Franz Lederer war nach seiner Spielerkarriere sechzehneinhalb Jahre für den SV Mattersburg als Co-Trainer, Cheftrainer und sportlicher Leiter tätig. So ist es nicht überraschend, dass der 57-Jährige am Donnerstag im Untersuchungsausschuss zur Commerzialbank Mattersburg und deren langjährigen Chef Martin Pucher befragt wurde.
Ob er sich nie gefragt habe, wie so eine kleine Stadt einen so erfolgreichen Verein wie den SV Mattersburg hervorbringen könne, wollte Verfahrensrichter Walter Pilgermair wissen. "Nein", meinte Lederer. Er sei Trainer und später sportlicher Leiter gewesen. Das Finanzielle habe immer SVM-Chef Pucher gemacht, zu dem das Verhältnis mittlerweile belastet ist.
"Fünf Zeilen und das wars"
Pucher sei ein "Chef ohne Wenn und Aber" gewesen. Zum 50er habe Lederer ein Goldplättchen geschenkt bekommen. Im Jahr 2018 habe die Zusammenarbeit mit einer Kündigung geendet. "Fünf Zeilen und das wars", erzählt Lederer.
Von einer Schieflage und Problemen bei der Commerzialbank habe er vor der Schließung nichts mitbekommen. Erst am Morgen nach der Schließung habe er im Radio davon gehört. Das Verhältnis zu Pucher sei schon vor der Kündigung schwierig gewesen. "Kommunikation hat nicht mehr stattgefunden", erzählt Lederer. Das Budget des SVM schätzte er auf rund neun Mio. Euro.
Beschäftigung beim Land im Fokus
(Text wird unter dem Video fortgesetzt)
Ein zentraler Inhalt von Lederers Befragung war auch sein Wechsel in den Landesdienst im Jahr 2019. Den Job beim Land habe ihm Ex-Landesrat Christian Illedits (SPÖ), der im Zuge der Causa Commerzialbank zurückgetreten war, vermittelt.
Nachdem der SVM ihn freigestellt habe, habe Illedits ihn angerufen. "Er hat gesagt, für Menschen, die sich um das Land mit solchen Leistungen verdient gemacht haben, wird man versuchen, zu schauen", erzählt Lederer. Als dann ein Posten aufgrund einer Pensionierung frei geworden sei, habe Illedits ihn gefragt, ob er das machen könne.
So sei er letztlich zu dem Job gekommen, bei dem er unter anderem mit der Sportförderung zu tun habe und deshalb seine Erfahrungen aus der Tätigkeit im Fußball auch einbringen könne.
Eigentlich habe er zu diesem Zeitpunkt mit dem Fußball abgeschlossen gehabt - "er war mir zuwider". Später habe er sich aber von Ernst Wild, Obmann des ASV Draßburg, überreden lassen, dort Trainer zu werden.
Dass die zeitliche Nähe der Anstellung beim Land und der Tätigkeit beim ASV Draßburg, dessen Präsident Illedits ist, durchaus eine "schiefe Optik" darstellen könne, "verstehe ich", sagte Lederer auf einen entsprechenden Einwand von ÖVP-Klubobmann Markus Ulram.
Schweigen zu Schwarzgeld
Zäher hat sich die Befragung einer anderen Auskunftsperson gestaltet. Diese soll für Ex-Bankdirektor Martin Pucher Bankkuverts an anderen Orten aufgegeben haben - im Ausschuss schwieg der Mann aber dazu, da gegen ihn von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ermittelt wird. Auf die Frage, ob er Schwarzgeld transportierte, antwortete die Auskunftsperson: "Nein, habe ich nicht."
Der Burgenländer führte mit seinem Unternehmen Instandhaltungen im Fußballstadion Mattersburg sowie in Filialen der Commerzialbank durch. Als Platzwart wollte er sich nicht bezeichnet wissen.
Laut einer Unterlage, die dem Grünen Klub zugespielt wurde, habe Pucher angegeben, dass die heutige Auskunftsperson gemeinsam mit dem Zeugwart in seinem Auftrag mit gefälschten Bankbriefen unterwegs war, um diese an unterschiedlichen Orten aufzugeben. Über den Kuvertinhalt seien sie nicht informiert gewesen. Die Befragung des Mannes gestaltete sich allerdings über weite Strecken mühsam, weil sich die Auskunftsperson bei zahlreichen Fragen entschlagen wollte. Verfahrensrichter Walter Pilgermair reagierte darauf immer genervter und auch Vorsitzende Verena Dunst (SPÖ) lieferte sich mit der Vertrauensperson, dem Anwalt des Mannes, ein Scharmützel.
Rasenheizung statt Transport
Angesprochen auf Transporte meinte der Zeuge später, er habe keine Transporte durchgeführt. Auch zu den erwähnten Kuverts meinte er: "Ich habe nicht zugegeben, dass ich Kuverts transportiert habe." Auf die Frage der SPÖ, ob er Schwarzgeld transportierte, antwortete die Auskunftsperson nach Beratung mit seinem Anwalt: "Nein, habe ich nicht." Wenn er in Puchers Auftrag zu Sportvereinen gefahren ist, habe er sich etwa die dortige Rasenheizung angesehen.
Der Mann berichtete aus der Zusammenarbeit mit Pucher, die nicht immer ganz einfach gewesen sei: "Man musste in der Bundesliga irgendwann einmal 3.000 Sitzplätze haben. 3.000 Sitz' müssen her und wenn ich's am Dach montieren hätte müssen." Sanktionen, hätte er diese Aufträge nicht ausgeführt, habe er zwar keine verspürt, aber: "Böse Blicke hat man immer wieder bekommen."
Ex-Florianihof-Chef weiß auch nichts
Auch der ehemalige Geschäftsführer des Florianihofs war am Donnerstag vor den U-Ausschuss geladen, sonderlich viel mehr Licht ins Dunkel konnte auch er nicht bringen. Zu etwaigen Zuwendungen und Geldflüssen zwischen der Bank und dem Hotel oder dem Gastro-Betrieb des SV Mattersburg, den er ebenfalls leitete, wollte der Befragte nichts sagen. Er entschlug sich wegen eines laufenden Verfahrens.
Prinzipiell sei der Florianihof gut gegangen, im Laufe der Jahre sei er aber immer älter und die Qualität der Zimmer damit immer schlechter geworden. Als es einmal ums Ausmalen gegangen sei, habe Pucher einfach gesagt: "Wurscht, wir bauen ein neues Hotel." Er habe dann hinterfragt, wie er sich das vorstelle - Pucher habe ihn aber abgewimmelt.
Als dann ein Plan vorgelegen sei, habe er sich für die kleinere Variante ausgesprochen, "weil das können wir uns leisten. Aber Martin hat gesagt: 'Sicher nicht. Ich will das große, ich zahle das'." Damals sei es um Investitionen von knapp acht Mio. Euro gegangen. Letztlich sei das Projekt aber nie umgesetzt worden.
Keine frohen Ostern
Privat habe er mit dem Ex-Bankchef nie etwas zu tun gehabt. "2017 wollte ich ihm frohe Ostern wünschen - erstmalig und einmalig. Dann hat er mich aus seinem Haus rausgeschmissen", erzählte der ehemalige Florianihof-Chef. Zu Geschenken habe er keine Wahrnehmungen.
Mit dem Abstieg des SV Mattersburg und Puchers erstem Schlaganfall sei das Verhältnis auch beruflich schwieriger geworden. "Man ist dann nur mehr schwer zu ihm hingekommen", erzählte der Ex-Geschäftsführer. Auf Termine mit Pucher habe man teilweise einen Monat warten müssen. "Dann waren die Fragen eh schon vorbei."