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Rapid für Ilzer Cup-Favorit: "Sie haben alles rausgeschont"

Christian Ilzer macht die Hütteldorfer aufgrund ihrer aus seiner Sicht schonenden Herangehensweise an die letzten Spiele als Favorit im ÖFB-Cup-Finale aus.

Rapid für Ilzer Cup-Favorit: Foto: © GEPA

Vieles spricht aus objektiver Sicht momentan nicht für einen UNIQA-ÖFB-Cup-Sieger 2024 namens SK Rapid.

Die Hütteldorfer befinden sich momentan in einer veritablen Formkrise, die am Sonntag in einem desaströsen 0:5 beim LASK (Spielbericht>>>) ihren Höhepunkt fand. Zudem verloren sie in den beiden Bundesliga-Runden davor zwei Mal durchaus verdient gegen ihren anstehenden Final-Gegner, den SK Sturm.

Man muss also eine ziemlich kreative Argumentationslinie finden, um die Wiener als Favorit am Mittwoch in Klagenfurt auszumachen. Eine solche hat ausgerechnet Sturm-Coach Christian Ilzer parat:

"Rapid hat wirklich auf die Meisterschaft... Ich will das Wort nicht sagen, aber da gibt es ein schönes steirisches Wort dafür. Es hat keine Priorität gehabt. Ihr einziger und alleiniger Fokus ist dieses Cup-Finale am Mittwoch. Sie haben alles rausgeschont, sie haben sich so vorbereitet, dass sie frische Spieler haben. Wir haben alles investieren müssen in das heutige Auswärtsspiel bei Red Bull Salzburg. Wir haben es großartig gemacht, aber es hat natürlich immens Substanz gekostet. Aus dieser Perspektive ist Rapid für mich sogar leichter Favorit am Mittwoch", so der Steirer im Rahmen des Duells seiner "Blackies" in der Red Bull Arena am Sonntag.

Druck? "Meine Jungs können damit richtig gut umgehen"

Ilzer wählt diese Worte freilich mit dem Hintergedanken, Druck von seinem Team zu nehmen. Dass ein solcher zurzeit durchaus auf den "Blackies" lastet, ist angesichts des Umstands, so kurz vor einem historischen Double zu stehen, nur natürlich und war speziell im zweiten Durchgang am Sonntag gut zu beobachten.

Nachdem die Murstädter mit dem Selbstverständnis eines werdenden Meisters die erste Hälfte in Wals-Siezenheim bestritten, zeigten sie nach Seitenwechsel plötzlich Nerven und wussten drückenden "Bullen" überhaupt nichts mehr entgegenzusetzen.

Dies sei aber vor allem an der körperlichen Komponente gelegen, meint Ilzer nach dem Spiel. Seine Mannschaften habe sich in den vergangenen Wochen stets bis zum Anschlag verausgabt und musste in den Schlussminuten in Salzburg dafür Tribut zollen. Mental sei man aber frisch und dem Druck gewachsen:

"Meine Jungs können damit richtig gut umgehen. Man darf nicht vergessen, dass wir heute gegen eine Mannschaft gespielt haben, wo es sogar für Gegner in der Champions League so ähnlich ausgeschaut hat wie für uns heute. Wenn Salzburg so eine Gier am Feld kriegt und um die letzte Chance fightet, kann es auch mal vorkommen, dass man sowas durchleben muss."

Ilzer wechselte mit Hinsicht aufs Cup-Finale aus

Diese Müdigkeit könnte angesichts eines solchen Highlight-Spiels, wie es am Mittwoch am Wörthersee über die Bühne gehen wird, rasch übertaucht werden. Zumal Sturm laut Jusuf Gazibegovic "die vielleicht die fitteste Mannschaft in der Liga" sei.

"Wir werden am Mittwoch topfit sein, Rapid attackieren und alles dafür geben, den Sieg zu holen", verspricht der Rechtsverteidiger, der allerdings gegen Ende der Partie in Salzburg selbst von Krämpfen geplagt ausgewechselt werden musste.

Auch Mika Biereth, Otar Kiteishvili, William Böving und kurz vor Schluss auch noch Alexander Prass wurden von Ilzer frühzeitig runtergenommen, was dazu führte, dass den "Blackies" in den finalen 30 Spielminuten in der Red Bull Arena komplett die Durchschlagskraft nach vorne fehlte.

Dennoch würde der Sturm-Coach diese Auswechslungen jedes Mal wieder so tätigen: "Wir haben noch nichts. Weder den Cup-Titel, noch die Meisterschaft. Was wir geschafft haben, ist, im Cup-Finale zu stehen und daran zu sein, den großen Meisterfavoriten zu stürzen. Dafür haben wir jetzt weitere drei Runden Zeit. Wenn man die Spieler bis auf den letzten Tropfen runterfährt, geht gar nichts mehr."

Schicker: "Rapid wird anderes Personal zur Verfügung stehen"

Ähnliche Gedanken dürfte in den letzten Wochen auch Robert Klauß gehabt haben, der speziell im Auswärtsspiel beim LASK "alles rausgeschont" hat, um bei Ilzers Floskel zu bleiben. Was der Grazer Trainer allerdings verschweigt: Die Hütteldorfer hatten in den Vorwochen mit enormen Verletzungssorgen zu kämpfen und waren zum Rotieren großteils gezwungen.

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

Ein Großteil der zuletzt angeschlagenen grün-weißen Spieler wird voraussichtlich pünktlich zum Cup-Finale wieder fit sein, die Hütteldorfer am Mittwoch wieder mit einem anderen Gesicht als zuletzt unterwegs sein.

Auch deshalb warnt Sturm-Sportchef Andreas Schicker: "Alle, die nach den letzten Wochen glauben, dass wir einen super Lauf haben und Rapid nicht, muss ich eines Besseren belehren. Weil ich weiß, dass das ein eigenes Spiel ist. Von Seiten Rapid Wiens wird ein anderes Personal zur Verfügung stehen."

Und Gazibegovic fügt an: "Der Cup ist ein verrückter Bewerb. Da sind die Chancen wieder fifty-fifty. Dass Rapid eine super Mannschaft hat, haben wir in der zweiten Hälfte in Wien gesehen."

Prass legte in Spionage-Affäre nach

Alexander Prass fügte dem "Spionage-Gate" am Sonntag ein zusätzliches Kapitel hinzu
Foto: © GEPA

Die Partie am Mittwoch (ab 17 Uhr im LIVE-Ticker>>>) ist aufgrund der Spionage-Affäre der letzten Wochen freilich zusätzlich brisant.

Spionage? Klauß wirft Ilzer "Paranoia" vor>>>

Auch am Sonntag war das vermeintliche Ausspionieren des Rapid-Trainings von Seiten der Grazer wieder ein Thema. Angestoßen wurde es von Doppelpacker Prass, der seine beiden Tore jeweils damit feierte, ein imaginäres Fernrohr auf die Ränge zu halten.

Einerseits habe Ilzer seinen Spielern zwar aufgetragen, sich mit diesen Anschuldigungen nicht zu befassen, andererseits kann er Verständnis für Prass' Jubel aufbringen.

"Mit diesen Anschuldigungen hat man natürlich ein wenig versucht, unseren Erfolg zu treten. Das ist in der Mannschaft überhaupt nicht gut angekommen, vor allem, wenn man die wahre Geschichte kennt. Und wir kennen sie alle", so der 46-Jährige.

Und vielleicht, grinst Ilzer, habe Prass ja überhaupt kein Fernrohr gemimt, "sondern Fokus. Messerscharfen Fokus".

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