Oliver Glasner hat seiner Mannschaft ein Saisonziel ausgegeben.
Der LASK soll jeden Bundesliga-Verein in dieser Spielzeit zumindest einmal schlagen: Seit Sonntag sind acht von neun Hakerl gesetzt.
Nach dem 1:0 gegen Meister Salzburg (Spielbericht), dem vierten Sieg in Folge (erstmals in der Bundesliga seit 1998 unter Otto Baric) fehlt dem Aufsteiger, der aktuell das beste Bundesliga-Rückrundenteam stellt (25 Punkte), nur noch Rapid auf dieser Liste.
Die Wiener gastieren am 5. Mai in Pasching und dieses Duell wird sehr wahrscheinlich eines um Europa sein - denn aktuell trennt den Dritten (49) und den Vierten (48) nur ein Punkt, zudem lauert die Admira (46) und auch die Austria (39) will noch mit einem starken Finish ein Europacup-Ticket ergattern.
Platz fünf könnte für einen Quali-Platz in der UEFA Europa League schon reichen, sollte der Cupsieger sich auch via Liga für den Europacup qualifizieren. Der LASK hat indes die Chance, erstmals seit 1999 wieder europäisch zu spielen. Das bislang letzte EC-Spiel mit schwarz-weißer Beteiligung fand am 28. September 1999 auf der Gugl gegen Steaua Bukarest statt (2:3/1. Runde UEFA-Cup, Hin: 0:2).
Dass der LASK nun früher als erwartet wieder Europacup-reif ist, liegt vor allem an einem Mann: Oliver Glasner.
Defensive geschärft
Bereits in der Aufstiegssaison hat Glasner mit seinem Trainer-Team um Michael Angerschmid im Hinblick auf die Bundesliga an der Defensive gearbeitet, im Sommer kam auch nach der Schlüssel-Verpflichtung von Wunschspieler Gernot Trauner die Umstellung auf eine Dreierkette. Während im Herbst teilweise noch mit einer Viererkette gespielt wurde, bot Glasner im Jahr 2018 acht Mal eine Dreierkette auf, die natürlich im Spiel gegen den Ball zur Fünferkette wird. Allgemein hat sich die gesamte Mannschaft punkto Defensivverhalten gesteigert. Sechs dieser acht Spiele wurden gewonnen, wiederum die Hälfte ohne Gegentor beendet. Der Großteil der Spieler hatte vor dieser Saison noch keine oder wenige Bundesliga-Erfahrung, mit Fortlauf dieser Spielzeit haben sich die LASK-Kicker mehr und mehr ans Oberhaus gewöhnt. Lange Zeit schien es, als würde Platz fünf exakt zum LASK passen, doch früher als erwartet sind die Oberösterreicher reif für einen Platz weiter oben. Nach Salzburg (20) hat der Aufsteiger auch die zweitwenigsten Gegentreffer in dieser Saison kassiert. Das liegt auch an der gesamtheitlichen Defensivarbeit - kurzum: Der LASK hat einen echten Plan und setzt diesen auch auf dem Rasen um.
Entscheidungen getroffen
Glasner ist Trainer und Sportchef in Personalunion. Natürlich sprechen weitere Personen wie LASK-Präsident Siegmund Gruber oder Berater Jürgen Werner ein gewichtiges Wörtchen mit, doch am Ende des Tages trägt der 43-Jährige die Verantwortung für das sportliche Abschneiden. Und Glasner ist in seinen Entscheidungen glasklar. Bei Rene Gartler wurde im Frühjahr nicht lange um den heißen Brei herumgeredet, sondern die Entscheidung getroffen, den im Sommer auslaufenden Vertrag nicht mehr zu verlängern. Dafür wurde Samuel Tetteh für eineinhalb Jahre von Salzburg geholt - ein Generationenwechsel perfekt vollzogen. Gartler, der als Strafraum-Stürmer nicht mehr ins Anforderungsprofil passt, verlor aber seither kein kritisches Wort und legt sich bei seinen Einsätzen weiterhin ins Zeug, freilich auch aus Eigeninteresse punkto Zukunft, aber in erster Linie weil seit einigen Jahren echte Professionalität beim LASK angesagt ist. Ansonsten stehen alle weiteren Spieler, außer Leihgabe Mergim Berisha und Emanuel Pogatetz, der möglicherweise im Sommer seine Karriere beendet, aber in anderer Funktion für den Verein arbeiten könnte, bis zumindest 2019 unter Vertrag.
Spieler entwickelt
Dass der LASK bereits nach der Comeback-Saison in der Bundesliga die Europacup-Durststrecke beenden kann, liegt freilich auch an den Coaching-Qualitäten Glasners. Die Spieler haben sich merklich weiterentwickelt, auch die Mannschaft - die finanziell rosigeren Zeiten beim LASK nützt Glasner bislang perfekt und formte ein schwer zu bespielendes Bundesliga-Team. "Ich habe am Anfang der Saison schon gesagt, dass der LASK mit taktisch eine der besten Mannschaften der Liga ist", streute Salzburg-Trainer Marco Rose abermals Rosen. Glasner bewies auch gegen Salzburg, warum er eine der heißesten Trainer-Aktien in Österreich ist. Die schwache Passquote von 48 Prozent war Kalkül. "Wenn du gegen Salzburg auf Ballbesitz a la Dortmund setzt, dann wird das nicht reichen - für uns auch nicht. Du musst wissen, was du kannst. Wir haben schnelle Offensiv-Spieler und nehmen diese riskanten Pässe in Kauf. Da wollen wir uns nicht lange aufhalten. Wir haben gegen Salzburg in der ersten Hälfte gemerkt, mit dem Rücken zum gegnerischen Tor hatten wir für den zweiten Ballkontakt keine Zeit, denn dann war der Ball weg. Wenn wir gewinnen, nehme ich auch noch weniger Prozent Passquote in Kauf." Glasner stärkte gegen Salzburg zudem das Zentrum. Drei Trainer haben den Meister in dieser Saison geschlagen: Franco Foda, nun ÖFB-Teamchef, Simone Inzaghi, aufstrebener Serie-A-Coach, und nun Glasner.
Teamgeist gefördert
Glasner hat bei den Besten in Österreich gelernt und die sind bekanntlich seit einigen Jahren in Salzburg tätig. Zwei Jahre war das Rieder Urgestein Co-Trainer von Roger Schmidt und bekam dort auch hautnah mit, wie hilfreich der Faktor Teamgeist am Feld sein kann. Schließlich ist die Art und Weise, wie Salzburg und auch der LASK spielen, sehr aufwändig und funktioniert in der Regel nur, wenn wirklich die gesamte Mannschaft sich an den Plan hält. Daran hält sich auch jeder. "Ich werfe dann noch Dominik Reiter und Rene Gartler ein und die machen nichts anderes als den Gegner in der Defensive zu beschäftigen", ging Glasner nach dem Salzburg-Spiel diesbezüglich das Herz auf. Auch dieser Teamgeist sorgt dafür, dass der LASK nach 29 Runden bereits bei 48 Punkten hält. So viele reichten vor fünf Jahren bereits zur Europa-League-Qualifikation. Hochgerechnet wird der LASK am Ende 59 Punkte stehen haben, das reichte zuletzt 2011 nicht zur EC-Teilnahme - damals gab es aber nur drei Plätze via Liga. Sollte es diese Saison dann am Ende noch nicht reichen, weil die Spieler (am Sonntag war die Bank nicht voll besetzt) ausgehen oder hinten raus die Luft knapp wird, stehen die Chancen gut, dass es in der nächsten Saison reichen wird. Denn der LASK hat auf und abseits des Rasens einen Plan und setzt diesen kontinuierlich um.