Wer wird der nächste Rapid-Coach? Seit dem Rauswurf von Didi Kühbauer beim österreichischen Rekordmeister beschäftigt sich Fußball-Österreich vor allem mit dieser Frage.
Interimistisch haben vorläufig Thomas Hickersberger und Steffen Hofmann den Trainingsbetrieb der Profimannschaft übernommen. "Bei der Frage nach der Nachfolge als Cheftrainer gilt das Prinzip Qualität vor Geschwindigkeit", erklärte Rapid-Sportdirektor Zoran Barisic bei der Bekanntgabe der Beendigung des Arbeitsverhältnisses mit Kühbauer.
Barisic hat sich über den kommenden Nachfolger allerdings bereits einige Gedanken gemacht: "Wie es meine Aufgabe erfordert, habe ich einige Optionen im Kopf, konkrete Gespräche habe ich aber aus Respekt vor dem amtierenden Coach nicht führen wollen. Trotzdem gehe ich davon aus, dass wir relativ zeitnah eine Lösung finden werden."
Wir haben uns für die Hütteldorfer ebenfalls nach einer Lösung umgeschaut und haben die realistischsten, charmantesten und vielversprechendsten Varianten herausgesucht:
Zoran Barisic
Die naheliegendste Lösung! "Zoki" steht als Sportdirektor bei Rapid unter Vertrag, war schon mal Trainer, Co-Trainer sowie Rapid-II-Trainer und kennt den Klub in- und auswendig. Allerdings hat der Ex-Profi trotz Corona-Krise nachweisbare Arbeit als Sportchef geleistet, beides würde bei Rapid nur schwer Hand in Hand gehen. Eine Übergangslösung ist durchaus realistisch, bis man einen vielleicht besser überlegten Nachfolger findet. Möglicherweise im Duett mit den Nicht-Pro-Lizenz-Trainern Steffen Hofmann (der ohnehin vorerst mit Thomas Hickersberger übernimmt) oder Stefan Kulovits.
Ferdinand Feldhofer
Der 42-jährige Steirer ist auf dem Markt. Seit dem Aus beim WAC im März ist Feldhofer vereinslos, die internen Machtkämpfe mit Michael Liendl und Co. wurden ihm zum Verhängnis und sind noch gut in Erinnerung. Sportlich ließ er sich wenig zu Schulden kommen. Bei Lafnitz hat sich der Ex-Verteidiger einen Namen gemacht, beim WAC seine Trainerkarriere aufs nächste Level gehievt. Ob er schon bereit für das Haifischbecken Rapid ist? Fakt ist, dass Feldhofer Rapid immer noch im Herzen trägt, die Hütteldorfer 2005 zum Meistertitel köpfte und bei den Grün-Weißen ein- und ausgeht. Manchmal als Stammgast im VIP-Klub, zuletzt aber beispielsweise als er mit Steffen Hofmann gesichtet wurde. Feldhofer wäre aber auch wieder eine typische Rapid-Entscheidung für einen Mann mit Stallgeruch. Schenkt man österreichischen Gratiszeitungen glauben, soll Feldhofer auch eine Option als gemeinsame Trainerlösung mit dem aktuellen U21-Teamchef Werner Gregoritsch sein.
Andreas Herzog
Wer, wenn nicht er, wird mit Sicherheit wieder einmal auf der Liste stehen. Immer wieder bei Herzensklub Rapid und auch beim ÖFB abgeblitzt, könnte der Rekordinternationale nun vor der Qual der Wahl stehen - denn plötzlich ist die Trainerfrage sowohl bei Rapid als auch im ÖFB-Team heiß. Ob er sich darauf einlässt, ist eine andere Frage. Bei der Admira läuft es bisher gut, die ersten Meilensteine wurden gesetzt und die Südstädter würden "Herzerl" nur sehr ungern verlieren. Herzog wird aber über kurz oder lang sicher höhere Ziele haben. Da er nun Erfahrung als Klub-Trainer hat, fällt dieses Argument gegen ihn weg, auch wenn die große Erfahrung fehlt.
Peter Stöger
Schon in seiner Spieler-Karriere führte Peter Stöger der Weg von der Wiener Austria zum Erzrivalen. Es war kein schlechter Schachzug, holte er doch mit den Hütteldorfern 1996 den Meistertitel und schaffte es in Folge sogar in die Champions League - Letzteres gelang ihm mit der Austria nie. Dafür führte Stöger die Veilchen im Jahr 2013 sensationell auch als Trainer zum Titel. Es folgten Erfolge in Deutschland beim 1. FC Köln und sogar eine Episode bei Borussia Dortmund. Nach dem durchwachsenen Gastspiel als Sport-Vorstand bei seinem Herzensverein wechselte er wieder von Violett auf Grün und sitzt nun auf der Trainerbank des ungarischen Traditionsvereins Ferencvaros Budapest. Ein erster Schritt zur neuerlichen kompletten Umfärbung? Von der fachlichen Qualität könnte es Rapid nicht besser treffen: Stöger versteht es, eine Mannschaft zu formen und sie auch taktisch gut auf die Gegner einzustellen. Aktuell führt er mit Ferencvaros auch die ungarische Meisterschaft an.
Dominik Thalhammer
Rapids größtes Problem bei der aktuellen Trainer-Suche könnte sein, dass die meisten Wunsch-Coaches derzeit einen festen Job haben. Dementsprechend würde es sich anbieten, auf dem freien Markt nach einer kostengünstigeren Lösung zu suchen. Frisch zu haben, wäre beispielsweise Dominik Thalhammer, der erst vor Kurzem seinen Hut beim LASK ziehen musste. Seine Ära in Linz dient zwar nicht unbedingt als Empfehlungsschreiben für den neuen Arbeitgeber, beim Damen-Nationalteam bewies der Wiener aber seine Expertise. 2016 führte Thalhammer die ÖFB-Frauen erstmals in der Verbandsgeschichte zu einer Europameisterschaft, wo sie es als großer Außenseiter sogar bis ins Halbfinale schafften. Aufbauarbeit gäbe es auch in Hütteldorf genug zu verrichten.
Werner Gregoritsch
Laut der Tageszeitung "Heute" ist auch Werner Gregoritsch ein ganz heißes Thema bei Rapid. Der aktuelle U21-Teamchef soll laut Insiderkreisen der Zeitung gemeinsam mit Ex-WAC-Coach Ferdinand Feldhofer die Zügel bei den Hütteldorfern übernehmen. In seiner Funktion als Nachwuchs-Teamchef kennt Gregoritsch schließlich die Rapid-Talente Leo Greiml, Emanuel Aiwu, Thierno Ballo, Jonas Auer, Niklas Hedl und Lukas Sulzbacher nur allzu genau. Im Herbst seiner Karriere wäre es zudem wohl eine der letzten Gelegenheiten, noch einmal einen Spitzenklub zu übernehmen.
Willi Ruttensteiner
Warum nicht? Eine Vertragsverlängerung in Israel ist noch offen. Ruttensteiner ist definitiv ein Mann mit Visionen - genau was Rapid brauchen könnte, um nach Jahren der Stagnation nachhaltig etwas aufzubauen. Nachzufragen beim ÖFB, dort weint man Ruttensteiner noch immer nach. Ein Mann wie er hat aber definitiv auch gewaltigen Einfluss, was nicht jedermann gut heißen wird, darauf müsste man sich einlassen. Ob man gerade bei Rapid über diesen Schatten springen kann, scheint unwahrscheinlich. Ruttensteiner wäre aber ein Fachmann, der seine langjährige Expertise in unterschiedlichen Bereichen einbringen könnte - wenn nicht als Trainer, dann vielleicht als Sportdirektor und Barisic wandert wieder auf den Trainerstuhl?
Peter Pacult
Mehr als 13 Jahre liegt der letzte Meistertitel Rapids bereits zurück. Der damalige Trainer: Peter Pacult. Während die Hütteldorfer von der Tabellenspitze derzeit ähnlich weit entfernt sind wie die Menschheit von einem Ende der Corona-Pandemie, schnuppert Pacult nach durchwachsenen Jahren wieder Höhenluft. Mit Aufsteiger Austria Klagenfurt liegt der Wiener in der Tabelle aktuell auf Rang vier. Als Rapid-Trainer ist eine starke Persönlichkeit gefordert. Dieses Anforderungsprofil erfüllt der mittlerweile 62-Jährige erwiesenermaßen. Er kennt das grün-weiße Haifischbecken und hat auch die Fähigkeit, eine kriselnde Mannschaft wieder in die Spur zu bringen. Das hat er erst in den vergangenen Monaten in Kärnten bewiesen. Klar: Aufgewärmt schmeckt meistens nur Gulasch. Wenn ein wohliges Sättigungsgefühl eintritt, beschwert sich nach dem Essen aber auch niemand.
Robin Dutt
Ein Engagement von Robin Dutt wäre irgendwie typisch Rapid. Schließlich hat man in der Vergangenheit schon des Öfteren erfolgreiche Trainer innerhalb der eigenen Liga abgeworben. Der Erfolg dieser Transferpolitik hielt sich allerdings in überschaubarem Rahmen. Zudem hat man den Eindruck, dass sich der langjährige Deutsche-Bundesliga-Trainer in Wolfsberg durchaus wohlfühlt. Nach seinen Engagements bei Bayer Leverkusen und beim DFB scheint Dutt die Vorteile der österreichischen Provinz zu genießen. Ein Wechsel zum polarisierendsten Klub Österreichs würde wohl eine Veränderung des Arbeitsklimas mit sich bringen.
Marcel Koller
Der Gedanke klingt logisch: Wer das österreichische Nationalteam nach einem Jahrzehnt der Erfolglosigkeit erstmals zur sportlichen Qualifikation für eine Europameisterschaft führt, der könnte theoretisch auch Rapid nach über einem Jahrzehnt der Titellosigkeit wieder zurück in die Erfolgsspur führen. Wäre Marcel Koller also der richtige Mann für Rapid? Seit dem Ende seines Engagements beim FC Basel im August 2020 ist der mittlerweile 60-jährige Schweizer ohne Verein. In Wien hat sich Koller immer wohl gefühlt. Einer Rückkehr in die Bundeshauptstadt würde der Eidgenosse wohl nicht ablehnend gegenüberstehen.
Peter Hlinka
Von 2004 bis 2007 spielte Peter Hlinka für Rapid und war ein wichtiger Bestandteil der Meister-Mannschaft von 2005. Sogar in der Champions League durfte der 42-jährige Slowake das Dress des österreichischen Rekordmeisters überziehen. Im Spätherbst seiner Karriere schnürte er auch für Rapid II die Schuhe. 2018 trat er seinen ersten Trainerjob bei der Vienna an, seit Sommer ist er Chef-Coach des slowakischen Erstligisten AC Trencin, schloss außerdem den UEFA-Pro-Lizenz-Kurs erfolgreich ab. Hlinka wäre eine internationale, aber zugleich bekannte Lösung. Das Umfeld in Hütteldorf kennt der ehemalige Abräumer zumindest bestens.