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Muhr kontert Austria-Kritiker

FAK-Sportdirektor nimmt zu den Vorwürfen der letzten Tage Stellung.

Muhr kontert Austria-Kritiker Foto: © GEPA

Der holprige Saisonstart und die enttäuschenden Leistungen der Wiener Austria haben in den letzten Tagen einige violette Legenden und Ex-Spieler dazu bewogen, sich zu den Veilchen zu  äußern. Das Ergebnis:  Es hagelte von allen Seiten massive Kritik.

So meinte etwa Franz Wohlfahrt, dass in seiner Zeit als Sportdirektor (Jänner 2015 bis Juni 2018) teilweise gegen seinen Willen Spieler verpflichtet wurden.

Ex-Nachwuchs und Young-Violets-Coach Andi Ogris (Jänner 2012 bis März 2019) missfiel bei "Sky" neben der schlechten Kaderplanung die fehlende Integration der violetten Akademie-Spieler bei den Profis.

In diesem Zusammenhang rechnete auch Petar Gluhakovic ab. Der 23-jährige Eigenbauspieler verließ die Austria kurz vor Transferschluss nach neun Jahren und wechselte nach Kroatien zu NK Lokomotiva.

"Jeder kann sich ein Bild dazu machen. Ich will tiefenpsychologisch weder zu dem einen, noch zu dem anderen wirklich viel beitragen."

Muhr über Polster

 „Ich hatte die Lügen endgültig satt, bin von einigen im Klub extrem enttäuscht. Die Verantwortlichen sagten mir sogar während meines Kreuzbandrisses im Trainingslager in der Türkei, dass sie weiterhin voll auf mich setzen würden. Doch bei der nächsten Gelegenheit verpflichteten sie gleich Stephan Zwierschitz“, schimpfte der Außenverteidiger in der „Krone“.

Muhr über Polster verwundert

Und für Toni Polster kommt die sportliche Krise nicht von ungefähr. „Es kann ja nichts rauskommen, wenn die sportlichen Entscheidungen von Kraetschmer und Muhr getroffen werden.“

Was sagen die Verantwortlichen bei der Austria zu den ganzen Anschuldigungen? Während Austrias AG-Vorstand Markus Kraetschmer nicht erreichbar war, zeigt sich Sportdirektor Ralf Muhr über die Aussage von Polster im Gespräch mit LAOLA1 sehr verwundert.

„Wir haben in Österreich Gott sei Dank eine Meinungsfreiheit. Wenn es seine Ansicht ist, muss ich das zur Kenntnis nehmen“, so der 49-Jährige.

Möglicherweise schwingt beim ÖFB-Rekordtorschützen nach seinem unschönen Abgang bei der Austria nach nur sechs Monaten als Generalmanager im Juni 2005 noch immer eine Verbitterung mit.

„Jeder kann sich ein Bild dazu machen. Ich will tiefenpsychologisch weder zu dem einen, noch zu dem anderen wirklich viel beitragen.“

"Für mich war es jedenfalls nie so, dass sich Kraetschmer über seine Kompetenzen hinwegsetzend eingebracht hätte.“

Muhr über Zusammenarbeit mit Kraetschmer

Arbeit mit Kraetschmer

Die Behauptungen von Wohlfahrt kann Muhr nicht kommentieren: „Da war ich in keiner Rolle, die das betroffen hat – er hat sich mit mir auch nicht ausgetauscht. Daher kann ich nichts sagen. Franz weiß selbst, wie die Dinge abgelaufen sind und sein Empfinden dabei war“, berichtet der langjährige FAK-Mitarbeiter, der Ende Mai 2018 zunächst vom Akademieleiter zum technische Direktor der Austria befördert und nach dem Ende der Ära Wohlfahrt zusätzlich zum Sportdirektor bestellt wurde.

Der zuletzt häufig aufgestellten Unterstellung, wonach Kraetschmer sich zu sehr in die sportlichen Angelegenheiten einmischt, widerspricht Muhr vehement.

„Ich hab das überhaupt nicht so empfunden. Dass Markus Kraetschmer in meiner Funktion als Sportdirektor damals mein einziger Ansprechpartner war, ist mit seiner Position als Vorstand verbunden. Jetzt gibt es Peter Stöger als sportlicher Vorstand. Für mich war es jedenfalls nie so, dass sich Kraetschmer über seine Kompetenzen hinwegsetzend eingebracht hätte.“

Gluhakovic-Aussagen nicht nachvollziehbar

Mit Kopfschütteln hat der Ur-Violette hingegen die Abrechnung von Gluhakovic zur Kenntnis genommen.

„Wir haben Petar als einen Spieler aus der ehemaligen Youth-League-Mannschaft im Sommer 2018 aufgrund seiner Leistung einen Kaderplatz bei den Profis gegeben. Dafür wurde Michael Blauensteiner nach Hartberg verliehen, weil wir uns bewusst für Gluhakovic entschieden haben. Er hatte dann leider einen Kreuzbandriss, sich danach aber wieder herangekämpft. Im Frühjahr ist er nach seiner Genesung bei den Young Violets zum Einsatz gekommen. Im Sommer war es so, dass er in unseren sportlichen Betrachtungen wenige Möglichkeiten bei den Profis gehabt hätte.“

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Nachsatz: „Das hat der Spieler aber immer gewusst und auch sein Berater. Wir hatten mit Pezi ein sehr offenes Gesprächs-Verhältnis. Er hat immer genau gewusst, wie es um ihn steht. Er hatte viele Trainer, also auch viele Möglichkeiten sich zu zeigen. Das war halt aufgrund seiner Verletzung nicht immer möglich. “

Dass der 23-Jährige aber natürlich enttäuscht ist, sei „menschlich“.

Nachwuchs: "Etwas oberflächliche Betrachtung"

Das Beispiel Gluhakovic zeigt dennoch, dass der Vorwurf von Ogris, dem die Förderung der eigenen Talente bei den Profis fehlt, nicht von ungefähr kommt.

Selbst Präsident Frank Hensel gab der Austria-Legende  recht. So wie Muhr. „Die Kritik und die Forderung haben ihre Berechtigung. Dennoch ist es eine etwas oberflächliche Betrachtung. Man muss sich das im Detail ansehen, was die Durchlässigkeit betrifft. Wir dürfen uns bei der Austria nicht schlechter machen, wie wir sind. Schauen sie sich den Kader der Profis an: Da sind viele Eigenbauspieler dabei. Diese spielen auch immer wieder, wie Fitz und Prokop. Demakau ist nur bedingt ein Eigenbauspieler, weil er erst später von Salzburg gekommen ist. Es gibt noch Alexander Borkovic. Dazu Tarkan Serbest, oder die Absolventen der Stronach-Akademie Alexander Grünwald und Michael Madl.“

"Die Stronach-Akademie war das Nonplusultra. Sie war quasi der Vorreiter für alle Akademien, die danach entstanden sind. Dass die Salzburger auf Grund ihrer Erfolge – auch international – und ihrer tollen Infrastruktur jetzt 'state of the art' sind – und das in ganz Europa – ist klar.“

Muhr über Nachwuchs-Akademien

Daher sagt Austrias Sportdirektor klipp und klar: „Ich bin selbst ein kritischer Geist, aber wir haben immer wieder Eigenbauspieler im Kader der ersten und auch zweiten Mannschaft.“

Hat Austria-Akademie an Glanz verloren?

Denn der Einbau der Jungen hat große Priorität bei der Zusammenstellung des Profi-Kaders. „Wir versuchen die Kaderplanung so zu gestalten, dass die Jungen wirklich eine Perspektive haben und Fuß fassen. Das wollen wir und stehen dazu. Es ist das eine, das zu machen. Aber die jungen Spieler müssen diese Chancen auch wahrnehmen. Wie es zum Beispiel im aktuellen Fall Dominik Fitz macht.“

Nicht weg zu leugnen ist allerdings die Tatsache, dass Wien nicht mehr die erste Anlaufstelle für die Talente ist.

„Die Stronach-Akademie war das Nonplusultra. Sie war quasi der Vorreiter für alle Akademien, die danach entstanden sind. Das hat für einen ungemeinen Aufschwung im österreichischen Fußball gesorgt. Der Status Quo jedoch ist so, dass wir in einer ganz anderen Konkurrenz-Situation sind. Dass die Salzburger auf Grund ihrer Erfolge – auch international – und ihrer tollen Infrastruktur jetzt 'state of the art sind – und das in ganz Europa – ist klar.“

Muhr ist aber überzeugt, dass „wir nach wie vor eine attraktive Ausbildungsstätte und ein attraktiver Verein sind. Deswegen bin ich zuversichtlich, dass wir in Zukunft  attraktive Eigenbauspieler in der Kampfmannschaft sehen.“

Abschließend gibt er jedoch zu: „Es ist momentan nicht leicht, den negativen Stimmen entgegen zu wirken, weil wir tabellarisch nicht gut dastehen.“

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