Glaskugel: Was ist im Frühjahr für den SCR Altach drin?

Festetics: Wir wollen besser abschneiden als letzte Saison. Wir wollen den Strich (Trennlinie zwischen Meister- und Qualifikationsgruppe, Anm.) attackieren. Wir freuen uns auf eine sehr intensive Vorbereitung im Jänner. Die Gegebenheiten sind ja ganz andere aktuell als sonst. Jetzt hat die Mannschaft knapp einen Monat frei und wir trainieren dann ab 9. Jänner wieder für einen Monat. Dann gehen wir mit spritzigen Beinen die Rückrunde am 12. Februar an.

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