In der größten Niederlage liegt auch eine Chance - so sehr den SK Rapid die 1:2-Niederlage im ÖFB-Cup-Finale gegen RB Salzburg auch schmerzte.
"Ich hoffe, dass in einigen Tagen auch die Kraft herausgezogen werden kann. Man hat gesehen, was die Mannschaft überhaupt fähig ist zu leisten – wenn sie weniger Druck hat, nicht mehr die Angst des Misserfolgs im Rücken spürt. Wenn sie so zusammensteht und miteinander den Weg sucht – das sind schon auch gute Zeichen für die Zukunft", meint Fredy Bickel.
Die Leere soll der Zuversicht weichen
Auch der Schweizer Sportchef war emotional, den Tränen nahe. Die Art und Weise, wie man die Titelchance vergeben hatte, wird noch länger an jedem Beteiligten nagen.
"Es tut unheimlich weh. Ich denke, insbesondere für die Mannschaft, die noch alles rausgequetscht, alles gegeben, versucht hat und diesen Sieg unbedingt wollte – für sich selber, für den Verein, auch für die Fans, die uns so unterstützt haben. Es ist schon eine große Leere da nach dieser Partie", gesteht Bickel gegenüber LAOLA1.
So tief sitzt der Schmerz beim SK Rapid:
Es war der Schlusspunkt einer Seuchen-Saison, die letztendlich nach langem Kampf gegen den Abstieg noch mit Platz fünf in der Bundesliga und dem ÖFB-Cup-Finale ein glimpfliches Ende fand.
Trotzdem sind sich alle einig, dass die Lehren daraus gezogen werden müssen. Die Überzeugung ist vorhanden, dass man nicht mehr so schnell in so eine Situation kommen werde.
Rapid heute und vor drei Monaten: "Ein Riesen-Unterschied"
Vor allem die Fortschritte unter Goran Djuricin und seinem Team in den vergangenen eineinhalb Monaten stimmen die Grün-Weißen zuversichtlich.
"Wir können uns zwar nichts darum kaufen, aber wenn wir uns so weiterentwickeln kommende Saison, schaut das sehr gut aus", ist "Gogo" zuversichtlich.
"Wenn man sieht, wie wir im Cup-Finale und vor zwei, drei Monaten gespielt haben, ist das ein Riesen-Unterschied. Genau das wollten wir erreichen, wir wollen die Mannschaft entwickeln. Jetzt haben sie sich mal den Urlaub verdient. Es war mental sehr schwer die letzten Wochen. Jetzt das auch noch - es ist ein hartes Stück Brot heute für die Jungs."
Das Gute aus Rapid-Sicht: Die Saison ist mit dem Cup-Finale endgültig abgehakt. Das Schlechte: Die Vorbereitung auf die kommende Saison beginnt schon in wenigen Tagen und Wochen.
Kein Europacup: Fehlende Doppelbelastung als Vorteil?
Bis dahin muss noch einiges geklärt werden. Ein fahler Beigeschmack: Die Hütteldorfer haben ihre letzte Chance auf einen Europacup-Startplatz vergeben, ein nicht unwesentlicher (finanzieller) Faktor für den Verein.
"Für den Moment – so wichtig es für den Verein ist – ist das bei mir irgendwo weit hinten, weil die Gefühle einfach überwiegen und es unheimlich schmerzt", geht der Sportchef nicht näher darauf ein.
Sich aufgrund der fehlenden Doppelbelastung besser auf das Wesentliche in den nationalen Bewerben zu konzentrieren, ist für Bickel "ein schwacher Trost".
Zudem benötigt man ohne Europacup keinen übergroßen Kader - in dieser Hinsicht stehen noch einige Gespräche an. Abgänge und Kaderreduzierung sind wie immer Stichworte, Neuzugänge nur bei genügend Spielraum vorstellbar.
Lösungen und Kaderumbruch angestrebt
Bisher wurde einzig und alleine der Spanier Tomi verabschiedet, die auslaufenden Verträge von Tobias Knoflach und Steffen Hofmann wurden verlängert.
Trotzdem gibt es mit Sicherheit Spieler, die mit ihrer Situation nicht zufrieden sind oder Angebote vorliegen haben. Laut "Krone" soll Christoph Schösswendter, der nicht immer erste Wahl war, ein Thema bei Dynamo Dresden sein.
Auch Ersatz-Torhüter Richard Strebinger soll sich bereits umgeschaut haben, auf Abwehr-Jungstar Maximilian Wöber hat Ajax Amsterdam intensiv ein Auge geworfen. Auch Louis Schaub steht in der Transferzeit immer wieder aufs Neue im Blickpunkt.
Mario Sonnleitner und Arnor Traustason werden mit ihrem Standing nicht zufrieden sein, Jan Novota sitzt seinen Vertrag bis 2018 ab, Philipp Prosenik und Maximilian Entrup kehren nach Leihen zurück, werden aber nicht unbedingt gebraucht.
Dazu kommen junge Perspektivspieler, die möglicherweise mit Leihen auf einen neuen Level gehoben werden können. Im erweiterten Profikader schnuppern dürfen im Trainingslager zumindest einmal Albin Gashi (20), Kelvin Arase (18), Eren Keles (23) und Dejan Ljubicic (19).
Bickel: "Ich werde nicht mit dem Hammer reinfahren"
Da alle laufende Verträge haben, sind Bickel jedoch die Hände gebunden. Es gibt jedoch keinen Zweifel, dass der eine oder andere keine große Rolle mehr in den Vorstellungen der sportlichen Führung spielt.
So ausgelassen jubelte Salzburg über den Cup-Sieg:
"Ich werde niemanden dazu zwingen. Es muss alles irgendwo in einem guten Rahmen ablaufen, es muss für alle Parteien stimmen. Ich werde da nicht mit dem Hammer reinfahren."
"Der Weg, den wir gegangen sind, macht eine gewisse Freude"
Trotzdem ist der Schweizer überzeugt, zusammen mit dem bestätigten Chefbetreuer Djuricin die richtige Mischung und eine schlagkräftige Truppe für die kommende Saison zu formen. Denn das Grundgerüst stimmt aus grün-weíßer Sicht, das Potenzial, um durchzustarten, sei vorhanden.
"Ich habe immer gesagt, wenn wir diese Zeit, die wirklich nicht einfach war, so überstehen, dann bin ich auch sicher, dass wir stärker herauskommen. Vielleicht sind wir irgendwann so weit, dass wir das Gute herausziehen können, wir haben gesehen, wie es mit diesem Zusammenhalt auch gehen könnte. Das Team, der Staff, wie wir miteinander den Weg gegangen ist, macht schon irgendwie auch eine gewisse Freude – so hart das im Moment ist."