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Harte Selbstkritik von Bickel: "Zu viel riskiert"

Sportchef der Hütteldorfer lässt eigene Zukunft offen und rät Hofmann von Nachfolge ab.

Harte Selbstkritik von Bickel: Foto: © GEPA

Harte Selbstkritik von Fredy Bickel.

Im Interview mit dem "Kurier" gesteht der Sportchef des SK Rapid Wien Fehler ein und lässt auch seine eigene Zukunft über den im Sommer 2019 auslaufenden Vertrag hinaus offen:

"Ich will nicht so weiterarbeiten und im Wellental herumturnen. Ich will nach vorne! Wenn ich das nicht hinbringe, muss ich das ehrlich eingestehen. Ich bin auch nicht blauäugig und überheblich: Okay, der Verein will mit mir verlängern, aber wenn nicht mehr Erfolg kommt, habe ich irgendwann keine guten Karten mehr."

Schneller Umbruch wäre richtig gewesen

Der Schweizer betont, dass er sehr am Verein und an dieser Mannschaft hängen würde und so nicht aufhören wolle. Wichtig sei ihm bezüglich der eigenen Zukunft, ob Präsident Michael Krammer weitermacht. Er wisse, dass er seine Entscheidung nicht ewig hinauszögern könne.

Seine eigene Arbeit beäugt Bickel selbstkritisch. Warum es ihm nach fast zwei Jahren im Amt nicht gelungen sei, Ruhe in den Verein zu bringen?

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"Ich habe mich im Vorfeld gut informiert bei Marcel Koller, Adi Hütter und Heinz Schilcher. Trotzdem war der Einstieg schwierig mit den vielen Trainerwechseln 2016/17. Im Rückblick gesehen habe ich zu viel Zeit investiert, um noch etwas zu kitten. Ich wollte auch für jeden im zu großen Kader eine gute Lösung finden. Wir wären wohl schneller in die Spur gekommen, wenn ich beim Präsidium einen sofortigen, schnellen Umbruch eingefordert hätte."

"Ich habe zu viel riskiert, weil ich uns überschätzt habe"

Den Hinweis, im Sommer 2018 bezüglich Potenzial der Neuzugänge ein zu großes Risiko eingegangen zu sein, lässt der 53-Jährige gelten:

"Ja, diese Kritik ist berechtigt. Ich habe im Sommer dem Präsidium gesagt, dass wir zufrieden sein müssen, wenn wir nach einer Europa-League-Quali als Vierter in die Meistergruppe kommen. Dann würden wir vom Potenzial der Neuen profitieren. So große Probleme in der Liga habe ich nicht erwartet. Ich habe zu viel riskiert, weil ich uns überschätzt habe."

"Pacult ist entweder boshaft, oder da ist sehr viel Frust dabei, weil er gerne wieder Trainer geworden wäre."

Fredy Bickel

Mit deutlichen Worten weist Bickel die Zwischenrufe von Experten, allen voran von Ex-Rapid-Coach Peter Pacult, zurück, dass er keinen Spieler verpflichtet habe, der Rapid wirklich weitergeholfen hat:

"Ich habe von Peter viel gehalten, aber das hat mich sehr enttäuscht. Gar nicht wegen mir, aber das ist völlig unverständlich gegenüber den Spielern: Galvao hat uns extrem schnell geholfen. Bolingoli hat seinen Marktwert verzehnfacht. Außerdem tut er unserem Spiel gut. Und Knasmüllner, mit 17 Torbeteiligungen in 21 Spielen unser bester Scorer, hat großen Anteil am Einzug in die Europa League. Pacult ist entweder boshaft, oder da ist sehr viel Frust dabei, weil er gerne wieder Trainer geworden wäre."

Roger Schmidt und Martin Schmidt auf der Liste

Neuer Trainer wurde letztlich Didi Kühbauer, den der Sportchef auch im Nachhinein für "die beste Lösung" hält. Bickel bestätigt jedoch, dass auch Ex-Salzburg-Coach Roger Schmidt und der frühere Mainz- und Wolfsburg-Trainer Martin Schmidt im Gespräch waren:

"Ich tausche mich immer wieder mit Trainern aus, das gehört zum Job. Auf dieser Liste standen auch die beiden erwähnten Namen. Der eine ist länger oben geblieben als der andere. Ich habe mich auch mit Peter Stöger über Allgemeines rund um den Wiener Fußball ausgetauscht. Ich werde Peter nie vergessen, dass er sich Zeit genommen hat, um mir neue Einblicke zu geben. Aber als es konkret zum Trainerwechsel gekommen ist, war schnell klar, dass es Didi sein soll. In der Situation, in der wir stecken, musste es ein Trainer sein, der die Liga gut kennt und sofort helfen will."

Bickel rät Hofmann von Nachfolge ab

Nach der Ablöse von Ex-Coach Goran Djuricin ist Bickel bewusst, dass er das nächste Feindbild sein könnte, sollte es nicht laufen. Der Schweizer betont, dass er sich von nicht angebrachter Kritik gut abgrenzen könne. Viel wichtiger sei, dass es in ihm brennen würde, weil er es bislang nicht geschafft habe, die Mannschaft auf hohem Niveau zu stabilisieren.

Sollte er seinen Vertrag doch nicht verlängern, rät er Steffen Hofmann, den er als seinen Nachfolger aufbauen wollte, ab, sofort zu übernehmen:

"Ich halte von Steff bekanntlich sehr viel, aber er braucht Zeit. Er hätte meine Unterstützung, aber nur ein Jahr nach dem Karriereende würde ich ihm nicht raten, Sportdirektor zu werden."

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