Einstand geglückt: Robert Klauß darf sich bei seinem ersten Spiel an der Seitenlinie des SK Rapid über ein 1:0 gegen den FC Blau-Weiß Linz freuen.
Es war gegen einen äußerst tief stehenden Gegner kein Spektakel, das die Hütteldorfer ablieferten. Aber das Ergebnis passte. Und damit jener Aspekt, der bis dato eben doch zu oft fehlte.
Und die drei Punkte waren nicht nur angesichts der sich zuspitzenden Situation in der Tabelle vielleicht noch wichtiger als manch anderes Mal. Nach einem Trainerwechsel geht es auch um das Stimmungsbild. Das weiß auch der Deutsche, der den Siegmoment seinen Spielern gegenüber entsprechend betonte.
"Ich habe den Jungs direkt in der Kabine gesagt, dass sie das Gefühl, was wir jetzt haben, einfach genießen sollen. Wie es sich anfühlt, in der Kabine zu sitzen. Müde, ausgepowert, aber glücklich", war auch der Neo-Trainer gelöst.
Die dosierte Herangehensweise
Klar war: An seinem siebten Tag im Amt konnte die große Revolution im Rapid-Spiel nicht erwartet werden.
"Wir haben es gut und seriös gemacht, aber können die Dinge im offensiven Drittel deutlich verbessern. Darum ging es heute nicht. Es ging um den Heimsieg."
Dazu hatten die Linzer bis lange nach dem Gegentreffer kein Interesse, das Spiel zu gestalten. Kombiniert mit einem Auftritt der Wiener, der natürlich mit einem Maß an Sicherheit ausgestattet war, dieses Schlüsselspiel nur ja nicht in die Hose gehen zu lassen, war das Gebotene kein Fest für das Fußball-Auge.
"Wir haben geschaut, dass wir eine gute Balance zwischen Offensive und Defensive hinbekommen. Das Schlimmste, was dir passieren kann: Wenn du hier in Rückstand gerätst und hinterherläufst, da spielst du Blau-Weiß Linz komplett in die Karten. Sie können gut umschalten, gut verteidigen, wenn sie 1:0 führen, haben sie das, was sie wollen", war es gar nicht Klauß' Ziel, den Gegner zu überrennen und zu ähnlich vielen Chancen zu kommen, wie so oft.
"Wenn du kein Tor machst, musst du das 0:0 lange halten. Darum ging es: Nicht zu früh zu viel Risiko zu nehmen."
Blau-Weiß spielt nicht mit
Die Ideen, die der neue Coach schon in der kurzen Zeit einbringen konnte, wurden von den Gästen durch ihre sehr defensive Herangehensweise auch gut unterbunden.
Über hereinrückende Außenverteidiger sollte Blau-Weiß herausgelockt werden, um Marco Grüll und Nicolas Kühn mehr Möglichkeiten zum Eins-gegen-Eins-Spiel zu geben. Darauf ließen sich die Stahlstädter nicht ein.
"Da hat der Gegner anders gespielt als erwartet. Wir haben es auch nicht gut ausgespielt, hatten zu wenig Passtempo, sind zu wenig ins letzte Drittel gekommen, haben zu viel in die Breite gespielt. Daher mussten wir etwas anpassen", blickte Klauß auf die ersten 45 Minuten zurück.
Diese Idee: Lukas Grgic mehr in der Offensive einzusetzen. Es folgte mehr Dynamik, mehr Personal in den entscheidenden Bereichen und schließlich auch das etwas glückliche Siegtor durch Marco Grüll in der 60. Minute.
Jetzt steht der Zweck im Vordergrund
Dem war vorher schon klar, dass es nicht einfach wird. "Wir wussten, dass der Gegner tief steht und wir nicht die Räume haben, die wir in anderen Partien haben. Wir haben es immer wieder probiert, aber dann brauchst du vielleicht so ein Tor, wo der Ball ein, zweimal abgefälscht wird", war dem Siegtorschützen die Art und Weise letztlich egal.
Alle Rapid-Trainer seit Ernst Dokupil
Und das, obwohl gerade diese Räume im ersten Saisonduell in Hülle und Fülle da waren, Rapid auswärts 5:0 siegte. Aber das war eben eine andere Saisonphase, in der sich Blau-Weiß Linz noch schwerer in der Bundesliga tat. Und die Hütteldorfer ihre Ergebnisse noch zuverlässiger einfuhren.
So war das 1:0 gegen den Aufsteiger auch erst der zweite Bundesliga-Heimsieg der laufenden Spielzeit, der erste seit diesem August, in den auch der Auswärtsauftritt in Linz fiel. Damals wurden Altach und die Fiorentina vor eigenem Publikum geschlagen.
"Der erste Heimsieg seit August - es ist schwer zu glauben, dass man das bei Rapid sagen muss. Deswegen müssen wir weiter Gas geben, jetzt brauchen wir die Ergebnisse und Punkte, sonst wird es eng werden", steht nun bei Grüll die Zweckmäßigkeit genau wie bei seinem neuen Trainer im Vordergrund.
Klauß weiß, dass es schöner geht
Der das in der Schlussphase auch weiter in den Vordergrund stellte, merkte: "Die Jungs waren müde, waren platt. Deswegen ging es mit den Wechseln auch darum, defensiv Stabilität reinzubringen und das 1:0 nach Hause zu bringen. Natürlich kann mal ein Ball durchrutschen, aber wir haben es seriös verteidigt."
So war auch Klauß nach dem ersten Spiel der Mannschaft unter seinen Fittichen klar: "Wir haben es gut und seriös gemacht, aber können die Dinge im offensiven Drittel deutlich verbessern. Darum ging es heute nicht. Es ging um den Heimsieg."
So wird "Stabilität" zum neuen Schlagwort im Westen Wiens, auf und neben dem Platz. Nach einem turbulenten Herbst wäre das aus Sicht aller am Verein beteiligten ein erfrischender Zustand.
Mit einem Sieg beim Lieblingsgegner, der WSG Tirol, würde noch eine Spur mehr davon einkehren. Es wird wieder eine kurze Woche bis dahin.