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So viel Verlust droht Sturm Graz

Geschäftsführer Tebbich nimmt auch zur Zwei-Stadien-Lösung Stellung.

So viel Verlust droht Sturm Graz Foto: © GEPA

Über oder unter dem Strich? Die Spannung vor dem Finale des Grunddurchgangs der Bundesliga (Sonntag, 17 Uhr im LIVE-Ticker) steigt.

Ob man es in die Meisterrunde schafft oder in der Qualifikationsrunde antreten muss, ist jedoch nicht nur von sportlicher Seite von Relevanz.

Auch wirtschaftlich steht für diverse Vereine einiges auf dem Spiel. So geht es für den SK Sturm Graz im Showdown gegen die Austria um beträchtliche Einnahmen.

"Da sprechen wir von mehreren Hunderttausend Euro, die wir sicher an Einbußen hätten, wenn wir nicht in den Top 6 spielen", klärt Geschäftsführer Wirtschaft Thomas Tebbich im LAOLA1-Interview auf.

Zudem erklärt der 44-Jährige, wo man den Gürtel enger schnallen müsste, und kündigt in der seit dieser Woche diskutierten Zwei-Stadien-Frage Gespräche mit dem GAK an.

LAOLA1: Dass der Sturm-Fan Thomas Tebbich dem „Endspiel“ gegen die Austria entgegenfiebert, ist logisch. Wie sehr fiebern Sie diesem Match als Geschäftsführer Wirtschaft entgegen?

Thomas Tebbich: Es macht für uns natürlich einen riesengroßen Unterschied, ob wir in der Meisterrunde oder in der Qualifikationsrunde spielen. Denn es betrifft mehrere Bereiche, in denen es dann positive oder negative Effekte geben könnte. Einerseits sind das natürlich die Tageskarten im Stadion. Das darf man nicht unterschätzen. Da könnte es theoretisch zwar um mehrere hunderttausend Euro gehen, aber wenn es hart auf hart kommt, können wir uns normalerweise immer auf unsere Fans verlassen. Ein weiterer Bereich wäre beispielsweise das Merchandising. Das geht immer Hand in Hand mit der Stimmungslage unserer Fans.

LAOLA1: Von wie vielen Zuschauern weniger sprechen wir bei mehreren Hunderttausend Euro in etwa?

Tebbich: Unser Schnitt lag in den letzten Jahren meistens zwischen 10.000 und 11.000 Zuschauern. Auf eine genaue Zahl möchte ich mich im Moment noch nicht festlegen, denn eines darf man nicht vergessen: Wir könnten auch in der Qualifikationsrunde immer noch um einen internationalen Startplatz spielen. Darauf könnten sich die Fans, sollten wir unten spielen, freuen. Aber die Gegner sind eben nicht ganz so attraktiv.

"Man müsste den Gürtel ein wenig enger schnallen. Bei diversen Projekten, die wir in der Schublade haben, müssten wir dann genauer überlegen, ob wir sie in diesem Jahr umsetzen werden oder auf die nächste Saison warten."

LAOLA1: Wie groß ist der Anteil der Zuschauerzahlen am Budget?

Tebbich: Unser Vorteil ist: Wir haben voriges Jahr mit dem Vizemeistertitel und dem Cupsieg eine sehr gute Saison gespielt, weshalb wir viele Jahresabos verkauft haben – wir haben über 6100 Abonnenten. Das ist ein positiver Effekt, der das Ganze ein wenig abfedern würde. Aber natürlich haben die Tageskarten einen massiven Anteil am Budget. Daher wäre es eine negative Ausgangssituation, wenn wir nicht unter den ersten 6 spielen könnten.

LAOLA1: Welche Auswirkungen hätte es grob gesagt, wenn aus dem Ticket-Verkauf weniger Einnahmen als budgetiert hereinkommen?

Tebbich: Wir hätten dann keine existenziellen Sorgen, das ganz und gar nicht. Aber natürlich wäre das Ergebnis am Ende des Wirtschaftsjahres, also am 30. Juni, natürlich ein anderes. Bei diversen Projekten, die wir in der Schublade haben, müssten wir dann genauer überlegen, ob wir sie in diesem Jahr umsetzen werden oder auf die nächste Saison warten.

LAOLA1: Grundsätzlich sorgt der neue Modus für riesige Spannung. Aus der Sicht des Geschäftsmannes würde man sich die Ungewissheit aber vermutlich gerne sparen, oder?

Tebbich: Es hat ja auch positive Effekte. Jeder spricht darüber. Es passiert viel mehr, auch medial. Der Effekt auf die Trainer ist nicht ganz so positiv zu beurteilen, wie zu bemerken ist. Es ist auf jeden Fall etwas ganz Neues, die Spannung ist größer. Von der Planung her ist es definitiv schwieriger, wenn man nicht weiß, ob man oben oder unten spielt. Dem muss ich zustimmen. Dazu kommt, dass es noch keine Auslosung geben kann. Das bedeutet, dass wir manche Dinge erst später verkaufen können, weil der Kunde noch nicht weiß, wann die nächsten Heimspiele im Frühjahr sind. Es gibt schon Dinge, die es in der Vermarktung eine Spur schwieriger machen.

LAOLA1: Wie zufrieden ist man bei Sturm generell mit dem Zuschauerzuspruch in dieser Saison. Vor dem LASK-Spiel war durchaus Enttäuschung über den Vorverkauf zu vernehmen.

Tebbich: Es ist okay. Wir würden uns immer wünschen, dass mehr Personen ins Stadion kommen. Sportlich sind wir hinter der vorigen Saison, in der wir Winterkönig und Vizemeister waren. Durchschnittlich haben wir daher ein paar Hundert Zuschauer weniger als im Vorjahr. Gravierend war es jedoch nur im Spätherbst, da hatten wir einen leichten Einbruch, was die Zuschauerzahlen betrifft. Gegen den LASK waren es wieder knapp 11.500. Im „Finalspiel“ des Grunddurchgangs gegen die Austria werden es vermutlich 14.000 bis 15.000 sein. Und wir sind auch sportlich nach wie vor guter Dinge. Wenn wir so auftreten wie gegen Salzburg, haben wir auf jeden Fall das Potenzial, dass wir es schaffen.

LAOLA1: Es ist zumindest nicht unwahrscheinlich, dass es mit Sturm oder Rapid einen Großen erwischt. Rapid hat sportlich die schlechtere Ausgangsposition. Ist man in Hütteldorf vor allem durch das neue Stadion jedoch wirtschaftlich in der besseren Ausgangsposition, solch einen Ausrutscher abzufedern?

Tebbich: Ich gebe generell keine Auskunft, was Rapid betrifft, da müsste man Herrn Peschek fragen. Aber mit dem eigenen, sehr modernen Stadion hat Rapid natürlich einen riesengroßen Vorteil. Sie haben mehrere tausend Business-Seats und zahlreiche VIP-Lounges. Das generiert ein Vielfaches an Einnahmen im Vergleich zu Sturm Graz. Die Stadion-Frage ist bei uns in Graz ein Riesen-Thema. Wir sind nur Mieter, können uns nicht selbst vermarkten – nur als Beispiele: Weder das Naming-Right, noch die Kantinen-Rechte innerhalb des Stadions gehören uns. Über kurz oder lang muss es für den modernen Fußball in Graz eine Gesamtlösung geben – auch mit dem GAK im Norden von Graz. Man muss vielleicht auch über zwei Stadien nachdenken. Aber das ist Zukunftsmusik.

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"Was wir uns wünschen, ist die totale Übernahme des Stadions in Liebenau. Momentan ist das natürlich schwierig, denn was machen wir dann mit dem GAK? Denn der braucht natürlich auch ein Stadion. Daher gilt es, das gemeinschaftlich auszuarbeiten."

LAOLA1: Sturm-Präsident Christian Jauk hat bereits laut über eine Zwei-Stadien-Lösung nachgedacht. Wie könnte die ausschauen?

Tebbich: Wir wollen uns als nächsten Schritt mit dem GAK zusammensetzen, um das im Detail auszuarbeiten und zu erfahren: Was sind die Wünsche und Vorstellungen vom zweiten Klub in Graz? Dann werden wir gemeinsam ein Konzept erarbeiten und das auch präsentieren. Ich kann nur für uns sprechen. Was wir uns wünschen, ist die totale Übernahme des Stadions in Liebenau. Momentan ist das natürlich schwierig, denn was machen wir dann mit dem GAK? Denn der braucht natürlich auch ein Stadion. Daher gilt es, das gemeinschaftlich auszuarbeiten.

LAOLA1: Ist auch das Interesse an solch einer Lösung beiderseitig?

Tebbich: Die Gespräche haben noch nicht stattgefunden, aber das wird von unserer Seite auf jeden Fall der nächste Schritt. Gemeinsam kann man wesentlich mehr Kraft entwickeln, auch in der Kommunikation. Wir wollen hier etwas Positives für den Fußball. Wenn beide Vereine an einem Strang ziehen, wäre das eine positive Weiterentwicklung.

LAOLA1: In Wien stehen zwei neue Stadien und es entsteht ein drittes für den Wiener Sportclub. In Linz sind die Pläne sehr konkret. In Salzburg, Innsbruck und Klagenfurt stehen seit der EURO moderne Stadien. In Graz ist in diesem Jahrtausend nur wenig geschehen. Zieht das Argument, dass in anderen Städten viel passiert ist?

Tebbich: Es ist auf jeden Fall ein Argument, über das sich die Politik Gedanken machen sollte. Das hoffen wir zumindest. Wir haben bereits Ideen, wie man da Problem mit einem zweiten Stadion in Graz lösen könnte, mehr möchte ich dazu nicht verraten.

LAOLA1: Im Sinne der beiden Vereine wäre es vermutlich, denn dass in Zukunft die GAK-Fanklubs auf die Nordtribüne, wo der harte Kern der Sturm-Fans beheimatet ist, übersiedeln sollen, kann keine der beteiligten Parteien zufrieden stimmen, oder?

Tebbich: Ganz und gar nicht! Da kommen wieder Emotionen hoch, die wirklich niemand will. Wir sind bereits mit den Behörden und dem GAK im konstruktiven Austausch, um eine Lösung, welche im Interesse aller ist, zu finden.

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