Der SK Rapid Wien will einfach nicht in dieser Saison ankommen!
Sieht man sich nur die Ergebnisse an, legten die Grün-Weißen zwar einen recht passablen Start in die Saison hin, spätestens nach dem blamablen Europacup-Ausscheiden gegen Vaduz gleicht Wien-Hütteldorf jedoch einem Pulverfass.
Präsident Martin Bruckner und Geschäftsführer Wirtschaft Christoph Peschek nahmen bereits von sich aus den Hut. Geschäftsführer Sport Zoran Barisic und Cheftrainer Ferdinand Feldhofer durften vorerst weiterarbeiten, spätestens nach der 1:3-Heimklatsche gegen den WAC (Spielbericht >>>) dürften aber wohl auch diese beiden Herrschaften ihren Kredit bei den Fans verspielt haben.
"Wir haben die Schnauze voll", "Feldhofer raus", "Zoki raus" oder aber auch "Vorstand raus" hallte es am Samstagabend durch das Allianz Stadion. Die Fans kehrten der Mannschaft in den Schlussminuten für ihre dargebotene Leistung sogar den Rücken zu.
Die Fans scheinen sich einig zu sein: Es müssen noch mehr Köpfe rollen!
Rücktritt? Feldhofer: "Nein, ist kein Thema"
"Ich bin genauso enttäuscht wie alle anderen", meint ein zerknirschter Ferdinand Feldhofer nach dem Spiel vor dem "Sky"-Mikrofon. "Keiner will seinen Namen im Zusammenhang mit so einem Spiel im Stadion hören."
Auch wenn Rapid in der Bundesliga-Tabelle gar nicht so schlecht dasteht (Tabelle >>>), wussten die Hütteldorfer fußballerisch nur selten zu überzeugen. Während man zuletzt immerhin noch knappe Siege davontragen konnte, gab es am Samstag gegen den WAC eine klare Abfuhr.
Die Lavanttaler spielten Rapid vor allem in Halbzeit eins richtig schwindlig und heizten so auch das Publikum gegen den Trainer auf. Dieser will dem Druck der Anhänger aber kein bisschen nachgeben. Ein Rücktritt sei deshalb auch ausgeschlossen: "Nein, ist kein Thema. Ich bin auch überzeugt, dass wir das schaffen, gemeinsam rauszukommen."
Feldhofer: "Müssen uns alle bei der Nase nehmen"
"Es ist nicht wichtig, ob es um meine Person geht. Es ist wichtig, dass Rapid Erfolg hat und ich denke, wir müssen uns alle bei der Nase nehmen. Da bin ich sicher der Erste", nimmt Feldhofer die Verantwortung aber trotzdem auf sich.
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"Es braucht sich keiner irgendwie wegducken oder so. Alle sind wir im gleichen Boot. Hätten wir gewonnen, wären wir Dritter gewesen, es wäre ein super Schritt gewesen. Das Gegenteil ist eingetroffen", sagt der Rapid-Trainer.
Guido Burgstaller könne verstehen, dass die Fans nach einem Spiel wie diesem wütend sind: "Für das, was wir da zusammenspielen, ist es völlig verständlich, dass die sauer sind."
"Wenn es richtig gut läuft, dann tragen uns die Leute. Wenn es so wie jetzt überhaupt nicht gut läuft, ist natürlich der Unmut auch zu verstehen von den Fans, die da viel Leidenschaft reinstecken", weiß auch Michael Sollbauer.
"Erwartungshaltung und Anspruch passen nicht zusammen"
Feldhofer bringe zwar auch Verständnis auf, versucht jedoch auch die Gesamtsituation richtig einzuordnen: "Ich denke, dass bei uns Erwartungshaltung und Anspruch nicht immer zusammenpassen. Das ist auch schon vor meiner Zeit der Fall gewesen. Wir wussten, wir haben einen Riesen-Umbruch eingeleitet. Wir wussten, dass Rückschläge kommen und dieser war heute definitiv nicht eingeplant."
Das Unheil nahm bereits früh im Spiel seinen Lauf, als Martin Moormann einen Handelfmeter verursachte. Danach agierte Rapid für rund zehn Minuten vogelwild, kassierte einen weiteren Gegentreffer - und es hätten durchaus noch ein paar Gegentore mehr sein können.
"Wir brechen komplett auseinander, man hat die Unruhe in der Mannschaft gemerkt. Einfach Dinge haben nicht mehr funktioniert, deshalb gehen wir auch komplett verdient unter", findet Burgstaller deutliche Worte.
Rapid richtet Blick nach vorne
"Es war nicht unser Plan heute, so aufzutreten, vor allem nicht, so zu zerfallen wie nach dem 1:0. Wenn man dann das Stadion verlässt zusammen, verdient man auch diese Niederlage. Wir hatten einfach zehn Minuten, wo wir gar nichts zusammenbrachten", erklärt Feldhofer.
Der Rapid-Trainer reagierte schon in Halbzeit eins, nahm den überforderten Martin Moormann runter. "Er wirkte für mich etwas aufgelöst, deshalb habe ich ihn rausgenommen und erlöst", so der 42-Jährige. Danach habe sich das Rapid-Spiel auch gebessert, ein Punktgewinn war am Ende des Tages aber doch weit weg.
So hilft Rapid nur noch der Blick nach vorne. "Wir sollten uns mehr auf das konzentrieren, was am Feld ist, weniger auf das außenherum", weiß Sollbauer, dass nur gute Leistungen helfen, um die Krise zu überwinden.
Dafür braucht es aber auch Feuer, welches definitiv Guido Burgstaller in sich hat: "Wir müssen noch mehr kämpfen, noch mehr Gas geben. Der, der das nicht macht, der hat hier nichts verloren."