Am Anfang der Derby-Woche ließ Philipp Ziereis seinen LASK-Trainer Thomas Sageder aufhorchen:
"Er hat mir einen recht coolen Satz gesagt. Er hat für sich den Anspruch, dass er einer der besten wenn nicht der beste Innenverteidiger der Bundesliga sein will. Und das kann er auch."
Dazu würde jedoch nicht nur die Kunst des Verteidigens gehören.
"Er ist der Abwehrchef und coacht hinten seine Mitspieler, aber dazu gehören auch sagen wir mal drei bis fünf Tore aus Standards oder dem Spiel heraus dazu", betont Sageder.
Nicht gerade als Goalgetter bekannt
Beim 2:0-Derby-Triumph gegen den FC Blau-Weiß Linz erzielte Ziereis den ersten Treffer der Athletiker.
Im ersten Bundesliga-Aufeinandertreffen der beiden Vereine war es quasi ein historischer Treffer. Man darf davon ausgehen, dass man selbigen daher auf Jahre hinaus immer wieder in Rückblicken zu sehen bekommen wird.
Dieses Tor ist für den Deutschen jedoch auch in persönlicher Hinsicht mehr als erwähnenswert, schließlich haben Ziereis-Tore Seltenheitswert.
"Ich war in meiner Karriere bislang nicht gerade als Goalgetter bekannt", neigt der 30-Jährige ein wenig zur Untertreibung.
Plötzliche Häufung der Tore kein Zufall
Insgesamt war es in der gesamten Laufbahn nämlich erst sein fünfter Pflichtspiel-Treffer. Erstmals schrieb er in der Saison 2012/13 für seinen Heimatverein Jahn Regensburg in der 2. deutschen Bundesliga an. 2016/17 "verdoppelte" er quasi für den FC St. Pauli.
"Ich habe für jeden meiner vorherigen Vereine genau ein Tor gemacht, für den LASK jetzt drei", erläutert Ziereis, der Ende April erstmals für die Oberösterreicher genetzt hat und inklusive Treffer beim Cup-Auftakt in Röthis in der laufenden Spielzeit nun bereits zwei Tore auf dem Konto hat.
In seinem Fall muss man beinahe schon von einer plötzlichen Häufung der Tore sprechen, die jedoch nicht dem Zufall geschuldet ist.
"Clemens und ich arbeiten sehr detailliert daran. Ich hatte schon letzte Saison einige Chancen, die ich liegen gelassen habe. Das war definitiv ein Ziel von mir in dieser Saison", verweist Ziereis auf die Zusammenarbeit mit Co-Trainer Clemens Zulehner.
Innenverteidiger führen 2:1
Auch Sageder lobt: "Es freut mich, dass es mit dem Tor geklappt hat, aber er hat das auch im Training und mit seiner Arbeit mit den Analysten, wo er Räume finden könnte, irgendwo auch erzwungen."
Warum er erst eher spät in der Karriere einen gewissen Torriecher entdecke, sei eine gute Frage.
"Vielleicht hätte ich Clemens früher treffen sollen", grinst Ziereis, "aber Spaß beiseite: Ich freue mich richtig, dass es jetzt schon zwei Mal in vier Spielen geklappt hat. Ich hoffe, dass noch einige dazukommen in dieser Saison."
Da Felix Luckeneder beim Auftakt gegen Rapid getroffen hat, führen die Innenverteidiger in der internen Schützenliste gegen die Offensivkräfte mit 2:1.
Entweder aus dem Stadion oder ins Tor
"Zurzeit haben wir ein Näschen. Wenn uns der Ball weiterhin so vor die Füße fällt, nehmen wir das gerne mit", lacht Ziereis, dem der Ball bei seinem Treffer gegen Blau-Weiß tatsächlich "vor den Schlappen" gefallen ist:
"Dann habe ich mit meinem Linken draufgehaut, das ist nicht gerade mein starker Fuß. Ich habe mir gedacht: Entweder geht er aus dem Stadion oder er geht rein. Ich habe fast einen Tick zu lange Zeit zum Überlegen gehabt, weil ich doch sehr, sehr frei war. Aber den sollte man schon machen."
"Ich habe ein paar Mal das Hamburger Derby gespielt, das war auch nicht so schlecht. Das Linzer steht dem nicht groß hinterher."
Dass Ziereis im Brotberuf Abwehrspieler ist, merkt man auch daran, dass es ihm selbstredend einiges bedeutet, erstmals in dieser Liga-Saison zu Null gespielt zu haben:
"Eine gute Defensive ist einfach die Basis für eine erfolgreiche Saison. Das ist der Schlüssel, wenn du sehr weit oben angreifen willst. Egal in welchem Wettbewerb: Wenn du wenig Gegentore kassierst, stehen die Mannschaften immer sehr weit oben."
Erinnerungen ans Hamburger Derby
Dass der LASK nach dem Fehlstart mit Kritik konfrontiert war, ist für Ziereis legitim:
"Wir waren ja selbst nicht zufrieden mit dem, was wir gezeigt haben. Bei unseren Ansprüchen musst du dich der Kritik von außen auch stellen. Wir werden davor nicht weglaufen, und natürlich wollten wir im Derby den Turnaround schaffen."
Das ist sportlich gelungen. Zudem konnte der Fußball in Linz mit einer beiderseitig hervorragenden Stimmung, die auch Ziereis als "geil" einstuft, Eindruck schinden:
"Ich habe ein paar Mal das Hamburger Derby gespielt, das war auch nicht so schlecht. Das Linzer steht dem nicht groß hinterher. Die Zuschauerzahl ist vielleicht ein bisschen kleiner, aber die Stimmung war überragend. Genau solche Abende wollen wir hier auf der Gugl erleben."