Marco Grüll ist am 16. Spieltag der Bundesliga um ein besonderes Erlebnis umgefallen.
Aufgrund des bundesweiten Lockdowns musste das Gastspiel des SK Rapid bei der SV Ried ohne die als frenetisch bekannten Rieder Fans über die Bühne gehen.
Grüll, der die "Wikinger" in der Saison 2019/20 in die Bundesliga schoss und in Österreichs höchster Spielklasse prompt zum besten Torschützen der Innviertler avancierte, wurde deshalb nicht die Ehre zuteil, vom Rieder Publikum in seiner ehemaligen sportlichen Heimat zurückbegrüßt zu werden.
"Natürlich hätte ich gewünscht, dass das Stadion voll gewesen wäre. Wie wir alle wissen hat Ried super Fans, Rapid super Fans. Dann wäre eine super Stimmung in diesem engen Stadion gewesen, aber wir können es eh nicht ändern. Für mich war es geil, wieder hier zu spielen", trauert der 23-Jährige bei "Sky" einer vollen josko Arena hinterher.
Grüll: "Sollte nicht so genau zielen"
Die SV Ried hat weiterhin einen fixen Platz im Fußballer-Herz des ÖFB-Teamspielers: "Ich habe meine ersten Schritte als Profifußballer in Ried gemacht, hab den Aufstieg mit der Mannschaft gefeiert. Ich habe noch viele Freundschaften in dieser Truppe. Mich hat es gefreut, dass ich heute wieder hier spielen konnte."
Viel Freude hätte Grüll den Rieder Fans an diesem Sonntag aber ohnehin nicht bereitet. Der pfeilschnelle Linksaußen war einer der stärksten Rapidler an diesem späten Nachmittag, ließ in Halbzeit eins allerdings zwei Großchancen aus.
Überhaupt ging Rapid erneut schlampig mit den eigenen Chancen um, nach dem 2:2 in der josko Arena (Spielbericht>>>) blieben die Hütteldorfer auch im achten Auswärtsspiel dieser Bundesliga-Saison sieglos.
"Spielerisch war es ganz in Ordnung, nur die Chancen haben wir nicht genützt. Auch ich hatte die eine oder andere Situation, mit ein bisschen Glück wäre er vielleicht im Tor gelandet. Es hat nicht viel gefehlt, im Endeffekt entscheiden oft Zentimeter im Fußball. Beim nächsten Mal sollte ich vielleicht nicht so genau zielen", spricht Grüll einen Schuss an die Innenstange kurz vor der Pause an.
(Text wird unter VIDEO fortgesetzt)
Hofmann trauert Sieg zum Abschied nach
Nicht nur für Grüll war die Partie in Ried ein emotionales Highlight, auch Interimscoach Steffen Hofmann wird das spektakuläre Remis im Innviertel wohl noch länger in Erinnerung behalten.
Für die Rapid-Legende war es das vorerst letzte von drei Spielen an der Seitenlinie seines Herzensvereins, nach der Bestellung von Ferdinand Feldhofer als SCR-Chefcoach (Alle Infos>>>) rückt der 41-Jährige wieder in die zweite Reihe zurück.
"Ich muss sagen, mir hat das richtig Spaß gemacht, mit den Jungs zu arbeiten. Es war eine gute Zeit für mich", so Hofmann. Natürlich hätte sich der ehemalige Mittelfeldspieler zum Abschluss einen Sieg gewünscht, doch die Chancenverwertung habe nicht mitgespielt, bedauert der grün-weiße "Fußballgott":
"Von den Chancen her müssen wir das Spiel gewinnen, daran gibt es für mich keinen Zweifel. Die Jungs haben das über weite Strecken aber wieder richtig gut gemacht, leider haben wir wieder zu wenig Tore gemacht und deswegen das Spiel nicht gewonnen."
Grundsätzlich wünscht Hofmann seinem Herzensklub: "Ich denke, es geht in die richtige Richtung und ich hoffe, so geht es weiter."
Ried träumt von der Meistergruppe
Auf Rieder Seite darf der Interimscoach noch etwas länger weitermachen. Nachdem SVR-Sportchef Thomas Reifeltshammer ankündigte, dass die Suche nach einem fixen Cheftrainer noch nicht abgeschlossen sei (Alle Infos>>>), darf Christian Heinle wohl noch ein paar Wochen seine erfolgreiche Arbeit in Ried fortsetzen.
"Es war sehr schade, dass keine Zuschauer im Stadion waren, das war ein packendes Fußballspiel, in dem man sehr viele Torchancen auf beiden Seiten gesehen hat. Wenn wir heute Zuschauer haben, reißen sie uns nach dem 2:1 mit, aber summa summarum geht das 2:2 in Ordnung", trauert auch Heinle dem aus epidemiologischen Gründen fehlenden Publikum nach.
Der 36-Jährige war zuletzt sehr erfolgreich mit den Riedern unterwegs und ist mittlerweile seit fünf Pflichstpielen ungeschlagen. Zwei Remis gegen Red Bull Salzburg und Rapid sowie einen Cup-Aufstieg gegen Sturm Graz stehen auf der Habenseite.
Aktuell belegt die SV Ried Rang fünf der Tabelle und wäre damit nach aktuellem Stand erstmals im oberen Playoff dabei.
"Vor der Saison war das nicht absehbar, aber jetzt sind wir wirklich dick dabei. Aber wir müssen von Woche zu Woche schauen, dass wir besser werden. Vor allem heute haben wir zu viele Torchancen zugelassen", fordert Heinle, der Anfang des Jahres als Co-Trainer vom mittlerweile entlassenen Andreas Heraf in die Rieder Kampfmannschaft aufrückte.
Der Oberösterreicher, der selbst nie aktiv im Profifußball tätig war, lässt sich sogar zu einer Kampfansage hinreißen: "Wir sind Spitzensportler, wir wollen etwas erreichen. Wenn wir von Woche zu Woche länger dabei sind, ist das gut. Wenn wir es schaffen, ordentlich zu punkten, dann werden wir am Schluss hoffentlich dabei sein."