Sieben Bundesliga-Spiele in Folge ohne Sieg, der letzte Heimsieg in der Meisterschaft Mitte Mai, nur sechs Punkte aus neun Runden.
Und dennoch: Abgesehen von den grün-weißen Gästen war nach dem torlosen Remis im 341. Wiener Derby allen Anwesenden in der Generali-Arena zum Feiern zumute.
Die Austria hat das 0:0 gegen den SK Rapid gewonnen, waren die Violetten doch ab der 54. Spielminute mit zwei Mann in Unterzahl. Als Draufgabe hielt auch noch die Derby-Serie – seit zwölf Spielen hat der SCR den Erzrivalen nicht mehr besiegt.
"Wir haben gezeigt, was in uns steckt"
"Es fühlt sich gut an heute. Wir haben gezeigt, was in uns steckt. Ich bin megastolz auf dieses Team", strahlt Austrias Reinhold Ranftl.
Trainer Michael Wimmer "kann der Mannschaft nur ein Kompliment machen" und darf nach dem Punkt durchatmen, war er zuletzt doch schon vermehrt in die Kritik geraten.
Das Spiel hätte fast perfekt begonnen. In der ersten Minute bugsierte Muharem Huskovic den Ball nach einem Fitz-Freistoß ins Tor, weil Andreas Gruber den Ball aber per Kopf verlängert hatte, stand Huskovic im Abseits. Zu dieser Erkenntnis kam der VAR nach einem vier Minuten langen Check schließlich auch.
Danach war ein zerfahrenes Spiel zu sehen. "In der ersten Hälfte hat man die Verunsicherung bei uns gut gesehen, da hat im eigenen Ballbesitz das Vertrauen gefehlt", erkennt Coach Wimmer.
"Das sind Emotionen pur"
Dass die beiden Ausschlüsse gerechtfertigt waren, bestreitet kein Veilchen. Böse ist Wimmer weder James Holland (Gelb-Rot) noch Matthias Braunöder (Rot): "Das ist ein Derby, das sind Emotionen pur. Dann passiert so etwas."
Binnen drei Minuten verlor die Austria zwei zentrale Mittelfeldspieler. "Ich habe mir nur gedacht: 'Das gibt’s nicht'", sagt Andreas Gruber, der wusste, was zu tun war, "uns war sofort klar, dass wir uns im 4-4 aufstellen und verteidigen."
Und das taten die Veilchen ausgezeichnet. Dabei hat der FAK in der laufenden Saison nicht unbedingt den Ruf einer Defensivmacht erworben.
Ranftl meint: "Ich habe eine Seite an uns gesehen, die ich so noch nicht wahrgenommen habe. Uns wird oft vorgeworfen, dass wir leichtsinnig verteidigen. Heute haben wir gezeigt, dass wir auch schmutzig spielen können."
"Wir haben zu acht sehr leidenschaftlich verteidigt. So stelle ich mir das auch vor, wenn wir zu zehnt sind", sagt Trainer Wimmer.
"Ich hatte in beiden Beinen Krämpfe"
Es war ein Kraftakt, der den Violetten gelungen ist. Ranftl beschreibt das so: "Wir haben gesagt, dass wir alles reinlegen müssen. Das ist ein Wiener Derby, wir sind seit elf Spielen ungeschlagen. Da entwickelt sich etwas im Körper, das kann man nicht beschreiben."
"Ich hatte schon in beiden Beinen Krämpfe, aber in so einem Spiel wächst man über sich hinaus. Jeder einzelne ist heute über sich hinausgewachsen. Die Energie stimmt. Das Trainerteam war da, die Fans waren da, das war unglaublich", so der Steirer weiter.
Auch wenn der Punkt der Austria tabellarisch nicht sonderlich weiterhilft, soll dieses Spiel die Initialzündung für den Turnaround nach dem verpatzten Saisonstart gewesen sein.
Diese Hoffnung hat zumindest Wimmer: "Hoffentlich war das der Bock, den wir jetzt umgestoßen haben. Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie lebt."
Manchmal kann ein 0:0 eben richtig Freude machen. Ranftl: "Das war definitiv etwas Außergewöhnliches. Es fühlt sich wie ein Sieg an."