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Klopp: Die großen und etwas vagen Pläne mit Red Bull

Jürgen Klopp hat am Dienstag erstmals seinen neuen Job im Red-Bull-Imperium öffentlich besprochen. Einige Fragen blieben dabei offen.

Klopp: Die großen und etwas vagen Pläne mit Red Bull Foto: © GEPA

Das Interesse an Jürgen Klopp war erwartungsgemäß groß.

Rund 150 Journalist:innen kündigten sich laut "Salzburg24" zu jener Pressekonferenz im Salzburger Hangar-7 an, bei welcher der ehemalige Liverpool-Coach am Dienstag offiziell als "Head of Global Soccer", oder wie Klopp es lieber hätte, "Head of Global Football" bei Red Bull vorgestellt wurde.

Die Medienvertreter:innen aus aller Welt waren an Klopps Meinung zu allen möglichen Dingen interessiert. In der fast eineinhalbstündigen Pressekonferenz, der laut Klopp "wahrscheinlich längsten Pressekonferenz in der Geschichte Österreichs", muss der Deutsche viele Fragen beantworten, die wenig mit seiner neuen Rolle zu tun haben.

Ein Kollege aus Ägypten wollte Klopps Meinung zum bevorstehenden Wechsel Omar Marmoushs zu Manchester City wissen, einer aus Polen über die Karriere-Anfänge von Robert Lewandowski sprechen und bei den britischen Journalisten war freilich der FC Liverpool ein großes Thema.

LAOLA1 hat versucht, unter all den am Dienstag-Nachmittag besprochenen Aspekten die wichtigsten herauszufiltern und Klopps neue Rolle sowie seine Pläne etwas genauer vorzustellen.

So gewann Mintzlaff Klopp für Red Bull

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Zu dem Zeitpunkt, an dem Klopp die Räumlichkeiten des Hangar-7 betritt, hat er bereits acht "super intensive Arbeitstage" hinter sich. Dabei habe er viel gelernt, worüber er nun reden möchte. Darüber hinaus gebe es ein paar Sachen klarzustellen.

Neben Klopp ist auch Red-Bull-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff am Dienstag in Salzburg anwesend. Dieser gibt zu, schon länger an Klopp gebaggert zu haben.

ServusTV-Journalist Christian Baier moderiert, Jürgen Klopp und Oliver Mintzlaff antworten
Foto: © GEPA

Immer wieder habe er in der Vergangenheit Kontakt mit Klopps Berater Marc Kosicke gehabt und über diesen Weg versucht, die Trainerlegende von einer Rolle im Red-Bull-Imperium zu überzeugen. Als Klopp schließlich seinen Abschied aus Liverpool verkündete, seien die Türen offen gestanden: "Dann sind wir schnell übereingekommen."

Der 57-Jährige sei genau das, "was uns im Fußballgeschäft noch gefehlt hat: Eine Person mit diesem Wissen und dieser Erfahrung", so Mintzlaff. Auch die Strahlkraft, die ein Jürgen Klopp bei der Verpflichtung von Spielern habe, dürfe man nicht unterschätzen.

"Will nicht nur der Promi sein"

Klopp selbst behauptet, "sehr schnell Feuer gefangen zu haben", als ihm diese Rolle unterbreitet wurde. Es sei "genau das, was ich machen wollte".

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"You'll never walk alone" - Klopps Liverpool-Ära in Bildern


Nach über 1.000 Spielen an diversen Seitenlinien und tausenden Pressekonferenzen, "wollte ich einen neuen Start. Und das ist die Möglichkeit".

"Wenn du so lange Trainer bist, ist es super intensiv. Ich bin ein sehr neugieriger Mensch und habe meine Neugier als Trainer nicht mehr stillen können. Ich wollte schon immer Neues lernen. Als ich von der Rolle gehört habe, hatte ich sofort das Gefühl: 'Das ist das, was ich tun will!'", so Klopp.

Die erste, sehr lehrreiche Woche beim Konzern habe ihn in seiner Entscheidung nur bestätigt. Die wichtigste Erkenntnis bisher: Dass er Red Bull in dieser extra für ihn geschaffenen Funktion tatsächlich weiterhelfen könne.

"Langsam begreife ich, dass ich ziemlich hilfreich sein kann. Davon sind manche vielleicht sowieso ausgegangen, aber für mich war wichtig, dass auch selbst zu erfahren. Ich will kein Passagier oder einfach nur der Promi sein. Ich möchte wirklich einen Beitrag leisten. Ich habe festgestellt, dass ich das machen kann. Das fühlt sich gut an", freut sich der 57-Jährige.

Neun Red-Bull-Vereine zu Jonglieren

Doch was beinhaltet Klopps Aufgabenbereich genau?

Grundsätzlich ist er für alle neun Fußball-Vereine, die (teilweise) im Besitz von Red Bull sind oder von Red Bull gesponsert werden, zuständig. 

Bei diesen Klubs ist Red Bull momentan engagiert >>>

Über manche dieser Vereine weiß Klopp naturgemäß mehr, über andere weniger. Vor allem die exotischeren Klubs wie Red Bull Bragantino (Brasilien) oder Neuerwerbung Red Bull Omiya Ardija (Japan) will er in den nächsten Wochen besser kennenlernen und sie besuchen.

Bisher hätte er von keinen Plänen Red Bulls, bei weiteren Vereinen einzusteigen, gehört. "Momentan versuche ich meinen Kopf über Wasser zu halten mit den Klubs, die wir haben", lacht Klopp.

Wie sieht Klopps Aufgabenbereich genau aus?

Für ihn gehe es hauptsächlich darum, bei allen Vereinen "einfach Mehrwert beizutragen. Wie das dann genau aussieht, werden wir sehen", bleibt Klopp wage.

Er sehe sich jedenfalls eher in einer Beraterrolle; er werde viel zuhören und, wenn nötig, auch Fragen beantworten. Und freilich werde er sich ob seiner Vergangenheit auch viel mit den jeweiligen Coaches beschäftigen. Ins Tagesgeschäft der einzelnen Vereine werde er sich aber nicht einschalten.

Auch wenn sich Klopp in Liverpool einst als "The Normal One" vorstellte, sei er nie ein "normaler" Trainer gewesen. Bei allen Klubs, die er als Coach betreute - Mainz 05, Borussia Dortmund und FC Liverpool -, habe er immer auch den strategischen Aspekt, also die langfristige Entwicklung, im Auge gehabt.

"Ich weiß, dass ein großer Teil des Erfolgs eines Vereins immer mit der Kultur im Klub zusammenhängt. Das kann man immer verbessern, und manchmal braucht es dafür einen Blick von außen. Aber ich will nicht nur Sachen ändern, um etwas zu verändern, sondern ich will ein guter Berater sein", geht Klopp etwas genauer ins Detail.

Sein engster Vertrauter wird dabei Mario Gomez sein, der bereits seit drei Jahren als "Technischer Direktor" im Red-Bull-Kosmos tätig ist und am Dienstag auch im Hangar-7 anwesend war.

Das Red-Bull-Motto verinnerlicht

"Ich möchte andere Menschen besser machen, ich will ihnen Flügel verleihen. Und dann komme ich zur Mutter dieses Satzes."

Jürgen Klopp über seinen neuen Job

Wenn Klopp jemand nach seinem Ende in Liverpool nach seinem Traumjob gefragt hätte, hätte er geantwortet, "dass ich andere Menschen besser machen möchte, dass ich ihnen Flügel verleihen will. Und dann komme ich zur Mutter dieses Satzes." Sein neuer Job sei in seiner aktuellen Lebensphase, "genau das Perfekte für mich".

Da er ohnehin ein großer Sportenthusiast und auch an Extremsportarten sehr interessiert sei, sei es für ihn äußerst spannend, die Synergien zwischen den verschiedenen von Red Bull gesponserten Sportarten bestmöglich zu nützen und die Erkenntnisse daraus auf den Fußball zu übertragen.

Wie ein Max Verstappen dem Red-Bull-Fußball helfen könnte

Dafür führt Klopp zwei spannende Beispiele an: Einerseits erklärt er, Extremsportler:innen dafür zu bewundern, wie lange sie sich für einen oft nur wenige Sekunden andauernden Stunt vorbereiten, sie nach monatelanger Vorbereitung auf dem Punkt da sind.

"Momentan weiß ich noch nicht, was wir daraus für den Fußball lernen können. Aber wenn es etwas gibt, werden wir es anwenden", verspricht Klopp.

Das andere Beispiel betrifft die Formel 1 bzw. Red-Bull-Weltmeister Max Verstappen: "Wir wollen herausfinden, wie Mr. Verstappen mit höchstem Fokus mit 300 km/h in eine Kurve fahren kann. Gib mir diese Info und ich übersetze sie in die Fußballsprache."

Pressing bleibt Gesetz

Synergien sollen aber nicht nur zwischen den verschiedenen Sportarten, sondern auch zwischen den einzelnen Red-Bull-Klubs genützt werden.

Es mache zwar keinen Sinn, allen Schwesternklubs den gleichen Spielstil aufzuzwingen, "aber wir müssen einen Wiederkennungswert über alle Teams haben. Das ist aber sowieso das Richtige zu tun. Und das wollte auch Didi Mateschitz immer."

Damit ist freilich ein sehr intensiver Pressingfußball, der einst von Ralf Rangnick in den Red-Bull-Kosmos eingeführt wurde, gemeint.

Klopps Mantra, welches er beim FC Liverpool stets predigte, "Counter pressing is not a proposal, it's a law" (zu Deutsch: "Gegenpressing ist kein Vorschlag, sondern ein Gesetz"), gelte auch in seinem neuen Job.

Wieso zu Red Bull? "Ein Arzt macht auch keinen Unterschied"

Abschließend seien noch Klopps Worte zu der nach seinem verkündeten Red-Bull-Wechsel massiv auf ihn eingeprasselten Kritik erwähnt.

"Ein Arzt oder ein Anwalt macht keinen Unterschied, von wo die Leute kommen. Die helfen einfach, wo sie können. Das gilt für mich auch", sagt Klopp.

Er habe so lange in England gearbeitet, wo es ganz normal sei, dass Vereine in Besitz von Investoren seien, dass er über derartige Diskussionen im deutschsprachigen Raum teilweise verwundert sei.

So kontert Klopp der Kritik

"Verdienen diese Leute nicht auch guten Fußball?"

Jürgen Klopp zur Traditionsfußball-Debatte

Am vergangenen Wochenende wohnte er dem Bundesliga-Spiel zwischen RB Leipzig und Werder Bremen bei.

"Ich verstehe, dass das Gerede über meine vorherigen Vereine losgeht, wenn man mich dort sieht. Aber ich habe mir, als ich die 42.000 Leipziger Fans dort gesehen habe, wirklich Folgendes gedacht: 'Verdienen diese Leute nicht auch guten Fußball?'", erzählt der Deutsche.

Fußball sei für Regionen wie die ostdeutschen Bundesländer iden­ti­täts­stif­tend und bringe viele positive Emotionen mit sich. "Wer entscheidet, wer was verdient? Wenn es Leipzig nicht gebe, würden die Leute dann in die 2. Bundesliga zu Magdeburg gehen?", versucht Klopp die Traditionsfußball-Debatte von dieser Seite anzugehen.

Er akzeptiere alle Meinungen, "aber ich denke, dass alle Fußballklubs das Beste verdienen".

Salzburg war am Dienstag kaum Thema

Ob Klopp das Beste ist, was den Red-Bull-Klubs passieren hätte können, wird man freilich erst in ein paar Jahren beantworten können. Einen dermaßen ausgewiesenen Fußball-Experten wie ihn an Bord zu holen, ist sicherlich nicht der schlechteste Ansatz, um das Red-Bull-Imperium - wie erhofft - auf die nächste Entwicklungsstufe zu hieven. 

Ganz wird man das Gefühl aber nicht los, dass Klopp zwischen all den großen Ankündigungen und Versprechungen selbst noch gar nicht so genau weiß, wie seine Funktion in Zukunft genau aussehen wird. In einigen Punkten blieb er wage, viel drehte sich am Dienstag um die zukünftige Entwicklung von RB Leipzig.

Der FC Red Bull Salzburg etwa war in der rund eineinhalbstündigen Diskussion kaum ein Thema. Die Frage, welche Rolle der ursprüngliche Red-Bull-Verein künftig im Gesamtbild spielen wird, blieb offen.

Klopp verwies darauf, sich zunächst mit den Mozartstädter Verantwortlichen treffen zu wollen, bevor er über den österreichischen Ableger sprechen könne.

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