Der Herausforderer ist selbst gefordert. Sturm Graz könnte am Ostersonntag (17.00 Uhr, LIVE-Ticker >>>) den Titelrivalen Salzburg mit einem Heimsieg im Direktduell von der Tabellenspitze stoßen und den Anspruch auf den Meistertitel deutlich unterstreichen.
Sollte der zwei Punkte voran liegende Abomeister aber in Graz gewinnen, würde der Vorsprung auf den einzig verbliebenen Verfolger acht Runden vor Schluss auf fünf Punkte anwachsen.
Die Situation ist vergleichbar mit jener vor einem Jahr. Damals griff Sturm in Runde 26 ebenfalls nach der Tabellenführung, musste sich zuhause aber 0:2 beugen.
"Wir sind aber nach wie vor in einer riesen Underdog-Rolle und brauchen am Sonntag eine riesen Leistung", erinnerte Sturm-Trainer Christian Ilzer am Freitag. "Salzburg ist eine Machtdomäne, der wir möglichst lange das Wasser reichen wollen."
Ein besonderes Spiel
Beide landeten zum Meistergruppen-Start einen Favoritensieg – Sturm ein 4:0 in Klagenfurt, Salzburg ein 5:1 gegen Hartberg. Ab sofort stehen Schlager-Wochen an. "Am Sonntag ist ein besonderes Spiel, von dem einiges abhängen wird, ob es weitere besondere Spiele gibt", meinte Ilzer.
Das Spiel könnte also Signalwirkung haben. Noch nie seit Wiedereinführung der Punktehalbierung 2018/19 hieß der Spitzenreiter nach einem Spiel in der Meistergruppe nicht Salzburg. Außerdem treffen die heimischen Giganten schon am Donnerstag im Cup-Halbfinale erneut aufeinander – mit Heimvorteil für Salzburg.
Zwar war die Ligapause für beide Teams nur bedingt geeignet zum Durchschnaufen, einige Kicker waren auf Länderspiel-Reisen. Sturms Schlüsselspieler wie der nunmehrige EM-Fahrer Otar Kiteishvili kehrten gesund – und mit "Glücksgefühlen" (Ilzer) nach Graz retour. Mit Ausnahme der Langzeitverletzten kann er aus dem Vollen schöpfen.
Bei Salzburg steht der Kapitän wieder auf der Ausfallliste. Amar Dedic fehlt mit einer Fußverletzung, die sich der Bosnier im Länderspieleinsatz gegen die Ukraine zuzog. Flavius Daniliuc könnte ihn erneut rechts hinten vertreten.
Um den Salzburger Weg zum elften Meistertitel in Serie holpriger zu machen, setzt Sturm auch auf den zwölften Mann. Die emotional aufgeladene Partie ist mit 15.600 Zuschauern seit Tagen ausverkauft.
"Die Fans werden uns tragen. Wir müssen unsere bestmögliche Leistung auf den Platz bringen", sagte Ilzer. "Wenn wir die Dinge gut umsetzen, sehe ich eine Chance, dieses Spiel zu gewinnen."
Salzburg rauscht durch die Meistergruppe
"Das Spiel gegen Sturm ist nicht einfach so nur das Topspiel. Es treffen die zwei besten Mannschaften in Österreich aufeinander", bemerkte Salzburgs Alexander Schlager. In bisher 23 Saisonspielen haben beide jeweils zweimal verloren, beide Duelle endeten Remis, den Unterschied machen zwei Unentschieden mehr auf Grazer Seite.
Die Frage, wer im Oster-Duell die Nase vorne haben wird, stellt sich für den ÖFB-Teamgoalie offenbar aber nicht. Schlager ist siegesgewiss. "Wir sind gut vorbereitet. Wir werden dort hinfahren, werden unsere Aufgaben gut machen und dann mit einem Sieg wieder nach Salzburg fahren."
Gleichsam wollen die Salzburger nichts von einer möglichen Vorentscheidung wissen. "Es tut sicher gut, wenn wir das Spiel dort gewinnen, weil es einen gewissen Polster schafft. Es sind dann aber trotzdem noch genug Spiele", sagte Schlager.
Die Zahlen legen der Partie einen richtungsweisenden Charakter nahe: 39 Siege, 9 Remis und 3 Niederlagen in 51 Spielen lautet die eindrucksvolle Meistergruppen-Bilanz der "Bullen". Mehr als eine Niederlage pro Final-Durchgang haben sich die Salzburger bisher nicht geleistet.
Die Statistik spricht für die "Bullen"
"Die kommenden Begegnungen sind allesamt etwas Besonderes. Und dennoch können wir nur Spiel für Spiel abarbeiten und werden uns mit großer Konzentration auf das jeweils nächste Match vorbereiten", betonte Trainer Gerhard Struber.
"Am Sonntag erwartet uns sicherlich ein hochmotivierter Gegner, der alles versuchen wird, uns die Punkte wegzunehmen." Darauf sei man aber vorbereitet.
Wie stark die Salzburger im entscheidenden Moment aufspielen, zeigt sich im direkten Vergleich: Nur in einem der 10 Meistergruppen-Duelle konnte Sturm überhaupt punkten (2:1 am 27. April 2022).
Sturm ist seit zehn Bundesliga-Runden unbesiegt, Salzburg seit 26 Auswärtsspielen. Diese und andere Erfolgszahlen kennend, meinte Ilzer mit einem Augenzwinkern: "Wir haben großen Respekt vor Salzburg, einer Mannschaft, der es gelingt, mit uns Schritt zu halten."