Die letzten Monate waren auch für Steffen Hofmann keine einfachen.
Der 36-jährige Oldie war nicht mehr gesetzt, musste oft passiv Rapids Abrutschen in die Krise miterleben. Bis ihm Goran Djuricin und Martin Bernhard wieder jenes Vertrauen entgegenbrachten, das der Vereins-Ikone gebührt.
"Man sagt nicht umsonst Fußballgott zu ihm. Er hat seine Klasse, bringt von seiner Aura der Mannschaft, dem Verein und den Fans so viel mit. Wir werden ihn so oft wie möglich bringen", verspricht Goran Djuricin.
127 Tore, 521 Spiele und Schöttels Rekord in Reichweite
Der Trainer bewies ein glückliches Händchen, rotierte den Kapitän als einzigen Spieler neu in die Mannschaft. Und ausgerechnet dieser avancierte mit einem Doppelpack beim 3:0 gegen SCR Altach zum Matchwinner.
Mit den ersten beiden Saisontreffern stockte der Deutsche sein Torkonto auf 127 Pflichtspieltreffer für Rapid auf und liegt damit vor Größen wie Gerhard Hanappi (124).
Gleichzeitig bestritt Hofmann 521 Partien in Grün-Weiß, nur noch sechs Einsätze fehlen dem Langzeit-Rapidler auf Rekordspieler Peter Schöttel. Zumindest acht Spiele wird Rapid in dieser Saison noch bestreiten, bei einem Final-Einzug im ÖFB-Cup sind noch mehr möglich.
"Es freut mich, wie du siehst", schmunzelt Rapids Nummer elf, von LAOLA1 auf seine Torausbeute angesprochen. Denn auch im Moment des Befreiungsschlages, stellte Hofmann sein Licht unter den Scheffel.
Das macht Hofmann seit fast 15 Jahren bei Rapid aus. Mit seiner Art sorgt er zwar nach außen hin für keine emotionalen Feuerwerke, hat aber unglaublichen Einfluss auf seine Mitspieler.
"Aber die Jungs haben gesagt, der Papa soll schießen"
Gegen Altach markierte er nicht nur den frühen Führungstreffer (9.), sondern übernahm in diesem so richtungsweisenden Spiel auch die Verantwortung beim Elfmeter. Danach meinte er:
"Wenn ein anderer unbedingt den Elfer hätte schießen wollen, hätte ich ihn gelassen, aber die Jungs haben gesagt, der Papa soll schießen."
Hofmann ist als Vaterfigur anerkannt. Jeden im Verein, den man auf den Routinier anspricht, gerät ins Schwärmen. Auf und abseits des Platzes - schließlich hat er erneut bewiesen, dass er auch im fortgeschrittenen Alter weiter unverzichtbar für Rapid ist.
Dibon: "Er ist ein Typ, an dem man sich anhalten muss"
"Er ist irrsinnig wichtig für jeden Einzelnen in der Truppe. Er ist ein Typ, an dem man sich einfach anhalten muss. Ein Profi mit dem Alter, der noch immer die Power reinbringt", findet Christopher Dibon lobende Worte für "Steff" und fügt hinzu:
"Da ist es dann scheißegal, ob es für 60 oder 90 Minuten reicht. Die 60 Minuten hat er den Weg gezeigt, wo es lang geht. Wir sind da alle gut mitgegangen und deswegen freut es mich für ihn persönlich. Aber wie ich ihn kenne, ist ihm noch wichtiger, dass das Team gewonnen hat."
So emotional reagierten die Rapid-Spieler auf den Befreiungsschlag:
Damit lag Dibon richtig, denn Hofmann ließ sich einmal mehr nicht abfeiern. "Natürlich freut man sich, wenn man ein Tor schießt. Aber das Wichtigste war heute einfach, dass wir die Partie gewinnen. Wir sind alle erleichtert, man kann sich schwer vorstellen, wie groß der Druck war. Es ist viel passiert."
Papa, Zugpferd, geiler Typ
Mit 36 Jahren brennt in ihm noch immer das Feuer, auch wenn man noch nicht weiß, ob die Karriere im Sommer endgültig dem Ende zugeht oder ob er ein weiteres Jahr dranhängt.
Die jungen Spieler würden es ihm danken, wenn er der Mannschaft noch länger erhalten bleibt. Gegen Altach standen mit Maximilian Wöber und Philipp Malicsek zwei 19-jährige Spieler auf dem Platz, die 17 Jahre weniger Lebenserfahrung aufweisen.
Highlights SK Rapid - SCR Altach:
"Dass Steff unglaubliche Qualität hat, wissen wir eh alle. Er ist einfach der Papa in der Mannschaft, das Zugpferd, alle hören auf ihn. Er gibt uns jungen Spielern sehr viel Sicherheit, hilft uns in der Kabine. Er ist einfach ein geiler Typ, der Steff", zollt ihm Wöber Respekt.
Hofmanns Karriereende kaum vorstellbar
Der ausgewechselte Hofmann war der erste, der den jungen Innenverteidiger nach dem Spiel in die Arme nahm.
Bei seiner Auswechslung wurde der Altstar mit Standing Ovations des Publikums verabschiedet und mit Sprechchören bedacht.
Schenkt man Djuricins Worten Glauben, wird man Hofmann in den nächsten Wochen noch oft sehen. Schließlich geht es um das Wohl des Teams und um noch erreichbare Rekorde.
Es ist kaum vorstellbar, dass der Captain irgendwann sein Schiff verlässt - zumindest aktiv, denn die Karriere danach ist innerhalb des Vereins ohnehin vorgezeichnet.