Alle Neune.
Auch in seinem neunten Spiel als Profi-Trainer musste sich Oliver Glasner Rapid geschlagen geben.
2014/15 verlor der 43-Jährige alle vier Saisonduelle als Coach der SV Ried gegen die Hütteldorfer, seit 2015 auch alle fünf Duelle (vier Mal Liga, einmal Cup) als Trainer des LASK.
"Wir haben so viele positive Rekorde in dieser Saison gebrochen, da kann ich mit diesem einen Negativrekord gegen Rapid leben", sagte Glasner nach dem 0:2 am Samstag in Pasching.
Die Siegesserie der Athletiker endete nach sieben Spielen, dennoch präsentierte sich Glasner gut aufgelegt.
"Obwohl mich die Niederlage innerlich wurmt, bin ich sehr zufrieden mit der Leistung meiner Mannschaft", sagte der Trainer des Aufsteigers, der über seinen Rapid-Fluch auch lachen kann.
"Glücklicherweise gibt es Rapid, sonst wäre mein Punkteschnitt der beste ever. Ich muss meine Karriere nicht beenden, weil ich noch nicht gegen Rapid gewonnen habe, ich habe noch Ziele", grinste Glasner, hielt aber auch ernsthaft fest: "Irgendwann wird es so weit sein, ich arbeite darauf hin."
Vielleicht klappt es irgendwann auch als Salzburg-Trainer mit Siegen gegen Rapid. Diese bisweilen unterschwellige Personal-Spekulation nahm in jüngerer Vergangenheit und besonders am Samstag ordentlich Fahrt auf.
In der 5. Ausgabe von "LAOLA1 On Air - Der Sport-Podcast" geht es um den LASK und die Wandlung vom Chaos-Klub zum Vorzeige-Verein. Wir hören über die Sternstunde gegen Inter Mailand in den Achtzigern, erfahren skurrile Anekdoten aus den 90ern und gelangen über die Reichel-Ära in die schwarz-weiße Neuzeit mit dem Jahrhundert-Projekt. Hier anhören:
Glasner scherzt über Salzburg-Gerücht
"Sky" berichtete zunächst von einer Ausstiegsklausel im Vertrag des 43-Jährigen, der im Winter um weitere vier Jahre bis 2022 verlängert wurde. Diese bestätigte LASK-Berater Jürgen Werner, der gute Kontakte nach Salzburg pflegt und immer wieder dort anzutreffen ist.
"Es gibt für beide Seiten Szenarien, wo man aussteigen kann, aber das wird in diesem Sommer definitiv nicht passieren", sagte Werner in der Halbzeit des Spiels im TV-Interview.
Glasner wurde bei der Pressekonferenz nach der Partie auf die Ausstiegsklausel angesprochen und schob die nächste Wuchtel.
"Ich werde den Vertrag auf die Homepage stellen, dann könnt ihr euch das alle durchlesen, auch welche Champions-League- und Meister-Prämien drin stehen. Ich habe ja an alles gedacht."
Aber punkto Salzburg legte der LASK-Trainer erst so richtig los.
"Ich bin dankbar, dass mich "Sky" informiert hat. Ich werde morgen auch nach Salzburg fahren und mir das Spiel gegen Sturm anschauen, allerdings mit meiner Familie, weil wir zuvor einen Tag am Wolfgangsee geplant haben. Davor werden wir uns ein paar Immobilien anschauen und die Kinder nächste Woche in der Schule einschreiben. Von dem her, könnt ihr damit rechnen, dass es so ist."
Am Ende würde ein Wechsel von Glasner zu Salzburg aber niemanden überraschen, auch zu einem späteren Zeitpunkt als diesen Sommer.
Alles hängt von Rose ab
In erster Linie hängt ohnehin alles von Marco Rose und seiner Zukunft ab. Schließlich hat Salzburg ja einen Trainer, auch bis 2019 unter Vertrag, nur hat sich der in seiner ersten Profi-Saison dermaßen ins Rampenlicht gespielt, dass er gehen könnte.
Wie Glasner weiß zwar auch Rose, was er an seinem aktuellen Verein hat, doch bekanntlich hält das weder Spieler noch Trainer von einem Abgang ab, wenn die nächste spannende Aufgabe wartet und alles zusammenpasst.
Rose müsste beispielsweise die Fußball-Welt von Red Bull, in der der 41-Jährige 2013 anheuerte und die U16, die U18 bzw. die U19 trainierte und nun die Profis seit dieser Saison coacht, gar nicht verlassen.
Erst am Samstag brachte die "FAZ" Rose bei RB Leipzig ins Spiel, zumal er auch Leipziger ist und seine Familie dort lebt. Für "Sport1" scheint allerdings am wahrscheinlichsten, dass er noch ein Jahr in Salzburg bleibt. Was übrigens auch die Überzeugung Werners, dass Glasner in diesem Sommer den LASK sicher nicht verlassen würde, unterstreicht.
So könnte sich Rose in Salzburg (wie die Spieler es auch immer machen) noch ein Jahr weiterentwickeln und die Champions-League-Quali angreifen, im elften Salzburger Anlauf der erste Trainer sein, der sie schafft. Und Salzburg wäre freilich froh, eine sehr wichtige Saison (der Titel 2018/19 führt im Normalfall zum CL-Fixplatz) mit Rose bestreiten zu können.
In Österreich wohl nur zu Salzburg
Und der logische Nachfolger läuft indes nicht weg, außer ein spannender, ausländischer Verein lockt erfolgreich.
Innerhalb Österreichs würde Glasner den LASK wohl nur für Salzburg verlassen. Zumal die anderen heimischen Top-Klubs aktuell ihre Trainer-Fragen geklärt haben (Rapid, Sturm) oder ihn schon gar nicht mehr in Betracht ziehen (Austria).
Glasner würde nur dann vorzeitig gehen, wenn es sich um einen glasklaren Aufstieg handelt. In Pasching hat er zudem das quasi alleinige sportliche Sagen, in Absprache mit Werner und Präsident Siegmund Gruber, der das finanzielle Go geben muss.
Auch in Salzburg könnte Glasner wie Rose aktuell viel sportlich bestimmen, Sportchef Christoph Freund und Geschäftsführer Stephan Reiter sind dort mehr Teamplayer denn Alpha-Tiere.
Viele Parallelen bei Glasners Arbeit
Glasner kennt den Verein natürlich bestens, war nach seinem plötzlichen Karriereende zunächst ab Jänner 2012 Sportkoordinator und ab Sommer zwei Jahre Co-Trainer von Roger Schmidt, den er fast nach Leverkusen begleitet hätte.
Dass eine Red-Bull-Rückkehr möglich ist, zeigte übrigens Adi Hütter vor, der 2014 für eine Saison zurückkam.
Glasner kennt die Salzburger Spielweise, schrieb selbst darüber in seiner Abschlussarbeit für die UEFA-A-Lizenz noch ehe Schmidt nach Österreich kam, und setzt auch beim LASK auf die hohe Kunst des Pressings.
Als früherer Innenverteidiger ist ihm zudem das Defensivverhalten wichtig.
Wie Salzburg setzt auch Glasner beim LASK auf schnelle, dynamische (Offensiv-)Spieler, der Charakter spielt punkto Teamgeist und Zusammenarbeit im Kollektiv eine wesentliche Rolle.
Weitestgehend setzt Glasner auf unbekanntere Spieler und entwickelt sie weiter - auch ehemalige Red-Bull-Spieler wie der aktuell verletzte Philipp Wiesinger beispielsweise. Sportlich passt Glasner also perfekt ins RB-Beuteschema, auch abseits.
Gutes Auftreten
Glasner, der nur eine Autostunde entfernt in Riedau lebt, hat sich als Chef-Trainer vom Auftreten auf und abseits des Platzes so weiterentwickelt, dass er perfekt zu Salzburg passt. Im Umgang mit den Medien hat er viel gelernt.
Ein emotionaler Ausbruch wie jener des Deutschen vor dem Lazio-Rückspiel auf eine harmlose Frage würde Glasner nicht passieren. Der LASK-Trainer macht sich über alles Gedanken, über jedes Detail, vor allem natürlich in erster Linie, was das Sportliche angeht, aber eben auch das ganze Drumherum.
So kann er beim LASK viel vorantreiben, entwickeln und sich irgendwann mit einem Titelgewinn in der schwarz-weißen Geschichte unsterblich machen.
Will Glasner früher Titel gewinnen, auf europäischer Bühne eine Rolle spielen, und sich für eine internationale Karriere empfehlen, dann macht besonders Salzburg für ihn auch Sinn.
Intern drängt sich in Salzburg kaum einer auf
Beim Double-Titelverteidiger drängt sich als Rose-Nachfolger intern auch aktuell nur Roses Co-Trainer Rene Aufhauser auf, der war aber bislang noch nicht Cheftrainer und ist damit ein Risiko.
Liefering droht unter Janusz Gora und Gerhard Struber die schlechteste Erste-Liga-Platzierung seit dem Aufstieg 2013 (aktuell 5.), die U18 dürfte unter dem Deutschen Holger Bachthaler (43) erstmals seit vier Jahren nicht Meister zu werden, verlor nun das Spitzenspiel gegen die Admira mit 1:2 (Hier nachlesen!).
Womöglich verpasst Salzburg kommende Saison die UEFA Youth League, Bachthaler wechselt aber ohnehin im Sommer nach Ulm. Alexander Schmidt (49) verlor mit seiner U16 am Samstag auch gegen die Admira mit 1:2, wird aber sehr wahrscheinlich Meister.
Sollte Salzburg Rose früher oder später abhanden kommen, scheint aktuell Oliver Glasner der perfekte Nachfolger zu sein.