Einen einzigen Eckball hätte der WAC noch überstehen müssen, dann wäre Austria Lustenau schon auf dem Weg in den Urlaub und die Kärntner im Finale der Europacup-Playoffs gegen die Wiener Austria.
Darijo Grujcic hatte da aber etwas dagegen, schraubte sich in der sechsten Minute der Nachspielzeit noch einmal hoch und brachte seinen Lustenauern mit einem präzisen Kopfball ins rechte, untere Eck den späten Ausgleich.
Damit kippte das Spiel, die in die Verlängerung gezwungenen Wolfsberger wirkten verunsichert und Lustenau nutzte das in Person von Lukas Fridrikas gnadenlos aus. Schlussendlich setzte sich die Mader-Elf mit 2:1 durch (Spielbericht >>>) und trifft damit am Donnerstag im Hinspiel zuhause auf den Namensvetter aus Wien (17 Uhr im LIVE-Ticker >>>).
Fridrikas: "Da hab ich gewusst, wir drehen das"
Es war ein Kampf bis zur letzten Sekunde im Lavanttal - sicherlich kein Nachteil für die Veilchen, die deutlich frischer in die entscheidenden zwei Partien gehen werden.
Einer hat sich seine Kräfte dafür schon eingeteilt, behauptet er mit einem Lächeln. Goldtorschütze Lukas Fridrikas verrät nämlich: "Es hat schon in der 80. Minute angefangen mit den Krämpfen. Ich hab' mich ein bisschen geschont in der zweiten Halbzeit, muss ich ehrlich sagen. Ich hab' einfach gehofft, dass mich der Trainer nicht rausnimmt."
Denn der umtriebige Offensivspieler wusste: "Zurzeit läuft es einfach und wie man sieht, schieß ich derzeit immer irgendwie ein Tor". Nach dem Last-Minute-Ausgleich hatte er am Ausgang des Spiels keinerlei Zweifel mehr: "Ganz ehrlich, da hab' ich dann gewusst: Wir drehen das."
Nun wartet für die Lustenauer, die als Zweitplatzierte der Quali-Gruppe noch in die Europacup-Playoffs gerutscht sind, eine Heimpartie, ehe es am Sonntag (17 Uhr im LIVE-Ticker) zum Rückspiel in die Generali-Arena geht.
Jetzt soll die Austria "weggehaut werden"
Wie die Lustenauer nach Wien reisen werden, dürfte noch offen sein. Für die Begegnung mit dem WAC wurde unter anderem in die Mannschaftskasse gegriffen, um mit dem Flugzeug anreisen zu können. Damit sollte die fast neunstündige Fahrt mit dem Bus vermieden werden, um Energie zu sparen.
Genug Energie für eine Kampfansage in Richtung Wien hat Fridrikas, ehe er zu den Lustenauer Fans läuft, auch noch: "Wie man sieht, haben wir Mentalität, das haben wir die ganze Saison über gezeigt. Es ist einfach nur geil! Jetzt schauen wir, dass wir die Austria weghauen, weil jetzt gibt’s eh nur mehr entweder oder."
Die Energie hatte zuvor auch Lustenau-Coach Markus Mader bei seiner Mannschaft gespürt: "Ich habe schon gemerkt, dass nach dem Ausgleich eine brutale Energie in der Mannschaft spürbar war. Umso schöner war es, dass wir dann noch das 2:1 machen. Von dort haben wir das souverän runtergespielt, nicht viel zugelassen und aufgrund der Verlängerung verdient gewonnen".
"Wir nehmen das gerne an. Wir hätten nie gedacht, dass es so kommt. Umso schöner ist das jetzt, dass wir am Donnerstag noch mal ein Heimspiel haben und diese überragende Saison gemeinsam mit unseren Fans feiern dürfen", zeigt sich Mader überglücklich über den Sieg seiner Truppe.
Schmid "kann Lustenau nur gratulieren"
Sein Gegenüber, Manfred Schmid, haderte: "Wir hatten mehr Ballbesitz und führen bis zum Schluss. Wenn du dann mit der letzten Aktion das Gegentor bekommst, wo du vorher den Ball nicht richtig klärst, dann sind das Situationen, die darfst du dir nicht erlauben."
"Es war, glaube ich, der erste Torschuss von Lustenau, wir haben aus dem Spiel heraus gar nichts zugelassen. Dann haben sie die einzige Torchance zum 2:1 gemacht, ein abgefälschtes Tor noch dazu. Ich kann Lustenau nur gratulieren und wünsche ihnen alles Gute", gibt sich der Ex-FAK-Trainer als fairer Verlierer.
Auch WAC-Routinier Mario Leitgeb spricht von einem Spiel, das "aus der Hand gegeben wurde", will aber dennoch die positiven Aspekte einer schwierigen Saison hervorstreichen.
"Jeder Spieler kann aus der Saison einiges mitnehmen, das ihm noch in seiner Karriere helfen wird. Wie wir aus den Löchern rausgekommen sind, war schon aller Ehren wert. Jetzt überwiegt aber trotzdem die Enttäuschung", so Leitgeb nach der Partie.
Zukunft von WAC-Akteuren offen
Auf die kommende Saison angesprochen, gibt sich der Wolfsberger Führungsspieler kryptisch: "Ich nehme an, dass der WAC alles geben wird, um nächstes Jahr unter den ersten Sechs zu stehen". Ob mit oder ohne Leitgeb, das stehe noch in den Sternen: "Jetzt muss ich das erstmal sacken lassen, dann reden wir weiter."
Für den WAC-Torschützen Tai Baribo geht die Spielzeit damit ebenso zu Ende, für ihn klingt eine Zukunft im Lavanttal aber etwas realisitischer: "Ich habe noch ein Jahr lang Vertrag. Ich hatte eine gute Saison. Natürlich will ich mich entwickeln. Wolfsberg hat mir alles gegeben, eine Bühne geboten, ich schätze alles, was der Verein für mich getan hat. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt."
Während es für die beiden also erstmal in den wohlverdienten Urlaub geht, steht den Lustenauern noch ein Programm bevor. "Jetzt werden wir alle mal zum Physio gehen, Kältebad, Massieren, Magnesium, keine Ahnung, jeder was er braucht", so Goldtorschütze Fridrikas.