"Geil" nennt es Trainer Goran Djuricin, dass es beim SK Rapid endlich wieder losgeht.
Die letzten Vanillekipferl sind verdaut, die Gedanken längst auf die Vorbereitung gerichtet, in welcher die Grün-Weißen auch Sturm Graz und RB Salzburg noch nicht aus den Augen verlieren wollen.
Ungewohnterweise geht es ohne Neuzugänge in den Jänner. Das soll aber noch nichts heißen, wie Fredy Bickel LAOLA1 bestätigt: "Es ist überhaupt nichts entschieden, ob nicht doch noch ein Neuzugang zu uns kommen kann."
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"Müssen uns Zeit geben bis Ende Jänner"
Ein neuer Reiz wurde zum Start in den Trainingsbetrieb 2018 damit nicht gesetzt, dieser sei aber laut dem Sportdirektor auch nicht unbedingt nötig. Viel mehr spielt der Schweizer auf Zeit und will die Situation aus allen Blickwinkeln analysieren:
"Ich denke schon, dass es im Moment ganz sicher das Beste ist, dass wir so weitermachen. Ich glaube aber auch, dass wir uns die Zeit geben müssen bis Ende Jänner."
Als Neuzugänge können nur ein alter Bekannter, einige Nachwuchsspieler und zurückkehrende Langzeitverletzte bezeichnet werden - auch dadurch könne in der Rückrunde eine neue Dynamik innerhalb des Teams entstehen.
Neue Pläne mit "Hicke", neuer Reiz nicht immer gut
Voller Vorfreude erwarteten die Hütteldorfer die Rückkehr von Thomas Hickersberger. Der im ganzen Land mit einem besonders guten Ruf ausgestatte Co-Trainer soll für neue Akzente in Zusammenarbeit mit Djuricin sorgen.
"Wir haben mit Thomas Hickersberger ein neues Mitglied im Staff. Wir haben uns vorher zwei, drei Mal getroffen. Da war schon einiges zu tun", verrät der 43-jährige Wiener und geht genauer auf die ersten Pläne ein, welche er zusammen mit "Hicke" ausgeheckt hat:
"Wir wollen unser Spiel verbessern, da hilft er uns natürlich, er hat sehr viel Erfahrung. Er kennt die Mannschaft, den Verein, das ist sehr wertvoll. Wir wollen noch dominanter werden und wenn möglich auch effizienter."
Ob sich Djuricin die eine oder andere Verstärkung, vor allem einen Stürmer, gewünscht hätte? "Wir hatten einen neuen Reiz im Sommer. Ein neuer Reiz ist oft gut, aber nicht immer. Wir sind jetzt zufrieden mit der Situation wie sie ist." Die Aufgabe sieht er wie Bickel vorrangig darin, den Kader zu reduzieren anstatt neue Einkäufe zu tätigen.
Abgänge möglich, Kadergröße "ganz bestimmt ein Problem"
Die Kadergröße und das unfreiwillige Erbe von Vorgänger Andreas Müller beschäftigt Bickel seit dessen Antritt bei Rapid. Herr der Lage ist er aus vertraglichen Gründen noch immer nicht geworden, auch in diesem Winter schaut es nicht danach aus, als würde dieses Problem endgültig gelöst werden.
"Es ist ganz bestimmt ein Problem. Grundsätzlich haben wir uns auf die Fahne geschrieben, dass wir nicht mehr als 23 Spieler in einer Saison haben wollen, in der wir nicht europäisch spielen. Wir sind jetzt Stand heute 26. Es ist so, dass noch immer drei länger verletzt sind, also stimmen die 23. Aber die Verletzten kommen dann auch irgendwann zurück. Und ich kann auch dem Trainerstaff nicht auferlegen, dass sie plötzlich mit 27, 28, 29 Spielern trainieren müssen - das geht nicht. Und nur immer in den Nachwuchs hinuntersetzen, um zu spielen, ist eigentlich auch nicht der Sinn der Sache."
Druck ausüben will und kann die Vereinsführung nicht. Bekannt ist aber, "dass es zwei, drei Spieler gibt, die sich ein bisschen mehr Spielpraxis wünschen und sich jetzt sicher auch umschauen." Von der Planung her müsste man so flexibel sein, um auf diese Wünsche einzugehen.
Die Stürmerfrage hängt jedoch nicht nur von der Kadersituation, sondern auch von anderen Gründen ab, die bis zum Ablauf der Transferperiode abgewogen werden sollen.
Wovon hängt Verpflichtung eines Stürmers ab?
Mit Armin Mujakic wird nach dem Abgang von Philipp Prosenik zur SV Ried ein Angreifer von Rapid II hochgezogen. Diese Personalie verändert aber nicht großartig etwas am Hintergedanken, vielleicht doch noch an vorderster Front nachzubessern, nachdem die Treffsicherheit im Herbst mager ausfiel.
"Mujakic hat jetzt sicher auch seine Chance, er kann sich jetzt auch einmal beweisen bis Ende Jänner. Ich will den Teufel nicht an die Wand malen, aber du weißt nie: Verletzungen könnten plötzlich noch geschehen. Es sind jetzt drei, mit Mujakic vier Stürmer. Wir wissen noch nicht, was mit Joelinton im Sommer passiert. Das sind gewisse Fragen, die noch offen sind und dessen Antworten ich sicher noch will, bevor wir Ende Jänner endgültig entscheiden, ob jetzt noch wer kommt oder nicht."
Beric, Janko oder Chabbi? Bickel weiß, wie der Hase läuft
Namen wie Robert Beric, Marc Janko, der bei Sparta Prag aussortiert wurde, oder Seifedin Chabbi, Erste-Liga-Topscorer in Diensten von Ried, machen medial die Runde. Sind diese Namen auch ein Thema für den Schweizer Sportchef?
"Ich werde ganz bestimmt zu keinem Spieler sagen, er sei keine gute Idee. Weil vielleicht brauche ich ihn plötzlich und du hast schnell mal was Falsches gesagt. Also prinzipiell ist jeder Spieler, der uns angeboten wird oder dessen Name wo auftaucht und etwas für uns sein könnte, interessant für uns", gibt sich Bickel diplomatisch und lächelt, da er sich an die Abläufe in Österreich bereits gewöhnt hat:
"Seit ich hier bin, habe ich gelernt, dass es in diesem Verein so funktioniert, dass die Medien meistens viel mehr wissen als du selber und von überall her die Ratschläge kommen, wer geholt werden müsste. Ich nehme das nicht so bitter ernst. Es sind zwischendurch auch gute Ideen dabei, die man weiterverfolgen kann. Was dann daraus wird, liegt dann in unserer Macht."
Joelintons Zukunft wie "zweischneidiges Messer"
Nicht in Rapids Macht steht hingegen, wie es mit Joelinton weitergeht, der sich im Herbst noch als treffsicherster Angreifer erwies und im Dezember eine Formsteigerung zeigte. Die Leihgabe von Hoffenheim wird aber nur schwer zu halten sein.
"Das liegt natürlich nicht in unserer Hand. Er gehört nicht uns. Er hat einen Vertrag mit uns bis Ende der Saison. Wir haben mitgeteilt und auch offen kommuniziert, dass wir ihn gerne halten würden. Für den Moment und mit seinen letzten Spielen wird das natürlich eher ein bisschen schwierig. Das ist ein zweischneidiges Messer - wenn er gut spielt, sind die Chancen klein, dafür ist es gut für uns. Und wenn er schlecht spielt, wäre es weniger gut für uns und die Chancen dadurch größer."
Deshalb könnte man bei negativem Bescheid aus Deutschland bereits im Winter einen Ersatz holen müssen, um im Sommer nicht mit leeren Händen dazustehen, wenn man den Brasilianer ziehen lassen muss.
Beförderte Youngster und Langzeitverletzte geben Mut
Das Frühjahr stellt für einige Spieler eine Chance da. Mujakic wurde bereits als Neuzugang aus dem eigenen Nachwuchs erwähnt, zusätzlich wird auch Mert Müldür mit ins Trainingslager reisen.
"Er ist ein sehr talentierter Innenverteidiger", lobt Djuricin den 18-jährigen Türken. Zudem wurde Kelvin Arase, der bereits in einigen Einsätzen bei den Profis einen positiven Eindruck hinterließ, mit einem Profivertrag ausgestattet und gehört ab sofort dem Kader an.
"Arase haben wir schon in die erste Mannschaft genommen, also grundsätzlich haben wir einen Neuzugang. Mich persönlich freut es sehr, wenn wir die Neuzugänge aus dem Nachwuchs vermelden können. Das spricht dafür, dass wir auf dem richtigen Weg sind und gut gearbeitet haben", meint Bickel.
Auch erfreulich aufgenommen werden die anstehenden Comebacks der Langzeitverletzten. Mittelfeldspieler Ivan Mocinic bestreitet bereits zum Start einige Teile des Trainings mit der Mannschaft, Christopher Dibon und Manuel Thurnwald werden im Trainingslager im spanischen Benidorm langsam wieder herangeführt.
Für Bickel sind noch einige Aufgaben zu lösen. Das letzte Wort, ob Rapid noch Abgänge und Neuzugänge vermelden kann, wird jedoch noch einige Zeit auf sich warten lassen.