Peter Michorl ist wieder dort, wo er hingehört: Auf dem Rasen eines Bundesliga-Spiels.
Nachdem der 28-Jährige beim LASK zwischenzeitlich keine Rolle mehr spielte und auf eigenen Wunsch sogar bei den LASK Amateuren in der Regionalliga Mitte aushalf, hat er am Samstag sein zweites Bundesliga-Spiel in Folge bestreiten dürfen. Und was für ein Spiel es war.
Der Erz-LASKler kam beim Kracherspiel gegen Serienmeister Salzburg in der Schlussphase ins Spiel, verbuchte beinahe einen Assist, unterband einen Mozartstädter Konter mit einem klugen taktischen Foul, stopfte viele Löcher und half schlussendlich mit, einen durchaus überraschenden Linzer Sieg aus der Red Bull Arena mitzunehmen (Spielbericht>>>).
Und dieser "ist fast noch zu niedrig ausgefallen, wenn man die Chancen betrachtet. Aber wir wollen nicht übermütig werden", so Michorl nach dem Spiel gegenüber LAOLA1.
"Viele Ähnlichkeiten" zur Mannschaft von 2019/20
Bereits vor dreieinhalb Jahren, als der LASK letztmals in Salzburg gewinnen und damals, im Februar 2020, sogar die Tabellenführung aus der Red Bull Arena entführen konnte, war Michorl hautnah dabei.
"Aber vor dreieinhalb Jahren haben wir noch wesentlich mehr Glück gehabt als heute, weil uns Salzburg damals in den ersten 20 Minuten überrollt hat", merkt der Wiener an.
Damals verfügte der LASK über eine Mannschaft, die in der Europa League für Furore sorgte und wohl der große Favorit auf den Meistertitel gewesen wäre, wenn gewisse, zur Genüge durchgekaute Vorfälle während des ersten Corona-Lockdowns nicht passiert wären.
Wie schätzt Michorl die aktuelle Linzer Mannschaft im Vergleich ein? "Es gibt viele Ähnlichkeiten. Das System ist identisch, wir haben sehr viele gute Spieler in unseren Reihen. Wenn wir als Mannschaft weiter so wachsen, traue ich uns viel zu."
Michorl identifiziert sich weiter voll mit dem LASK
"Wir", "Uns" - Michorl spricht diese Worte mit dem Wissen, dass er aufgrund seines Spielerprofils nicht zum LASK in seiner aktuellen Ausrichtung passt und wohl kein Kader-Comeback gefeiert hätte, würden die Athletiker im zentralen Mittelfeld aktuell nicht vom Verletzungsteufel geplagt werden.
Dass sein im kommenden Sommer auslaufender Vertrag verlängert wird, wirkt momentan äußerst unwahrscheinlich; womöglich wird bereits im Winter nach einer Lösung gesucht, um Michorl zur Hochblüte seiner Jahre als Profifußballer dringend benötigte Spielzeit zu verschaffen.
Dennoch identifiziert sich der Linksfuß weiterhin vom kleinen Zehennagel angefangen bis zu den Haarspitzen mit dem LASK, bei dem er (zumindest in der Anhängerschaft) fast schon Legendenstatus erlangt hat.
Das drückt sich auch in seiner Vorschau auf die Europa-League-Partie gegen Royale Union Saint-Gilloise am kommenden Donnerstag, für die er gar nicht genannt wurde, aus: "Für uns geht es am Donnerstag weiter. Wir wollen in der Europa League anschreiben... oder die Mannschaft will in der Europa League anschreiben", korrigiert sich Michorl mit einem nicht zu überhörenden Seufzer.
"Habe schon schönere Zeit im Fußball erlebt"
Diese mannschaftsdienlichen Aussagen sind kein oberflächliches Mediengeplänkel, nein, er meint sie ernst.
Der LASK liegt dem bei der Wiener Austria ausgebildeten Mittelfeldmann am Herzen; aus jeder seiner Poren merkt man ihm an, wie weh es ihm tut, diesem Verein und seinen Mitspielern momentan so selten auf dem Feld weiterhelfen zu dürfen:
"Die letzten zwei Monate waren für mich nicht ganz so einfach. Ich habe schon schönere Zeiten im Fußball erlebt. Aber ich habe mich nie nicht nahe an der Mannschaft dran gesehen", betont Michorl.
Er sei während dieser ganzen schwierigen Zeit "von den Jungs genau so wie davor behandelt worden" und habe "im Training immer Gas gegeben": "In den zwei Monaten habe ich versucht, der Mannschaft im Training von außen zu helfen. Heute habe ich es wieder am Platz machen können."
Wer weiß, vielleicht bekommt Michorl in nächster Zeit ja wieder öfter die Chance, genau das zu tun.