Die Führung nach nicht einmal zwei Spielminuten, einige Chancen auf mehr Tore - am Ende stand Rapid gegen den LASK mit einem 1:1 und nur einem Punkt da, der sich im engen Rennen um den vierten Platz der Admiral Bundesliga nach zwei verlorenen Zählern anfühlte.
Auch im achten Spiel der Meistergruppe wollte kein zweiter Sieg gelingen, dabei lief es 83 Minuten lang genau in diese Richtung. Mangelnde Chancenverwertung und der späte LASK-Ausgleich durch Thomas Goiginger verhinderten den vollen Erfolg aber, der im Kampf mit der Wiener Austria und auch jener aus Klagenfurt enorm wertvoll gewesen wäre.
Inklusive des Cup-Finales gab es nun seit sieben Spielen keinen Sieg der Hütteldorfer, jener einzige seit der Punkteteilung daheim gegen Klagenfurt datiert noch vom 9. April.
Eine Situation, über die natürlich Frust herrscht. "Es begleitet uns schon die Saison über. Die Kleinigkeiten fehlen, das Quäntchen fehlt. Wir liefern immer wieder gute Spiele ab, die toll anzuschauen sind, aber die Jungs belohnen sich nicht", haderte Zoran Barisic mit dem Ausgang.
"Ich kann mich nicht erinnern, in welcher Halbzeit wir uns so viele Chancen herausgespielt hätten wie in dieser. Es hätte in der 60. Minute schon vorbei sein können."
Die einfachste Lösung suchen
War es aber nicht. Weil Rapid Sitzer um Sitzer liegen ließ. Meist war es der starke LASK-Torhüter Tobias Lawal, der sich in den Weg stellte, Guido Burgstaller verfehlte dazu selbst im vierten Elfmeter der Saison erstmals.
Ganz nach dem alten Fußball-Motto der Tore, die man nicht schießt, rächte sich das.
"Es sind schöne Spielzüge dabei, aber dass sich die Jungs nicht selbst belohnen, tut extrem weh. Vor allem, wenn man weiß, in welcher Situation wir stecken", so der Rapid-Trainer weiter.
An manchen Tagen stimme einfach die Effizienz vor dem Tor nicht. "Es ist wichtig, immer die Coolness zu bewahren und die einfachste Lösung zu suchen", appellierte er - die das eine oder andere Mal vielleicht in einer Querlage zu finden gewesen wäre.
Es war nicht nur der vergebene Elfmeter
Guido Burgstaller machte zwar sein obligatorisches Tor, traf mit seinem 20. Scorer auch im zehnten Pflichtspiel en suite, war auch aufgrund seiner vergebenen Chance vom Punkt aber nicht minder unzufrieden mit dem Lauf der Dinge und dem Ausgang.
"Ich wollte ihn hoch in die Mitte schießen und habe ihn nicht gut erwischt. Es wird nicht der letzte sein, den ich verschieße. Heute haben wir als Mannschaft viele Möglichkeiten gehabt, mit denen wir den Sack zumachen müssen. Haben wir aber nicht", war der Kapitän gewohnt pointiert.
"Wir haben drei bis vier hundertprozentige, wo wir einmal querspielen, annehmen oder genauer in die Tiefe spielen müssen. Das war viel zu wenig. Es fühlt sich wie eine Niederlage an."
Zu sehr auf den anderen verlassen
In der 86. Minute war der Ball dann drin - hinter Paul Gartler, der für den an der Schulter verletzten Niklas Hedl den Schlussmann übernehmen musste.
"Wir blocken den Ball eigentlich gut, dann ist es so, dass wir uns zu dritt - da nehme ich mich dazu - zu sehr auf den anderen verlassen und nicht richtig zum Ball gehen. Aus der kurzen Distanz kann der Ball dann durchrutschen, das darf natürlich nicht passieren", sagte der Ersatztorhüter.
Schon zuvor in der ersten Hälfte musste der 26-Jährige einmal hinter sich greifen, den vermeintlichen Ausgleich durch Florian Flecker verhinderte der VAR aber korrekterweise.
"Den Ball sehe ich sehr spät und wehre ihn trotzdem noch okay zur Seite ab. Pech, dass dort der LASK-Spieler stand. Aber wenn du lange kein Spiel machst, dann ist es schon so, dass die Abläufe vielleicht nicht so passen, aber im Großen und Ganzen war es schon okay", meinte der Rapid-Keeper zu seiner Performance.
Die letztlich auch kein relevantes Gesprächsthema war, weil eben zwei Punkte fehlten: "Wenn du vorher das 2:0, 3:0 machst, ist die Sache durch. So ärgern wir uns jetzt, aber wir haben noch zwei Spiele, die wir positiv bestreiten wollen. Es wären 'Big Points' gewesen."
Die zwei Punkte sollen nicht entscheiden
Um diese zwei Spiele wird es jetzt auch gehen. Mit Sturm Graz wartet nächste Woche erst einmal keine dankbare Aufgabe, auch wenn Heimvorteil herrscht und es mit der Aussicht auf eine winzige Revanche für die Cup-Final-Niederlage um mehr geht als für den steirischen Gegner.
In der letzten Runde bei Austria Klagenfurt würde dann im schlimmsten Fall sogar ein direktes "Endspiel" um eine Aussicht auf den Europacup drohen.
Auch deswegen keine leichte Situation, weil die Ergebniskrise der letzten Wochen im Kopf nicht mitspielen darf. "Natürlich ist es eine mentale Schlacht. Es geht darum, auch im Kopf auf hundert Prozent zu kommen", formulierte es Barisic bei den Kollegen von "Sky".
"Wenn wir heute gewonnen hätten, hätten wir uns vorgeschoben, und trotzdem wäre es in weiterer Folge spannend geblieben. Was wir beeinflussen können, ist die Leistung."
"Ist nicht so, dass wir uns im Training gegenseitig die Füße wegflexen"
Der Kapitän nahm seine Truppe in die Pflicht: "Wir müssen schauen, dass wir die Punkte holen, alles andere können wir nicht beeinflussen. Heute haben wir wieder eine Riesenchance vertan. Die Mannschaft kann sich im Großen und Gnazen nichts vorwerfen, aber wir müssen die Dinger vorne reinschießen. Wir haben uns das jetzt selbst eingebrockt, viele Spiele aus der Hand gegeben. Jetzt müssen wir bis zum Schluss fighten, es ist alles drin", war Burgstaller nicht nach Aufgabe zumute.
Aber ein wenig Anspannung ist ein natürlicher Begleiter in diesen Situationen, so Gartler: "Natürlich ist es so, dass man nachdenkt und schaut, wo man ansetzt, damit es besser läuft. Aber es ist nicht so, dass wir uns im Training gegenseitig die Füße wegflexen oder depperte Stimmung reinbringen. Natürlich freuen wir uns nicht, auch nach dem heutigen Spiel nicht, aber es hilft nichts."
Helfen, das werden nur Punkte, aus Rapids Sicht im Idealfall derer sechs. Sonst droht der Saison noch eine Verlängerung über das Europacup-Playoff, und das wäre nicht einmal das schlimmste Szenario.