Über acht Monate ist Miroslav Klose mittlerweile Cheftrainer des SCR Altach - für den ehemaligen Weltklasse-Stürmer, der zuvor noch nie Cheftrainer eines Profiklubs war, ist seine aktuelle Tätigkeit im Ländle aber nach wie vor mit einem Lernprozess verbunden.
Nach 20 gespielten Runden findet sich Altach lediglich auf dem vorletzten Platz der Admiral Bundesliga wieder. Dass man mit den Altachern keine Baume ausreißen werde, war Klose von Anfang an klar, wie er bei der "Sky"-Sendung "Talk und Tore" erklärt, habe er sich seine erste Trainerstation aber schon etwas einfacher vorgestellt.
"Wenn ich ehrlich bin, schon", sagt Klose, der aber nicht vor der Challenge zurückschreckt: "Ich nehme, wie es kommt. So war ich schon immer als Mensch. Auch diese Situation bringt was mit sich, wo du unheimlich viel lernen kannst."
Der Weltmeister von 2014 hat sofort ein Beispiel parat: "Ich werde mit Sachen konfrontiert, von denen ich nicht ausgegangen bin. Das ist alles neu für mich. Ich muss mich als Trainer mit dem Platzwart darum kümmern, dass der Platz ordentlich ist. Am Anfang gab es Abstimmungsschwierigkeiten, dass man den Platz in einem ordentlichen Zustand vorfindet, was für mich gang und gäbe ist."
"Musste den einen oder anderen Kompromiss eingehen"
Sportlich lief es für die Altacher zuletzt weniger rund. Bei der 0:3-Niederlage gegen Austria Klagenfurt am Sonntag sprach Klose von der schlechtesten ersten Halbzeit seit er in Altach Trainer sei. Noch konnte er der Mannschaft nicht komplett seinen Stempel aufdrücken, das sei aber auch gar nicht möglich.
"Ich musste den einen oder anderen Kompromiss eingehen", spricht Klose seine etwas adaptierte Spielphilosophie an. Seine Spieler bevorzugen die Fünferkette, führen diese laut Klose aber nicht offensiv genug aus. "Da gilt es die richtigen Schlüsse zu ziehen und ein System einzuspielen, dass uns durch die Quali bringt."
Klose: "War nie ein Spieler, der vom Trainer motiviert werden musste"
Auch was die Mentalität und Laufbereitschaft seiner Spieler angeht, sieht Klose noch einiges an Aufholbedarf. Auch hier musste der Deutsche erst lernen, selbst anzupacken.
"Das ist für mich, so wie ich als Spieler getickt habe, schwer nachzuvollziehen. Ich habe mich nie damit auseinandergesetzt, weil ich nie ein Spieler war, der vom Trainer motiviert werden musste. Als Trainer stehe ich auf der anderen Seite. Da muss ich Wege finden, wie ich die Jungs motivieren kann", so Klose, der mehr von seinen Spielern fordert:
"Es ist viel durch meinen Namen entstanden an Aufmerksamkeit. Das ist auch ein gewisser Schutz für die Spieler. Irgendwann müssen sie aber raus aus dem Schneckenhäuschen."
Zweifel an der Entscheidung für Altach? "Null!"
Auch wenn es sportlich zurzeit schwierig sein mag, Zweifel, ob ein Wechsel in die Admiral Bundesliga nicht vielleicht ein Fehler war, haben sich bei Klose in den vergangenen Monaten nie eingeschlichen.
"Null. Wirklich nicht", so der ehemalige Stürmer. "Es macht ja auch Spaß. Es sind so viele fantastische Menschen in diesem Verein, wo es so viel Spaß macht, mit ihnen täglich zu arbeiten. Es ist so viel Menschlichkeit bei diesem Verein - das ist unsere große Stärke. Wir schmeißen nicht mit Geld um uns, sondern setzen auf die Spieler, die hier reinpassen."