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Miroslav Klose: "Step by Step" auf die große Bühne

Klose will sich in Altach ein Fundament aufbauen. Dafür arbeitet er Tag und Nacht:

Miroslav Klose: Foto: © GEPA

Am Samstag sind alle Augen auf den Raxplatz im zehnten Wiener Gemeindebezirk gerichtet.

Das Duell der ersten Runde des ÖFB Cups zwischen Regionalliga-Ost-Klub TWL Elektra und dem SCR Altach (18 Uhr im LIVE-Ticker) würde an und für sich wohl nicht die großen Zuschauermassen anlocken, den ersten Pflichtspiel-Auftritt von Miroslav Klose als Trainer im Profi-Fußball wollen sich aber nur wenige entgehen lassen.

Die Ankunft des Weltmeisters vor gut einem Monat im Ländle war eine Sensation sondergleichen, der eine lange und schwierige Trainersuche vorausging. Nach der letzten Saison sprang mit Ludovic Magnin nämlich ausgerechnet der Vater des Klassenerhalts von Bord und kehrte in seine Schweizer Heimat zurück.

Es sollte der einzige Umbruch bei den Rheindörfern bleiben, die trotz der unzufriedenstellenden Spielzeit den meisten Akteuren neuerlich das Vertrauen aussprachen und den Kader nur punktuell veränderten. Und zumindest auf dem Papier sieht es danach aus, als hätten sich die Altacher verstärkt und ihre Lehren aus der letzten Saison gezogen.

Damit der SCR in der kommenden Saison möglichst wenig mit dem Abstiegskampf zu tun hat, schiebt Klose täglich Extraschichten ein, wie er im Rahmen der Saisonauftakt-Pressekonferenz der Bundesliga erzählt. "In den Zeiten, in denen ich von zuhause weggehe und wieder zurückkomme, sehe ich keinen Menschen auf der Straße."

Altach "genau das Richtige für mich"

"Ich bin nicht unbedingt der Social-Media-Mensch, Zeitungen lese ich sehr selten."

Altach-Coach Miroslav Klose

Tag und Nacht arbeitet der ehemalige Weltklasse-Torjäger, um einen guten Start in seine zweite Karriere hinzulegen. Wie schon in seiner Spieler-Laufbahn will sich der 44-Jährige auch als Trainer von einem vergleichsweise kleineren Verein nach oben arbeiten.

Das Umfeld in Altach sieht er dafür als perfekt an. "Ich bin sehr gut aufgenommen worden und bin rundum zufrieden", sagt der gebürtige Pole. Der Vorarlberger Klub sei, so sein Gefühl, "genau das Richtige für mich", so Klose.

"Die Werte, für die der Verein steht, diese Bodenständigkeit und dieses gemeinschaftlich Sachen umsetzen, das ist genau meins. Deswegen freue ich mich so auf die Aufgabe", meint Klose weiter.

Als Fußballer habe er sich "sehr viele Sachen erarbeitet, um erfolgreich zu sein", wie er sagt, "das ist auch mein Ziel als Trainer". Dementsprechend müsse auch "das Fundament groß sein".

20 Medienanfragen pro Tag

Beim langjährigen Bundesligisten kann er auch dem Hype um seine Person ausweichen. Nach seiner Anstellung seien täglich 20 Anfragen gekommen, die meisten aus Deutschland, erläutert Altachs Pressesprecher Manuel Willam. Auf Wunsch des Trainers wurden jedoch alle blockiert, verrät er weiter.

Klose benötigt Ruhe, steht nicht gerne im Fokus. Er wisse gar nicht, wie die Resonanz in Deutschland zu seinem Trainer-Job in Altach ausfiel. "Ich bin nicht unbedingt der Social-Media-Mensch, Zeitungen lese ich sehr selten", gibt der 44-Jährige im LAOLA1-Gespräch zu.

Viel lieber rückt er die Mannschaft in den Blickpunkt, mit der er in seinen ersten Wochen "schon an einigen Sachen" gearbeitet hat. "Die Mannschaft ist echt gut", betont der Neo-Coach.

Diesen Spielstil pflegt Klose

Kleine sprachliche Barrieren gebe es aufgrund des Vorarlberger Dialekts noch. "Ich verstehe sie fast zu 72 Prozent", lacht Klose, der inzwischen in Dornbirn wohnt.

Miroslav Klose gibt Anweisungen
Foto: © GEPA

Dennoch konnte er den Altachern bereits seine Tugenden vermitteln, die er auf dem Spielfeld sehen will. Gegenüber LAOLA1 erklärt der Ex-DFB-Goalgetter: "Ich will lange und gerne den Ball haben. Das soll schon eine gewisse Dominanz in unserem Spiel ausstrahlen. Ich war selbst Stürmer, will daher natürlich offensiv spielen und die Zuschauer begeistern. In diese Richtung wird es gehen."

In der Vorbereitung sei dies bis auf das 1:4 gegen den FC Zürich schon ganz gut gelungen, meint Klose weiter. Im Testspiel gegen den von Franco Foda trainierten Schweizer Meister lag Altach nach 13 Minuten schon mit 0:3 zurück. Danach forderte der gebürtige Pole, dass die Mannschaft mentale Stärke aufbauen und die Vergangenheit hinter sich lassen muss.

Klose will Stuttgart-Talent zurechtbiegen

Leichter gesagt als getan natürlich, wurde der Kader doch, wie eingangs bereits angemerkt, nicht großartig verändert.

Urgestein Philipp Netzer beendete seine Karriere, zudem wurden die Arbeitspapiere von Christoph Riegler und Marco Meilinger nicht verlängert. Christoph Monschein, Gianluca Gaudino und Mickael Nanizayamo kehrten nach ihrer Leihe zu den jeweiligen Stammklubs zurück, außerdem wurden Luca Nussbaumer, Lukas Parger und Noah Bitsche in die Admiral 2. Liga abgegeben bzw. verliehen.

Auf der Haben-Seite stehen dafür durchaus interessante Namen: Lukas Jäger kehrte nach seiner Zeit in Nürnberg und bei Sturm Graz wieder nach Altach zurück, soll genauso wie Ex-Deutschland-Legionär Lukas Gugganig Routine in die Defensive bringen. Mit dem 22-jährigen Guy Dahan wurde ein israelischer Stürmer geholt, der weiß, wo das Tor steht.

Und dann schlugen auf Leihbasis zwei Top-Talente ihre Zelte in Rheindorf auf: Amankwah Forson zeigte in der 2. Liga für Salzburgs Kooperationsklub FC Liefering bereits sein Können und vom VfB Stuttgart wurde der erst 18-jährige französische Angreifer Alexis Tibidi ausgeliehen.

(Artikel wird unter dem VIDEO fortgesetzt)

VIDEO: Miroslav Klose äußert sich zu Alexis Tibidi

Der flinke Stürmer aus Lille ist wohl der Königstransfer der Altacher, weist er doch bereits die Erfahrung aus 13 Spielen in der Deutschen Bundesliga auf. Aber: Bei den Schwaben hat er sich bereits einiges zu Schulde kommen lassen. So kritisierte VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo erst kürzlich die Einstellung des dreifachen Nachwuchsnationalspielers.

Klose freut sich trotzdem auf Tibidi: "Wir wissen, was wir von dem Spieler bekommen, welches Paket er hat. Wir gehen davon aus, dass er genügend Tore schießen kann, um uns Spiele zu gewinnen." Er wisse auch um die Problematik abseits des Platzes, will den Franzosen aber zurechtbiegen. "Da ist er bei mir an der richtigen Stelle."

Ein Schritt nach dem anderen

Genauso wie der Franzose will auch Klose hoch hinaus. Altach soll keineswegs das Ende der Fahnenstange sein, irgendwann will der Deutsche auf die große Bühne zurückkehren.

"Alles step by step", will Klose nichts überstürzen. "Natürlich ist mein Ziel, irgendwann einmal in der Deutschen Bundesliga zu trainieren. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich das total langsam und in Ruhe angehen werde."

Von Österreich ist er jedenfalls angetan, schätzt das Niveau in der Bundesliga hoch ein. "Das, was ich bisher gesehen habe, ist sehr positiv. Das muss man wirklich sagen. Da sind richtig gute Trainer und schwer zu bespielende Mannschaften dabei."

Öffentliche Ziele für die kommende Saison will er keine ausgeben. "Man muss sich täglich alles erarbeiten und da sind wir dabei. Dann schauen wir mal, wie weit wir kommen."

Abschließend sprüht aus Klose die Vorfreude auf seine erste Saison als Profi-Trainer heraus: "Ich freue mich total, das wird richtig spannend."


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