Endstand
5:0
3:0, 2:0
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Rapid: Der Worst Case ist eingetreten

Statt mit einem guten Gefühl fahren die Grün-Weißen mit einer Klatsche im Gepäck nach Klagenfurt. Robert Klauß muss die richtigen Schlüsse ziehen.

Rapid: Der Worst Case ist eingetreten Foto: © GEPA

"Es war ein gebrauchter Nachmittag", fasste es Leopold Querfeld treffend zusammen.

Der Rapid-Verteidiger sprach damit wohl jedem, der es mit Grün-Weiß hält, aus der Seele. Die Reise nach Linz brachte eine 0:5-Klatsche (Spielbericht >>>), bei der die Hütteldorfer vorne wie hinten inferior agierten.

Statt für das ÖFB-Cup-Finale am Mittwoch gegen den SK Sturm Graz nochmal wichtiges Selbstvertrauen zu tanken, befindet sich Rapid mitten in der ersten Krise unter Robert Klauß.

"Es ist der schlimmste Fall eingetreten. Wir holen uns hier eine Klatsche ab, fahren mit einem schlechten Gefühl heim und müssen in zwei Tagen wieder nach Klagenfurt fahren", sagte der Deutsche im Interview bei "Sky".

Erschreckende Bilanz

Nach dem Cup-Aufstieg vor knapp vier Wochen in Leoben wollte der Deutsche gemeinsam mit seiner Mannschaft den Schwung für die kommenden Aufgaben nutzen - nun wird er aber froh sein, dass der Monat April bald vorbei ist.

Die Niederlage beim LASK war die dritte in Folge, in der Bundesliga datiert der letzte Sieg vom 31. März. Es war zudem der einzige Erfolg aus den letzten neun Liga-Auftritten, in der Stahlstadt schrammte Rapid außerdem haarscharf an der höchsten Niederlage in der Bundesliga-Historie vorbei. Mit sechs Toren Unterschied verlor Rapid seit 1974 noch nie.

(Artikel wird unterhalb des Videos fortgesetzt)

Die Bilanz gegen die Meistergruppen-Konkurrenz in dieser Saison ist erschreckend. Aus 17 Begegnungen holte Rapid nur elf Zähler, der einzige Dreipunkter gelang eben in Hartberg. Je acht Mal gab es eine Punkteteilung bzw. eine Niederlage.

Mit dem 0:1 brach Rapid auseinander

An diesem sonnigen Sonntagnachmittag sah es nach rund 30 Minuten Spielzeit auch nicht danach aus, als würde die Klauß-Truppe unter die Räder geraten. Zwar gelang offensiv kaum etwas, doch zumindest defensiv hielt man dicht. Vom LASK kam bis zu diesem Zeitpunkt ebenfalls noch recht wenig.

All dies änderte sich jedoch schlagartig. Roman Kerschbaum fälschte einen Horvath-Schuss im eigenen Sechzehner mit der Hand über das Tor, nach der Intervention des VAR und dem Onfield-Review gab Schiedsrichter Christopher Jäger korrekterweise Elfmeter für den LASK. Marin Ljubicic trat an und verwertete souverän.

Es war wie ein Dosenöffner für die Athletiker, Rapid stand wie ein angeknockter Boxer in der Ringecke - und wurde vom LASK sofort K.o. geschlagen. Drei Tore binnen sieben Minuten ließen das Scoreboard auf 3:0 für die Hausherren schnellen.

Coach Klauß war auf der Pressekonferenz bedient: "Nach dem 0:1 haben wir nicht mehr die Dinge getan, die wir normalerweise tun sollten. Wir haben die Ordnung verloren, das Spiel in der Phase bis zur Halbzeit hergeschenkt. Das Gesicht, das wir ab dem 0:1 gezeigt haben, ist nicht das, was wir zeigen wollen."

Auch die zweite Halbzeit brachte keine Besserung, ein weiterer Doppelschlag in den Minuten 56 und 61 machte Rapid endgültig den Garaus.

"Da fühlt man sich als Mitglied des Teams etwas hilflos. Man will unterstützen, helfen und merkt, dass wenig funktioniert", so der Rapid-Coach, der mit der Mannschaft über die Phase vor der Halbzeit "ganz intensiv sprechen" will.

Ausfälle sollen keine Ausrede sein

Auf die vielen Ausfälle, die Rapid zu beklagen hatte, will Klauß die Niederlage nicht zurückführen. "Natürlich ist das eine Ursache, trotzdem können wir uns anders präsentieren, mit einem 0:1 in die Halbzeit gehen. Dann können wir uns neu sammeln, so war das Spiel zur Halbzeit schon gelaufen."

Ob er dieselbe Startelf nach der Analyse wieder aufgeboten hätte? "Ja, ich würde genau so wieder aufstellen", antwortet der 39-Jährige. Weil: "Es geht nicht um Schonung, sondern um Spieler, die zur Verfügung stehen", und beginnt jene Spieler aufzuzählen, die nicht dabei sein konnten. Dazu zählten etwa Lukas Grgic, Nenad Cvetkovic und Jonas Auer.

Hinzu kämen Guido Burgstaller, Leo Querfeld und Terence Kongolo, die allesamt zwar zum Einsatz kamen, jedoch nur ein oder zwei Trainings mit der Mannschaft in den Beinen haben. Deshalb meint Klauß auch: "Die Aufstellung war, bis auf vielleicht eine Position, alternativlos. Auch schon am letzten Mittwoch."

Kein Gedanke daran, "dass wir alles verspielen können"

Die Schonung der Leistungsträger für das wichtigste Spiel des Jahres stand also nicht im Vordergrund, Platz drei wollte Rapid aber sicher nicht auf diese Weise "herschenken".

Der LASK liegt bei drei verbleibenden Runden acht Zähler voraus, nach Hartbergs 3:2-Erfolg über Austria Klagenfurt sind die Hütteldorfer sogar auf Rang fünf zurückgefallen und liegen nur deshalb vor den Kärntnern, weil ihre Punkte nach der Teilung abgerundet wurden und sie dadurch bei Punktgleichheit vorgereiht werden.

Es besteht die Gefahr, dass Rapid die Europacup-Qualifikation gänzlich verpasst. "Ich denke nicht daran, dass wir alles verspielen können", betonte Querfeld. "Ich denke daran, was wir gewinnen können."

"Wir werden uns gut vorbereiten, das Spiel genießen und mit dem Pokal nachhause fahren."

Leo Querfeld

Dazu zählt eben der erste Cup-Titel seit 1995, der gleichbedeutend mit dem Einstieg ins Europa-League-Playoff ist. Dann würden die Grün-Weißen nächstes Jahr zumindest in der UEFA Conference League spielen.

Um dieses Ziel zu erreichen, muss Rapid allerdings eine 180-Grad-Wendung vollziehen. Die aktuelle Form lässt für Mittwoch nichts Gutes erhoffen. Für Querfeld ist es jedoch von Vorteil, dass es in drei Tagen schon wieder weitergeht. "Da ist es gut, dass wir das heutige Spiel schnell abhaken müssen."

"Wir werden mit dem Pokal nachhause fahren"

Man habe die Chance, "einiges wieder gutzumachen, einiges viel besser zu machen. Die letzten zwei Spiele waren als Mannschaft auf keinen Fall gut." Was die Mannschaft nun braucht, um den Turnaround zu schaffen, wollte man sich schon auf der rund zweistündigen Rückfahrt nach Wien überlegen.

"Wie gehen wir es an? Wie gehen wir damit um? Aus einem 0:5 kann man viele Dinge ziehen", so Klauß. Da die Zeit jedoch knapp ist, gehe es darum, "die richtigen Schlüsse zu ziehen. Es wird jetzt weniger um Analysen gehen. Wir müssen klar ansprechen, dass die Dinge nicht passieren dürfen."

Auf der anderen Seite müssen die Köpfe schnellstmöglich wieder aufgerichtet werden. "Es gibt keine Zeit zu trauern. Es ist unsere Aufgabe als Trainerteam, die richtigen Maßnahmen zu ergreifen."

Ob dies gelungen ist, wird sich am Mittwochabend in Klagenfurt zeigen. Querfeld gibt sich optimistisch: "Wir werden uns gut vorbereiten, das Spiel genießen und mit dem Pokal nachhause fahren."


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