78 Minuten lang - die jeweiligen Nachspielzeiten nicht mitgerechnet - hatte Sturm Graz im Steirer-Derby gegen den TSV Hartberg einen Mann mehr am Platz, für einen Sieg hat es aber dennoch nicht gereicht (Spielbericht >>>).
Bereits nach zwölf Minuten wurde Hartbergs Matija Horvat nach einer Notbremse gegen Emanuel Emegha außerhalb des Strafraums mit Rot vom Platz gestellt. "Ärgerlich für uns", bilanziert Sturm-Trainer Christian Ilzer vor dem "Sky"-Mikro. "Wir waren 80 Minuten in Überzahl und können zuhause nicht gewinnen."
Dabei starteten die Grazer eigentlich richtig stark ins Spiel, hätten schon vor dem Ausschluss führen können. "Wir haben bei Elf-gegen-Elf zwei Top-Chancen. Das Skurrile war, dass es für uns dann nicht leichter geworden ist", so Ilzer.
Hartberg konzentrierte sich fortan nämlich hauptsächlich aufs Beton anrühren. Die Grazer bissen sich an eben jenem letztlich die Zähne aus.
Rote Karte half Sturm nicht
Wenn der Sturm-Trainer nach Spielende einen Wunsch frei hätte, dann hätte er lieber ein Spiel Elf-gegen-Elf über die gesamten 90 Minuten gesehen. "Ich glaube, wenn Hartberg auch Aktionen nach vorne gehabt hätte, wären niemals neun bis zehn Verteidiger im letzten Drittel gewesen", erklärt Ilzer.
"Hartberg hat hinten gut dicht gemacht, eigentlich über das ganze Spiel hinweg. Wir sind eigentlich durchgehend angelaufen, haben Angriff für Angriff gestartet, haben aber zu wenig hochkarätige Torchancen herausgespielt", weiß auch Alexander Prass, der gestehen muss: "Die Ideen haben gefehlt."
Am Ende war es für Ilzer eben ein "Qualitätsthema", wie er nach Spielende zugibt. "Heute hat uns das letzte Detail an Qualität gefehlt, dass wir dann so eine kompakt stehende Abwehr aufmachen können."
Ilzer kann noch nicht an Midtjylland denken
Flanken hatte man bei Sturm beispielsweise ohne Ende, gemacht hat man mit denen aber rein gar nichts. "Ich glaube, ich habe noch nie ein Spiel gehabt, wo wir über 60 Mal geflankt haben. Ich glaube, Sonnleitner und Steinwender haben die Krawatte umgebunden gehabt und jeden Ball wegköpfen können."
Nach einer Partie wie dieser tut sich Ilzer auch schwer, sich auf den bevorstehenden Europa-League-Aufkakt gegen Midtjylland kommenden Donnerstag zu freuen.
"Das kribbelt gar nicht. Ich tue mir schwer, jetzt an Midtjylland zu denken, wenn wir so eine Partie im Rückspiegel haben. Von dem her bin ich mit dem Kopf überhaupt noch nicht beim Europacup-Spiel am Donnerstag", zu groß sei der Ärger laut Ilzer.
Schmidt: "Großartige kämpferische Leistung"
Eine etwas andere Gefühlslage herrscht im Lager des TSV Hartberg, der sich nach hartem Kampf mit einem Punkt im Derby belohnte - und das trotz der langen Unterzahl.
"Es hat uns den ganzen Plan durch die Gegend geschmissen. Wir mussten dann natürlich sofort das System umswitchen", so Hartberg-Coach Klaus Schmidt. Dieses habe aber perfekt funktioniert: "Wir haben wenig zugelassen, außer die Standards natürlich. Das war eine großartige kämpferische Leistung."
So zufrieden er aber auch mit der Leistung seiner Mannschaft war, so will Schmidt dennoch nicht die aus seiner Sicht doch eher fragwürdige Rote Karte gegen Horvat vernachlässigen.
Rot? "Mir fehlt schon ein bisschen die Idee, wo Kontakt war"
"Natürlich sehe ich es aus der Brille des Trainers, der betroffen ist, aber mir fehlt schon ein bisschen die Idee, wo der Kontakt war", so Schmidt.
"Der Stürmer von Sturm hat das natürlich gesucht und die Einladung angenommen. Für mich war es keine Rote Karte", ist sich der Hartberg-Coach sicher.
Am Ergebnis ändert das freilich aber nichts mehr. Dieses würden die Oststeirer aber ohnehin nicht mehr ändern wollen.