Nur aufgrund seines "Stallgeruchs" ist Thomas Letsch nicht neuer Trainer des FC Red Bull Salzburg geworden. Das ist allen Mozartstädter Akteuren wichtig zu betonen.
Der 56-jährige Deutsche, der in der Vergangenheit bereits rund dreieinhalb Jahre in verschiedenen Funktionen beim Klub tätig war, wurde am Freitag-Vormittag endgültig als neuer "Bullen"-Coach präsentiert.
Auf seiner Antritts-Pressekonferenz in der Red Bull Arena zeigt sich Letsch motiviert wie ambitioniert, es sei "genau der richtige Zeitpunkt", nach Salzburg zurückzukehren.
Natürlich sei es vorteilhaft, dass sein Wohnsitz nur unweit von Salzburg entfernt gelegen sei und er den Verein bereits aus verschiedenen Perspektiven kennengelernt habe, "aber wenn das der alleinige Grund wäre, wäre ich jetzt nicht hier".
Bestätigt wird er darin von jenem Mann, der ihn überhaupt erst in die Mozartstadt lotste: Geschäftsführer Sport Rouven Schröder.
Schröder: "Genau der richtige Mann am richtigen Ort"
(Text wird unterhalb fortgesetzt)
"Dass Thomas schonmal hier war, Liefering und die Akademie kennt, ist ein Aspekt, aber nicht der ausschlaggebende Punkt. Thomas hat sich als Trainer und Persönlichkeit sehr weiterentwickelt. Er ist genau der richtige Mann am richtigen Ort für eine Mannschaft, die sicher viel Potenzial hat. Mit seiner Klarheit und Sachlichkeit wird Thomas da perfekt reinpassen", so Schröder.
Er und sein deutscher Landsmann haben in der Vergangenheit nicht alleine wegen des gemeinsamen Berührungspunktes VfL Bochum bereits des Öfteren Kontakt gehabt, man habe sich immer wieder ausgetauscht. "Und Frisur haben wir auch die gleiche", zwinkert Glatzenträger Schröder in Richtung Glatzenträger Letsch.
Gleichzeitig stellt sich Schröder präventiv vor seinen neuen Trainer. Die ersten Spiele im neuen Kalenderjahr, darunter ein Testspiel gegen die Bayern und zwei Champions-League-Partien gegen Real und Atletico Madrid, werde man zwar nicht abschenken, aber "trotzdem sollte man wissen, gegen wen man spielt. Nicht dass es heißt, die ersten drei Spiele unter Thomas Letsch und so weiter und so fort...".
Man werde Letsch vor allem an den nationalen Auftritten messen müssen, hält Schröder fest und zitiert dabei - womöglich unabsichtlich - Helmut Qualtinger: "Im Februar in Linz, da beginnt's", so der 49-Jährige in Anspielung auf das Cup-Viertelfinale beim LASK am 2. Februar.
Double ist und bleibt das Ziel
"Wir wollen logischerweise Meister und Pokalsieger werden, das ist möglich. Jetzt eben in einer anderen Rolle, als bisher gewohnt"
In Linz wird auch die Jagd auf die Rückeroberung des Doubles beginnen. Dieses entging den "Bullen" zuletzt zwei Saisonen in Folge; heuer soll es - auch wenn momentan alles dagegen spricht - wieder klappen.
"Wir wollen logischerweise Meister und Pokalsieger werden, das ist möglich. Jetzt eben in einer anderen Rolle, als bisher gewohnt", so die Ansage Letschs.
Natürlich werde das angesichts des zehn Punkte ausmachenden Rückstands auf Tabellenführer SK Sturm eine harte Aufgabe werden, aber "wenn ich nicht daran glauben würde, dass wir noch Meister werden können, wäre ich der Falsche am Podium".
Es sei "ein absolutes Highlight" mit einem Pflichtspiel gegen Real Madrid in seine zweite Ära als Salzburg-Coach zu starten, "aber entscheidender ist, was dann auf nationaler Ebene kommt", so Letsch. Für ihn gleiche die momentane Situation in Salzburg weniger einer Krise als einer Chance, Sachen besser zu machen.
Neuzugang im Trainerteam
Damit das mit dem besser Machen klappt, hat sich Letsch externe Verstärkung an Bord geholt. Mit Kai Hesse stößt ein neuer Co-Trainer nach Salzburg.
Der 39-jährige Deutsche war zuletzt als Co-Trainer bei Arminia Bielefeld tätig. Man sei schon länger im Austausch, erklärt Letsch: "Kai passt super hier rein, er kann ein Riesen-Benefit für uns sein."
Hesse wird künftig vor allem für die Standards verantwortlich sein, Onur Cinel, der weiterhin im Staff bleibt, eher für die Gegneranalyse. Grundsätzlich sollen die Trainingsinhalte aber gemeinsam erarbeitet werden.
Auch in der Aufstellung des Torhüter-Trainerteams kommt es zu Veränderungen. Aus dem Trio Pedro Pereira, David Schartner und Eddie Gustafsson wird Letzterer wegbrechen und zurück in die Akademie gehen, "weil drei Torhüter-Trainer einer zu viel sind".
Letsch kündigt anderen Fußball als unter Lijnders an
Klar ist auch, dass die Salzburger sich im Vergleich zum Herbst auch sportlich mit einem anderen Gesicht präsentieren müssen, soll das mit dem Double noch klappen. Lustlos wirkende Auftritte, wie sie zum Teil im Herbst zu sehen waren, oder Egotrips einzelner Spieler sind dann nicht mehr drinnen.
Letschs Aufgabe wird es auch sein, den weitgehend sehr talentierten Salzburger Kader wieder zu einer Mannschaft zu formen. Dem ist sich der Deutsche auch selbst bewusst: "Jetzt geht es darum, eine Einheit zu bilden, gemeinsam in eine Richtung zu gehen."
"Du kannst noch so gute Einzelspieler haben. Wenn du nicht in eine Richtung agierst, wird es nicht funktionieren. Grundvoraussetzung ist, dass das mannschaftliche Gefüge passt. Dazu muss man die Mannschaft und ihre Hierarchie kennenlernen", so Letsch, der im Anschluss an seine Antritts-Pressekonferenz sein erstes Mannschaftstraining in Taxham leitete.
Freilich gehe es aber auch um taktische Aspekte. Der Salzburger Fußball unter Letsch soll wieder "ähnlicher zu früher, etwas anders als Pep Lijnders es gemacht hat", aussehen. Sprich: "Wir wollen immer aktiv sein, wollen den Ball so hoch wie möglich erobern und zielstrebig nach vorne spielen."
Bleibt es beim 4-3-3?
Darauf, mit welcher Grundordnung das passieren soll, will sich Letsch noch nicht festlegen. Während seiner ersten, sehr kurzen Amtszeit als Interimstrainer vor rund neun Jahren probierte er es unter anderem mit einem 4-3-3, welches zuletzt auch unter Lijnders gespielt wurde.
Dass dieses System erhalten bleibt, ist aber alles andere als in Stein gemeißelt. Es könne auch sein, dass es je nach Gegner zu Anpassungen kommen werde. Letsch zeigte sich bei seinen früheren Stationen diesbezüglich sehr flexibel.
Grundsätzlich gehe es aber ohnehin viel mehr um Prinzipien als um die Grundordnung an sich. "Mir ist es eher wichtig, dass die Spieler auf ihren besten Positionen spielen. Dazu muss ich die Mannschaft kennenlernen", hält der Neo-"Bullen"-Coach fest.
Zum Kennenlernen bleiben Letsch und Co. nicht allzu viel Zeit. Nach zwei Trainingstagen in Taxham steht am 6. Jänner bereits das Testspiel-Highlight gegen die Bayern an, ehe es vom 9. bis 17. Jänner für ein Trainingslager ins portugiesische Faro geht und nur fünf Tage nach Ende des selbigen das Champions-League-Auswärtsmatch gegen Real Madrid ansteht.
Erst danach kann der Angriff auf das Double so richtig beginnen. Davon, dass dieser aus Mozartstädter Sicht erfolgreich enden wird, ist Letsch überzeugt.