Seit elf Jahren lenkt Wolfgang Katzian als Präsident die Geschicke der Wiener Austria. Am Montagabend wird der 62-Jährige von seinem Amt zurücktreten.
Die aktuelle Amtsperiode von Katzian wäre eigentlich noch bis 2021 gelaufen. Es wäre die letzte Amtszeit für ihn gewesen.
Der Nachfolger steht auch schon fest. Frank Hensel, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der REWE International AG, wurde bereits einstimmig vom Verwaltungsrat nominiert.
Im Rahmen der Generalversammlung wird in der Generali Arena der neue violette Klubchef gewählt.
Das Team will Katzian mit einem Heimsieg gegen den WAC (14:30 Uhr, LIVE-Ticker) verabschieden.
Zweitlängster Austria-Präsident
Katzian ist seit Jänner 2007 Präsident der Austria. Doch Katzian will sich voll und ganz seiner neuen beruflichen Funktion widmen. Seit Mitte Juni ist der seit kurzem 62-Jährige ÖGB-Präsident. Die Rückkehr in die umgebaute Generali-Arena als Klubchef wollte sich Katzian freilich nicht entgehen lassen.
Der Niederösterreicher wird als zweitlängster Austria-Präsident der Geschichte in die Annalen eingehen. Länger stand nur Emanuel Schwarz (1932-38, 1946-55) an der Spitze des Vereins.
Katzian übernahm den Posten als Nachfolger von Peter Langer in einer durchaus unruhigen Zeit für die "Veilchen". Der Klub wandelte sich damals in eine AG um, der damalige GPA-Chef verhandelte danach den Rückzug aus dem Betriebsführungsvertrag mit Frank Stronachs Magna-Konzern.
"Die große Kunst am Anfang war, nach dem Rückzug von Frank Stronach finanziell zu überleben"
Herzensangelegenheit Austria
"Die große Kunst am Anfang war, nach dem Rückzug von Frank Stronach finanziell zu überleben", sagte Katzian nach seiner Wiederwahl im Vorjahr. Er bezeichnete es stets als Herzensangelegenheit, der Austria damals geholfen zu haben.
Seine Highlights als Präsident erfolgten später. 2013 wurde die Austria Meister, im darauffolgenden Herbst qualifizierten sich die Wiener für die Gruppenphase der Champions League. Weiters fuhr die Austria zwei Cup-Titel (2007, 2009) ein.
Katzian übte das Präsidentenamt stets hemdsärmelig aus. Der Gewerkschafter stand beim Fast-Abbruch im Europa-League-Spiel gegen Athletic Bilbao mit dem Megafon vor dem Fan-Block, um die Stimmung zu beruhigen.
Nach einer 0:4-Heimblamage im ÖFB-Cup gegen Austria Lustenau im April 2011 stand Katzian den aufgebrachten Anhängern ebenfalls Rede und Antwort, wobei er sich unmissverständlich ("Halts z'samm, jetzt red' i") Gehör verschaffte.
Mit dem designierten neuen Vereinsboss Hensel kommt rein beruflich gesehen das Gegenstück zu Katzian. Der gebürtige Sachse war bis Ende des Vorjahres Vorstandsvorsitzender der Rewe International AG, bei der er seither im Aufsichtsrat sitzt. Bei der Austria bekleidet er ebenso diesen Posten, bei der Wiener Zeitung ist der 60-Jährige der Aufsichtsrats-Vorsitzende.
Steile Karriere
Hensel legte eine steile Karriere hin. In der DDR aufgewachsen, absolvierte er nach der Matura eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann. Später wanderte er in den Westen aus. Nach beruflichen Stationen bei Nestle Deutschland und Spar Deutschland kam er 1999 zur Rewe Gruppe (Billa, Merkur, Penny, Bipa, Adeg).
Nach einer Station in China wurde er 2000 Geschäftsführer bei Rewe Ungarn, 2002 Vorstandsmitglied bei Billa für den Bereich Vollsortiment Italien.
Seit August 2005 war der Deutsche Vorstandsmitglied der Rewe Group Austria, zweieinhalb Jahre später wurde er Vorstandsvorsitzender. 2017 war Hensel sein letztes Jahr im Topmanagement tätig.
Großes Lob gab es bei seinem Abgang von Lionel Souque, Vorstandsvorsitzender der Rewe Group. Unter Hensels Führung seien in Österreich über 10.000 neue Arbeitsplätze entstanden und 2,5 Milliarden Euro investiert worden. Rund 600 neue Märkte seien in Österreich eröffnet worden.