Mit dem 2:0-Sieg in Altach hat die SV Ried ihre Hausaufgaben vorerst gemacht.
Im Abstiegskampf sind die Innviertler - neben einem Heimsieg über Mattersburg - auf Rapid-Schützenhilfe gegen SKN St. Pölten angewiesen.
Lassaad Chabbi hilft bei "Sky" ein bisschen nach und stimmt die Hütteldorfer mit verbalen Rosen gnädig: "Rapid Wien ist der größte Verein in Österreich! Als ich noch in Tunesien war, wussten wir nicht, wer der Präsident von Österreich ist - aber wir kannten Hans Krankl."
Den lobenden Worten folgt natürlich ein Appell des Ried-Trainers: "Ich hoffe, dass Rapid am Wochenende seinen Job gut macht, und wünsche das auch meinem Trainerkollegen 'Gogo' (Goran Djuricin, Anm.)."
Klassenerhalt wie Existenzaufbau
Bei allem Lob für den scheinbar seit jeher interkontinental bekannten Rekordmeister vergisst Chabbi nicht auf den eigenen Anteil zum "Wunder Klassenerhalt".
"Es liegt viel in unserer Hand. Ich habe zu meinen Spielern gesagt: Als ich im Jahr 1986 nach Österreich gekommen bin, hatte ich 100 Schilling in der Geldtasche. Ich habe alles selber gemacht. Solang du positiv denkst, kannst du immer weit kommen. Jetzt habe ich zwei große Kinder", schlägt der 55-Jährige einen emotionalen Bogen zu seiner Übersiedelung vor 31 Jahren.
"Die Tabelle lügt nicht, der Letzte soll absteigen. Aber ich bin überzeugt, dass wir das letzte Spiel zuhause gewinnen. Ich habe zu meinen Spielern gesagt, wenn wir unsere Aufgaben erfüllen, haben wir unseren Job gemacht und niemand ist uns böse."
Kein Einknick nach Wembley-Tor
Das positive Denken hat sich schon in Altach bezahlt gemacht.
Bei den krisengeschüttelten Vorarlbergern trat Ried von der ersten Minute an mutiger auf, wenngleich die Überlegenheit in einer spielerisch überschaubaren ersten Hälfte relativ war.
Auch nach dem nicht gegebenen "Wembley-Tor" von Clemens Walch, das die anfängliche Druckphase nach 20 Minuten vorerst abschließen sollte, ließ sich das Schlusslicht nicht beirren.
Vorfreude auf die Party?
Dass die mentale Arbeit Früchte trägt, zeigte auch das Selbstvertrauen von Patrick Möschl. Dessen Kopf-1:0 in der 63. Minute markierte bis in die tiefe Nachspielzeit und dem abgeschlossenen Konter von Peter Zulj das Goldtor.
Auch sein vierter Saisontreffer sollte wie die vorhergehenden in einer Partie fallen, die mit seltenen drei Punkten für Ried zu Ende geht.
"Ich habe schon gehört, dass wir gewinnen, wenn ich treffe. Aber das ist mir egal", so der Torschütze.
"Das Wunder haben wir noch lange nicht erreicht. Aber solange die Chance lebt, werden wir kämpfen, und sie ist noch da. Am Sonntagabend gibt es eine Party."
Nach Hütteldorf fahren, drei Punkte machen
Klar, dass der SKN St. Pölten trotz der ungleich schwereren Aufgabe vor der Nase diese Party verhindern will. Beim 1:1 gegen den Wolfsberger AC verabsäumte man es, das Schild des einzigen Rieder Abstiegskontrahenten um den Hals des Gegners zu hängen.
"Ich habe gewusst, dass wir drei Punkte brauchen werden, um den Klassenerhalt aus eigener Kraft zu schaffen", so Jochen Fallmann.
In Hinblick auf Sonntag gelte es "in erster Linie, gut zu regenerieren. Und auch die Mannschaft wieder aufzurichten, denn sie hat sich heute sehr viel vorgenommen, daher ist die Enttäuschung da."
Der Nachsatz zeugte hingegen gar nicht von hängenden Köpfen: "Wir schauen, dass wir nach Hütteldorf fahren und unseren Dreipunkter machen. Alles andere können wir nicht beeinflussen."
Keine vollen Hosen
Auch die Spieler wissen, dass die Abstiegsgefahr größer geworden ist.
"Druck ist nichts Neues für uns. Natürlich wird es hinten raus mit den Nerven etwas Anderes. aber wir sind Profis, das ist das Geschäft, wir haben damit umzugehen und werden damit umgehen", sagte Manuel Hartl.
"Wir werden nicht nach Wien fahren und sagen: 'Uh, jetzt spielen wir auswärts gegen Rapid!'."
Der Respekt vor dem Rekordmeister dürfte im 1.500 Kilometer entfernten Tunesien also größer sein, als im 50 Kilometer entfernten St. Pölten.