Es hat einfach nicht sein sollen!
Dem WAC bleibt trotz engagierter Leistung gegen Rapid (Spielbericht >>>) der Sprung auf den begeehrten dritten Rang verwehrt. Nur wenige Augenblicke trennten die Lavanttaler vom Heimsieg, den Max Hofmann in der 91. Minute mit seinem Last-Minute-Ausgleich zunichte machte.
WAC-Kapitän Michael Liendl war die Enttäuschung nach dem Spiel im "Sky"-Interview sichtlich ins Gesicht geschrieben. "Der Ausgleich drückt die Stimmung schon sehr. Über 90 Minuten waren wir die klar bessere Mannschaft."
Liendl: "Schießen uns die Tore selber"
Unrecht hat "Leitwolf" Liendl mit seiner Aussage wohl nicht. Während die Kärntner vor allem im ersten Abschnitt vielversprechende Chancen vorfanden, strahlte Rapid über die gesamte Spieldauer kaum Gefahr aus. Was die Wolfsberger an Kaltschnäuzigkeit vermissen ließen, zeigten sich die Wiener bei drei Möglichkeiten zwei Mal treffsicher.
"Wie Rapid zum Ausgleich gekommen ist, wissen sie wahrscheinlich selber nicht", fand Liendl deutliche Worte. In einem Match der kuriosen Nachspielzeiten verlor zunächst Nemanja Rnic als letzter Mann die Kugel an Taxiarchis Fountas, danach wird Hofmann sträflich allein gelassen.
"Im Endeffekt haben wir uns die Tore selber geschossen", zeigt sich der 34-jährige Mittelfeld-Motor über die Abwehr-Patzer zerknirscht: "Am Ende ist es bitter für uns. Rapid hatte nicht viele Ideen, außer ein, zwei Kontersituationen haben wir nichts zugelassen. Es ist sehr bitter, wenn du so zuhause zwei Tore kassierst."
"Wollen den dritten Rang!"
Ein Lächeln ist dem Routinier allerdings dann doch abzugewinnen. Mit seinen beiden Freistößen, die jeweils den Kopf von Weissman und anschließend das Rapid-Netz fanden, schraubte Liendl sein Vorlagen-Konto auf 14 Assists hoch (Scorer-Wertung >>>). Überbewerten will er seine Spielmacher-Qualitäten aber nicht.
"Da gehört vieles dazu, ein guter Ball sowie gutes Timing. Am Ende muss halt jemand auch richtig stehen", schmunzelte Liendl: "Wer die Tore dann erzielt, ist mir egal."
"Wir spielen bislang eine richtig gute Saison, haben im Vergleich zum letzten Jahr mehr Punkte geholt, trotz Doppelbelastung. Aktuell sind wir gut dabei, am Ende der Saison wollen wir aber den dritten Rang mitnehmen."
Feldhofer: Liendl-Freistöße? "Überragend"
Weit weniger trauert WAC-Cheftrainer Ferdinand Feldhofer den zwei verlorenen Punkten hinterher. Für den Nachfolger von Gerhard Struber fühlt sich das Unentschieden "nicht ganz so schlecht an". Obwohl der späte Ausgleich für Feldhofer zwar "ärgerlich" ist, fand er nach Spielende nur lobende Worte für den Auftritt seiner Schützlinge.
"Auf die erste Hälfte bin ich sehr stolz. Wir haben das Spiel dominiert und uns einige Chancen herausgespielt. Die Nachspielzeit war dann komisch, es ging Schlag auf Schlag. Halbzeit zwei haben wir weniger Möglichkeiten gehabt, das Spiel aber dennoch kontrolliert", lautete das erste Resümee des 40-Jährigen.
Während Feldhofer Rnic für seinen Fehler vor dem 0:1 in Schutz nahm ("Fehler passieren"), stimmte er für zwei Spieler ein Lobeslied an. "Liendl ist mit seinen Freistößen überragend. Auch Shon (Weissman) hat heute alles für das Team gegeben, offensiv wie defensiv."
WAC mit "gutem Gefühl" für Meistergruppe
Mut dürften den Kärntnern der Auftritt gegen Rapid für die kommenden Wochen allemals geben. In der Meistergruppe geht der WAC nach der Punkteteilung mit nur einem Zähler Rückstand auf Rapid in den Kampf um das internationale Geschäft. Wie bereits in der vergangenen Saison qualifiziert sich der Drittplatzierte für die Europa League. Dort möchten die Lavanttaler unbedingt wieder vertreten sein.
"Die heutige Leistung gibt mir für die Meistergruppe ein gutes Gefühl", zeigte sich Feldhofer zuversichtlich: "Vor allem wenn man unseren Aderlass mit dem Trainerwechsel bedenkt und keiner zum Frühjahrsauftakt gewusst hat, wo wir stehen."
Mit seinen ersten vier Partien an der WAC-Seitenlinie ist der ehemalige Lafnitz-Trainer jedenfalls zufrieden. Nun gilt es, die Top-Sechs aufzumischen. Am nächsten Sonntag geht die Reise zu einem anderen Tabellennachbarn, Sturm Graz. Den Blick hat Feldhofer bereits nach vorne gerichtet: "Ich glaube, wir sind bereit!"