Der Kampf um den Klassenerhalt in der heimischen Bundesliga entwickelt sich immer mehr zum echten Thriller.
Und keiner jener Thriller, in dem die vermeintlichen Opfer ewig regungslos vor sich hinsiechen, sondern einer, in dem es Schlag auf Schlag geht.
Mit der SV Ried (3:0 gegen Rapid), dem SV Mattersburg (2:0 bei der Admira) und dem SKN St. Pölten (2:1 bei der Austria) haben in der 28. Runde die drei letztplatzierten Teams der Tabelle ein deutliches Lebenszeichen abgegeben und allesamt gewonnen.
Die Formkurve zeigt bei allen drei Teams steil nach oben. St. Pölten hat vier Punkte aus den letzten beiden Partien geholt, die Rieder in den vergangenen drei Runden zwei Siege gefeiert und Mattersburg im selben Zeitraum sieben Zähler auf dem Konto verbucht.
All das natürlich sehr zum Leidwesen des SK Rapid, der nun punktegleich mit dem Aufsteiger aus Niederösterreich auf dem siebenten Rang liegt und nur noch fünf Punkte Vorsprung auf Schlusslicht Ried hat. Und plötzlich müssen auch die inkonstanten Wolfberger zittern - sie liegen nur sieben Punkte über dem ominösen Strich.
Der überzeugte Fallmann
"Ich bin überzeugt, dass wir am Ende der Meisterschaft genug Punkte am Konto haben, um die Klasse zu halten", gibt sich St. Pöltens Trainer Jochen Fallmann bei "Sky" selbstbewusst. Nach dem Erfolg bei den Wiener Veilchen ist die Brust wieder breit: "Für unsere Psyche war das ganz, ganz wichtig. Aber auch für unser Punktekonto."
Die Niederösterreicher spielen nun bei der zuletzt sehr starken Admira und dann auswärts gegen Salzburg und Altach. Da wird viel Selbstvertrauen benötigt, wenn man weiter fleißig punkten will.
Die nicht mehr verfluchten Mattersburger
Aufatmen darf auch Mattersburg. Erstmals in dieser Saison haben die Burgenländer einen Auswärtssieg eingefahren. Zuletzt war ihnen das in der Meisterschaft am 12. März 2016 beim 1:0 in Grödig gelungen. Dass nun ausgerechnet bei der bis dahin unter Neo-Coach Damir Buric ungeschlagenen Admira der Fluch beendet werden konnte, ist ein starkes Zeichen.
"Endlich können wir das abhaken", atmet Patrick Bürger auf. Der 29-Jährige entwickelt sich in der entscheidenden Phase der Meisterschaft immer mehr zum Leistungsträger des SVM, nachdem er zu Beginn des Frühjahrs noch mit einem Platz auf der Bank vorlieb nehmen musste. Drei Tore aus den vergangenen zwei Spielen zeigen eindrucksvoll, dass auf Bürger wieder Verlass ist.
Die berg- und talfahrenden "Wikinger"
Den höchsten Saisonsieg hat indes die SV Ried eingefahren. Innerhalb von nur neun Minuten erzielten die "Wikinger" gegen die Hütteldorfer nach dem Wiederanpfiff drei Tore. Das ist Rapid in der Bundesliga-Geschichte überhaupt noch nie passiert. "Ich bin kein Zaubererer, das hat alles die Mannschaft gemacht", lacht Trainer Lassaad Chabbi.
Rapid sei selbst in seiner Heimat Tunesien ein bekannter Name und er könne seiner Frau am Telefon erzählen, dass ihr Mann Rapid besiegt hätte, war der Ried-Coach nach dem Statement seiner Mannschaft völlig aus dem Häuschen.
Die Innviertler sind das beste Beispiel dafür, wie nah Freud und Leid in diesem spannenden Kampf gegen den Abstieg beieinander liegen. "Nach der letzten Woche waren wir schon ein bisschen gebrochen", erinnert sich Florian Hart an die bittere 1:2-Niederlage in Mattersburg. "Die ganze Mannschaft hat heute eindrucksvolle bewiesen, dass der ganze Verein noch lebt", sagt Dieter Elsneg nach dem Triumph gegen Rapid.
Rund zwei Stunden später war der Sieg gar nicht mehr so viel wert, weil eben Mattersburg und St. Pölten auch voll punkten konnten.
Chabbi bringt es auf den Punkt: "Jetzt sind vier Mannschaften im Abstiegskampf, wer die besten Nerven und Geduld hat, wird drinnenbleiben."