Peter Stöger ist am Samstag als Trainer-Ideallösung für die durch die Coronakrise in noch unruhigeres Fahrwasser geratene Wiener Austria vorgestellt worden.
"Angst begleitet mich relativ wenig", zeigte sich die violette Ikone aber bereit, allen Umständen zu trotzen. "Mir ist bewusst, dass es keine wahnsinnig einfache Aufgabe wird." Aber ob sich dadurch für ihn und seine Karriere nun Vor- oder Nachteile ergeben würde, kann und will Stöger nicht einschätzen: "Vor drei Wochen war die Situation noch eine völlig andere. Daher habe ich komplett aufgehört, darüber nachzudenken, was in einem Jahr ist, wenn mein Vertrag ausläuft."
"Violetter Liebesbeweis"
"Ich kenne den Verein natürlich gut, ich kenne die Problematik", erklärte Stöger, warum er sich die Doppelfunktion bei seinem Herzensklub antut. "Ich glaube, dass es für den Verein die beste Lösung ist, wenn ich das in Personalunion mache." Der 54-Jährige ist seit exakt einem Jahr als Sportvorstand in Wien-Favoriten tätig.
Als "erbrachtes Opfer" für seinen Herzensklub sieht Stöger die neue Doppelfunktion nicht. Vielmehr meint er zu seiner Rückkehr vor einem Jahr: "Den violetten Liebesbeweis habe ich vorige Saison schon angetreten. Da haben wir gesagt, wir versuchen das wieder in die Spur zu bekommen.
Die zeitliche Dauer ist grundsätzlich auf ein Jahr begrenzt. "Wir reden von einer kurzfristigen Lösung", sagte Stöger. Die Position sei "nicht mein Szenario, das ich voriges Jahr oder noch vor drei Wochen auf dem Schirm gehabt hätte".
In der abgelaufenen Bundesliga-Saison hatte die Austria unter Trainer Christian Ilzer zunächst die obere Tabellenhälfte und schließlich auch im Playoff gegen Hartberg den Europacup verpasst. Ilzer coacht mittlerweile Sturm Graz.
"Wirtschaftlich günstigste Lösung"
Dazu gingen der wirtschaftlich ohnehin nicht auf Rosen gebetteten Austria durch die notwendig gewordenen "Geisterspiele" im Liga-Finish wichtige Einnahmen verloren. Der Klub sucht derzeit einen potenten Investor, der statutengemäß bis zu 49 Prozent an der FK Austria Wien AG übernehmen könnte.
"Im Endeffekt ist es auch so, dass es wirtschaftlich dann die günstigste Lösung ist. Das war aber nicht unser Zugang", erläuterte Stöger zur Personalie Stöger. Mit dem einvernehmlichen Abschied von Ilzer und dessen Trainerteam seien aber Budgetmittel frei geworden, so dass das Geld für eine externe Lösung durchaus vorhanden gewesen wäre.
Keine konkreten sportlichen Ziele
Es gebe aufgrund der wirtschaftlichen Lage und der Covid-19-Krise noch zu viele Fragezeichen, um die Saison durchplanen zu können.
Dementsprechend wenig wollte Stöger auch zu den sportlichen Zielen sagen. In den Top sechs würden acht, neun Vereine auch landen wollen. "Man muss schauen, wie sich die Saison entwickelt. Bei normalem Zugang muss ich sagen, dass ein Klub wie die Austria zur Teilung unter die ersten sechs gehört."
Es sei auch im vergangenen Jahr "nicht alles falsch" gelaufen, meinte der bis dato letzte Austria-Meistertrainer (2012/13).
Der Kader, der demnächst in die Vorbereitung startet, werde vorerst mit dem alten nahezu ident sein, "mit ein paar Jungs, die wir von den Young Violets raufziehen".
"Richtungsweisende Entscheidung"
Kraetschmer nannte die nun getroffene eine "sehr richtungsweisende Entscheidung für den Club". Er dankte Stöger persönlich.
"Da sieht man einmal mehr, was er für ein Austrianer ist, dass er diesen Weg mit uns gemeinsam mitgeht", sagte der AG-Vorstandsvorsitzende. "Ich werde ihn in meiner Funktion bestmöglich unterstützen in diesen nächsten Monaten."