Eigentlich sollte und würde ein 3:3 zwischen dem SK Rapid Wien und dem TSV Hartberg - das übliche Spektakel zwischen diesen beiden Mannschaften - für sich ja schon genug Gesprächsstoff liefern (Spielbericht>>>).
Auch der nächste Schlagabtausch zwischen Hütteldorfern und Oststeirern kam aber nicht ohne jene Diskussionen aus, die im heimischen Fußball zuletzt oft geführt wurden: Jene um ein, zwei strittige Schiedsrichter-Entscheidungen, die nicht unwesentlichen Anteil am Ausgang des Spiels hatten.
Es war die 83. Minute, der Spielstand 2:2, als durch das Allianz Stadion erst ein Raunen ging und Momente später entsetztes Schweigen die Runde machte.
Taxiarchis Fountas tat an einem Endes des Spielfeldes das, was er die ganze Partie über machte: Wirbeln. Er erwischte den Ball, Tobias Kainz erwischte ihn, und die Schwerkraft tat ihr übriges. Im Gegensatz zu den Rapid-Fans blieb die Pfeife von Schiri Stefan Ebner stumm.
Und Sekunden später schlug der Ball nach einem schnellen Konter zum 2:3 aus Sicht Rapids ein - Hartberg nutzte die Gunst des Momentes, der eingewechselte Dario Tadic stellte die Weichen auf den nächsten Auswärtssieg der Steirer im Westen Wiens.
Dass daraus nichts wurde, war dem anderen Aufreger seitens der Offiziellen zu verdanken: Den großzügigen sechs Minuten Nachspielzeit, die in Rücksicht auf die Behandlung von Dejan Ljubicic gleich nach Wiederbeginn veranlasst wurden. Im letzten Moment glich Rapid durch Kapitän Stefan Schwab aus.
Ausgleichende Gerechtigkeit? Für Schulterzucken sorgten beide Momente nicht.
Für Kühbauer keiner Diskussion würdig
Diskussionen, ob es sich bei dem Duell zwischen Kainz und Fountas um eine des Elfmeters würdige Szene gehandelt habe, kamen bei Didi Kühbauer gar nicht erst auf.
"Da brauchen wir gar nicht zu diskutieren. Dass dann auch noch das 2:3 daraus resultiert, ist sehr schade. Zum Glück sind wir zurückgekommen, aber vielleicht hätten wir dann 3:2 geführt und Hartberg hätte so ein Comeback nicht mehr geschafft. Das war schon eine Schlüsselszene", führte der Rapid-Trainer mit der mittlerweile bekannten, vielsagenden Stoik aus.
"Man sagt immer, die Anfield Road ist das einzige Stadion, das Tore schießen kann. Aber wenn du hier spielst... wahrscheinlich ist es menschlich, dass der Schiedsrichter hier ein bisschen in Richtung Rapid tendiert."
"Mittlerweile bei diesen Schiris zu reden, das ist schon eine eigene Geschichte", erschien der 48-Jährige den Diskussionen längst überdrüssig.
Dass seine Ansicht zur Elfmeter-Szene ihre Daseinsberechtigung hat, untermauerte auch Schiedsrichter Stefan Ebner im "Sky"-Interview selbst, wo er angesichts der TV-Bilder zwar von einer "sehr schwierigen" Entscheidung sprach, aber letztlich eingestand, dass auf Elfmeter zu entscheiden gewesen wäre.
"Dass dann nicht nur ein Strafstoß nicht gegeben wird, der einer gewesen wäre, sondern im Gegenzug auch noch ein Tor fällt, ist für den Schiedsrichter nicht schön und für mein Team nicht schön", so der 28-jährige Spielleiter.
Der Aufreger kommt zurück
Markus Schopp wollte auf die Diskussionen nicht weiter eingehen, verstand aber, dass die Fehlentscheidung durch das postwendende 2:3 für Rapid noch bitterer wurde. Er verwies aber auf die mittelfristige, ausgleichende Gerechtigkeit des Fußballs.
"Auch wir waren in dieser Situation schon oft von Situationen betroffen, die nicht positiv für uns waren. Mehr muss man dazu nicht sagen."
Und eine dieser Situationen folgte quasi auf dem Fuß, als Hartberg vor die Herausforderung gestellt wurde, das Spiel über sechs Minuten Nachspielzeit zu retten - und daran scheiterte, weil Stefan Schwab in letzter Sekunde zuschlug.
Allianz Stadion wie die Anfield Road
Trotz Behandlungspause für Ljubicic aus Sicht der Hartberger Spieler natürlich unverständlich viel.
"Man sagt immer, die Anfield Road ist das einzige Stadion, das Tore schießen kann. Aber wenn du hier spielst... wahrscheinlich ist es menschlich, dass der Schiedsrichter hier ein bisschen in Richtung Rapid tendiert. Ich habe auch teilweise Verständnis dafür, auch wenn ich hier wirklich nichts unterstellen will", bemühte Torhüter Rene Swete bei LAOLA1 Rapids Heimvorteil als Begründung, wenngleich dieser Minuten zuvor herzlich wenig half.
"Wenn du alle neutralen Fans hier im Stadion fragst, wären vier Minuten wahrscheinlich für alle okay. Aber sechs Minuten? Das ist ein bisschen unerklärlich."
Schiri-Mitschuld an den Spektakeln?
Rapids Kapitän und Torschütze konnte mit dieser Ansicht, auch im Hinblick auf die vorangegangenen Szenen, wenig anfangen: "Ich glaube, der Gegner braucht sich heute gar nicht beschweren. Deswegen sollten sie auch nicht jammern und ruhig bleiben, wir tun das auch und führen uns nicht auf. Sie sollten den Mund abwischen und froh sein, dass sie 3:2 in Führung gegangen sind."
So stand es am Ende nicht nur auf der Anzeigetafel Unentschieden, sondern auch in Sachen möglicher Fehlentscheidungen.
Und für Didi Kühbauer waren Schiedsrichter-Leistungen sogar eine passende Antwort auf die Frage, warum es denn ausgerechnet zwischen Rapid und Hartberg immer zu derartigen Spektakeln kommt.
"Es war auch beim letzten Spiel so, dass dubiose Entscheidungen dabei waren. Das ist bei diesem Spiel ein bisschen auffälliger, auch wenn ich niemandem etwas unterstellen will. Gerade bei Heimspielen..." hatte Kühbauer das 3:4 in Hütteldorf am Ende der letzten Saison auch noch in Erinnerung.
Bleibt für Fußball-Österreich nur zu hoffen, dass das nächste Duell Ende Februar wieder so ein Spektakel wird und die Schiedsrichter weniger im Fokus stehen. Zumindest die Sache mit dem Rapid-Heimspiel wird dann aber kein Faktor sein.