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Fußball 2030 – Eine machbare Utopie

Wie Corona den Fußball gerettet hat und wie die Transformation gelingen kann:

Fußball 2030 – Eine machbare Utopie Foto: © Manuel Gruber

Anno 2030. Felix Hackmair ist 12 Jahre alt. Sein Traum: e-Football-Profi. Anders als sein Papa will er nicht auf dem Fußballplatz sein Geld verdienen, sondern auf der PlayStation. Die Option, in Papas Fußstapfen zu treten, stellt sich auch gar nicht mehr.

Die österreichische Bundesliga ist nämlich Geschichte. Sie hat nach den wirtschaftlichen Folgen von Corona zusperren müssen. Was damals wie ein Horror-Szenario schien, erwies sich im Lauf der Jahre allerdings als Brücke in eine neue und schönere Ära des Fußballs. Corona hat den Fußball nicht zerstört, sondern ihn gerettet.

Während das Fußball-System im Zuge des Corona Lockdowns Schritt für Schritt den Bach runterging, arbeitete im Hintergrund ein unabhängiges Expertenteam schon an einer möglichen Wiederauferstehung. Diese Visionäre sahen in der Krise eine große Chance:

(Artikel wird unter dem Video fortgesetzt)

Corona ermöglichte dem Fußball, sich einerseits wieder auf das Wesentliche zu besinnen und sich andererseits auf anderen Ebenen neu zu formieren.

Ergebnis: Fußball 2.0. Die machbare Utopie. Neuausrichtung auf 3 Säulen

  1. Breitenfußball – Back to Basics
    Der Fußball ist an der Basis zurück. Durch die geplatzte Blase können Spieler im Amateurfußball kein Geld mehr verdienen, was dazu geführt hat, dass das Spiel selbst, die Identifikation mit dem Verein und die Gemeinschaft im Dorf wieder in den Vordergrund rücken. Es werden keine auswärtigen Spieler mehr gekauft, sondern die Einheimischen gefördert. Die Einnahmen des jährlichen Dorffestes werden nicht in Spielergehälter investiert, sondern in den Nachwuchs und in die Infrastruktur. Auch in der endlich eingeführten "täglichen Turnstunde" in der Schule wird viel gekickt, wodurch die Zahl der übergewichtigen Kinder von 25 auf 5 Prozent gesunken ist. Der Frauenfußball hat einen ordentlichen Aufschwung erlebt. Jeder Verein hat mittlerweile ein eigenes Frauenteam. Manche starten gerade ihre ersten Mixed-Teams, was sich z.B. in den USA längst etabliert hat. Die Stimmung am Fußballplatz ist dadurch insgesamt freundlicher, offener und toleranter geworden. 
  1. Internationaler Profi-Fußball – ein EU-Vorzeigeprojekt
    Den Profi-Fußball gibt es nicht mehr auf nationaler, sondern nur mehr auf europäischer Ebene. In der 2024 neu gegründeten "Super Champions League" zaubern die 24 besten Klubs Europas. Red Bull Salzburg ist gerade von der "Alps Premiere League", einer Fusion der Ligen Österreich, Schweiz, Tschechien, Slowakei, Slowenien und Ungarn, dorthin aufgestiegen. In dieser - nach unten hin geschlossenen - Liga spielen als österreichische Vertreter noch Rapid Wien, Austria Wien, Sturm Graz, LASK Linz und ja, wie schön wäre es, die wiederauferstandene SV Ried. Die "Alps Premiere League" ist eine von fünf länderübergreifenden Profiligen Europas, die vor allem zwei entscheidende Vorteile mit sich bringen: Erstens endlich wieder einen spannenden Wettbewerb statt langweiligen Serien-Meistern und zweitens auch einen interkulturellen Austausch und somit mehr Identifikation mit einem vereinten Europa. Unter diesen fünf Ligen gibt es nur mehr reinen Amateurfußball. Die neu gegründete, basisdemokratische, UEFA hat Höchstgrenzen für Gehälter eingeführt, was 2020 noch undenkbar schien, aber viele Verantwortliche, u.a. Manchester United Boss Ed Woodward, schon damals angedacht hatten. Die Höchstgrenzen wurden nach Corona unumgänglich, weil man nicht mehr rechtfertigen konnte, warum ein Fußballer 10, 100 oder gar 1000 Mal so viel verdienen sollte wie ein Mensch in einem systemrelevanten Job. Was am Anfang die Spieler noch vor den Kopf gestoßen hatte, erkannten sie im Laufe der Zeit als Chance: Sie entwickelten ein stärkeres Bewusstsein für ihre "Karriere danach". Sie lebten nicht mehr mit dem erdrückenden Glaubenssatz, mit 35 finanziell ausgesorgt haben zu müssen, sondern schmiedeten schon während ihrer Spielerlaufbahn Pläne für ihr weiteres Leben. Durch die Entwicklung neuer Ziele und Träume und den fließenden Übergang in eine neue Aufgabe schlitterten auch viel weniger Ex-Profis in eine Krise. Transfergelder wurden überhaupt abgeschafft. Spieler werden nun nicht mehr als „Spielermaterial“ gehandelt und verkauft, sondern dürfen sich - ähnlich wie am normalen Arbeitsmarkt - nach einer Kündigungsfrist von 6 Monaten frei entscheiden, für welche Mannschaft sie spielen möchten und mit welchem Klub sie sich identifizieren können. Das Gehalt spielt dabei nur mehr eine nebensächliche Rolle. Die frei gewordenen Budgets durch die sinkenden Personalkosten investieren die Klubs in erster Linie in den Nachwuchs (auch in die Schulen), ebenso in die Infrastruktur, für soziale Projekte und nachhaltige Materialien. Es profitiert nicht nur derjenige, der in dem Trikot spielt, sondern auch diejenige, die es genäht hat. Außerdem können die Klubs die Tickets endlich wieder leistbar machen: Kinder und Jugendliche haben gratis Eintritt, Erwachsene zahlen 5 Euro für den Steh- und 10 Euro für den Sitzplatz. Amazon hat sich bis 2035 die Rechte an der Super Champions League gesichert und bietet sein Paket um 4,99 Euro/Monat an. Der Liga-"Hauptsponsor" ist die Europäische Union. Sie verteilt das Geld nach sozial-ökologischen Aspekten. Je sozialer und klimafreundlicher ein Verein agiert, desto mehr Subventionen erhält er. Die Alps Premiere League übertragen der ORF und der SRF im Free-TV. 
  1. e-Football: Das Paradies der Generation Alpha
    Und dann gibt es noch die ganz neue Welt des "e-Footballs". Jeder Profi-Klub und jedes Land der Welt stellen mittlerweile ein eigenes e-Team. Die jährliche FIFA-WM ist das Jahres-Highlight und wird von über einer Milliarde begeisterter e-Football-Fans gestreamt, ebenso auf Amazon.

Zurück zu Felix' Traum: Mit Österreich zur WM 2040 in Shanghai! Was Papa beruhigt: Der virtuelle hat den physischen Fußball nicht verdrängt, sondern ergänzt. Felix hat sich einerseits in den letzten Jahren mit anderen begeisterten e-Football-Spielern auf der ganzen Welt vernetzt, spricht dadurch schon mit 12 Jahren perfektes Englisch, ist anderen Kulturen, Ethnien und Überzeugungen gegenüber offen und tolerant.

Außerdem hat er durch die Möglichkeiten des virtuellen Raums auch eine ganze neue Kreativität entwickelt. Er bleibt aber andererseits in dieser Welt nicht hängen. Nach seinem täglich eineinhalbstündigen e-Football-Training fliegt er mit dem Hoverboard zum Sportplatz, um mit seinen Freunden die online erprobten Tricks in der U12 des ASV Vösendorf auch am Platz umzusetzen. Außer wenn das Wetter ganz mies ist: Dann setzt er sich lieber die Virtual Reality Brille auf, um gemeinsam mit Mbappé an seiner Technik zu feilen.

Wie der Fußball 1.0 zu Grunde ging

Felix kann es gar nicht glauben, wenn ihm Papa vom "Fußball von früher" erzählt: "Ein Spieler 222 Millionen wert? Eine WM in Katar? Schlägereien unter Fans? Das muss ja eine schräge Zeit gewesen sein! Bin ich froh, dass ich das noch nicht erleben musste! Aber Papa, wie kam es eigentlich dazu, dass dieses System zu Grunde ging?"

"Das ist eine lange Geschichte, lieber Felix! Aber ich versuch's kurz zusammenzufassen: Im Jahr 2020 legte das Coronavirus den gesamten Profi-Fußball für mehrere Monate komplett lahm. Danach lief er zwar wieder an, aber ohne Zuschauer, ohne Flair, ohne Energie. Wie sich das anfühlt, können dir die Ex-LASK-Spieler noch heute, zehn Jahre später, sehr wehmütig berichten. Da darfst du einmal in deinem Leben gegen Manchester United ran und keiner kommt. Mit Fans im Rücken hätten sie erstens viel mehr Spaß gehabt und zweitens wahrscheinlich auch nicht fünf Gegentore kassiert.

Die Begeisterung für das Spiel nahm immer mehr ab: Den Spielern fehlte die Atmosphäre, den Sponsoren der VIP-Raum und den Fans das Stadionerlebnis.

Auch übers Fernsehen waren die Spiele nur mehr halb so spannend. Und selbst die coole Idee, die Autokinos als Public Viewings wieder zu beleben, führte nur zu einem kurzfristigen Aufschwung. Es wurde immer sichtbarer, wie wichtig eine gute Stimmung, der "12. Mann" und die "12. Frau", für die Euphorie des Fußballs war. Die Emotion ging weitestgehend verloren. Das Interesse verflog.

Sehr rasch verabschiedeten sich auch immer mehr Sponsoren. Einerseits weil viele Unternehmen ihre Werbeausgaben stark reduzieren mussten oder selber in Konkurs gingen, andererseits aufgrund des allgemein sinkenden Fußball-Interesses in der Bevölkerung. Wo keine Bühne, da keine Werbung.

Was Gerda Rodgers schon vor Corona kommen sah, wurde sehr schnell Realität: Die Fußballblase platzte. Die kleineren Klubs mussten aufgrund der fehlenden Zuschauer-Einnahmen schon 2020 zusperren, in den Folge-Jahren – mit Ausnahme der ganz großen – auch alle anderen. Durch die unverschämt hohen Ticket-Preise wandten sich immer mehr Fans vom Profi-Fußball ab. Nach und nach schlitterten immer mehr Klubs in Konkurs, bald darauf ganze Ligen: 2022 erwischte es die österreichische Bundesliga, in den Jahren darauf – außer die englische Premier League – alle anderen in Europa.

Das Ende des Profi-Fußballs war nur die logische Konsequenz nach der extremen Entwicklung in den letzten Jahrzehnten, vor allem nach den rasant ansteigenden Transfersummen und Gehaltszahlungen nach dem "Bosman-Urteil" 1995. Das Coronavirus ließ die Blase schlussendlich platzen, das Fass übergehen, das Schiff untergehen.

Das System, das sich von seiner Basis, dem Fußball, dem Spiel, dem Fan, dem Nachwuchs, dem Breitenfußball, der Gemeinschaft, in den letzten Jahrzehnten immer mehr entfernte. 

All diese Faktoren führten schlussendlich zum Ende des aufgeblasenen Fußball-Business und zur Wiederauferstehung des Fußball-Spiels.

Happy End!

Die Transformation: Zurück in die Zukunft

In meiner Arbeit als Coach begleite ich Menschen in ihrer Transformation. Der erste Schritt ist dabei immer der wichtigste: DerMut zum Loslassen, das Alte hinter dir zu lassen, um für das Neue bereit zu sein. Das Neue entwickelt sich dabei aber oft erst im Prozess. Du musst erst die eine Tür schließen, damit sich eine neue öffnen kann. Bei meinen Klienten sind das z.B. ein Karrieresprung, ein Jobwechsel, ein Schritt die Selbstständigkeit, eine Weltreise, eine Trennung vom Partner, eine Versöhnung mit den Eltern und vieles mehr. Aber wo auch immer dich der Prozess hinführt: Auf jeden Fall einen Schritt näher zu dir selbst, zu mehr Authentizität, zu deinem Ursprung.

Das Wesentliche ist, deinen Weg bewusst zu gehen, regelmäßig inne zu halten und bei Bedarf die Richtung zu ändern.

Auch ich konnte mir nach dem Ende meiner Fußballer-Karriere nicht erträumen, dass ich heute außergewöhnliche Persönlichkeiten coache, die vor wenigen Jahren noch meine Coaches, Mentoren oder Vorbilder waren.

Natürlich kann auch ich – so wie niemand anderer auf dieser Welt – jetzt prognostizieren, wie und wohin sich der Fußball bis 2030 entwickeln und wie sehr Corona sich als Game Changer erweisen wird. Dieser Blogpost ist auch keine Prognose, sondern eher eine – wie von Matthias Horx genannte - Regnose (eine Brücke zwischen heute und morgen) und noch viel mehr eine Einladung an alle Fußball-Liebhaber, die sich nach einer Veränderung sehnen – frei nach dem Motto: "Zurück in die Zukunft" – nach einer gelungenen Kombination aus dem Ursprung und der Utopie, dem Spiel und den Chancen des 21. Jahrhunderts.

Dieser Blogpost ist ein Aufruf an alle, die den Fußball neu denken, vielleicht sogar neu erfinden möchten.

Das kann man von den führenden Köpfen des bestehenden Systems nicht erwarten. Erstens weil sie selbst davon profitieren und zweitens weil sie in der Krise viel zu sehr damit beschäftigt sind, das brennende Haus zu löschen, damit es nicht völlig zusammenbricht. An dieser Stelle sei auch erwähnt: Die Krisenmanager rund um Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer machen ihren Job meines Erachtens im Moment recht gut!

Kurzfristig wird es trotzdem zu harten Rück- und Schicksalsschlägen kommen, aber mittel- bis langfristig ist diese Phase eine einzigartige Möglichkeit, den Fußball nachhaltig zu verändern. Je früher alle Protagonisten und die, die es werden wollen, verstehen, dass er so wie in den letzten Jahren nicht mehr überleben kann, desto größer ist die Chance für eine erfolgreiche Transformation.

Der Fußball steht in den nächsten Jahren an einem entscheidenden Wendepunkt: Wird er nach wie vor Weltsportart Nummer 1 bleiben oder eine aussterbende, elitäre Randerscheinung? Die schönste Nebensache der Welt hat unsere Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten geprägt wie kein anderer Sport. 

In seiner ursprünglichen und schönsten Form ist der Fußball meiner Meinung nach sogar systemrelevant: Er verbindet Menschen und Kulturen, fördert die Bewegung und damit die Gesundheit, sorgt für Gleichheit, Fairness und Freundschaft, fordert das Zurechtfinden und Unterordnen in einer Gruppe, lehrt das gemeinsame Gewinnen und Verlieren und öffnet Raum für das Ausleben von Emotionen.

Trotz mancher Korrupter und Wettbetrüger, Rassisten und Hooligans, Blutgrätscher und Ellbogenchecker bin ich davon überzeugt, dass es der Großteil der globalen Community gut mit dem Fußball meint und sich nichts mehr wünscht, als ein schönes, faires und freudvolles Miteinander. #wirsindmehr

Dieser Blogpost ist auch eine Einladung an dich. Ist meine Utopie völlig absurd oder zumindest in Teilen machbar? Welche Zukunft des Fußballs siehst und wünscht du dir? Wie soll der Fußball in Zukunft unsere Gesellschaft prägen und welche Weichen wollen wir jetzt dafür stellen? Was kannst und möchtest du dazu beitragen?

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