In Wien-Hütteldorf war vor dem Saisonstart eine gewisse neue Euphorie entstanden.
Neue Spieler, die vergangene Saison wurde abgehakt, ein neues System einstudiert und im ÖFB-Cup schoss man sich mit einem 9:1 in Allerheiligen warm. Aber dann kam es zum Bundesliga-Auftakt doch wieder so, wie gegen RB Salzburg erwartet: Eine 0:2-Niederlage im eigenen Stadion.
Ein schwarzer Abend für Rapid, wenn man vor allem den Schock um Torhüter Richard Strebinger miteinbezieht. Doch so schwarz wollte die Partie keiner im grün-weißen Lager sehen. Thomas Murg musste nämlich klarstellen, dass viele Experten in Bezug auf Salzburgs angeblichen Qualitätsverlust wieder einmal falsch lagen.
"Natürlich ist Salzburg eine gute Mannschaft, das wissen wir. Sie haben viele Abgänge gehabt. Aber wie oft haben wir alle schon gehört, dass Salzburg heuer eine schwierige Saison haben wird, weil sie viele Abgänge haben? Und dann haben sie 80 Punkte gemacht und sind Meister geworden. Also von dem her kommen da schon immer richtig Gute nach", weiß der vorerst bei Rapid verbliebene Spielmacher.
Dass es aber nicht so schlimm sei und man gegen Salzburg verlieren könne, bringt Murg hingegen auf die Palme: "Damit kann ich gar nichts anfangen. Ich spiele nicht Fußball, vor allem für Rapid, um zu sagen, dass man gegen einen Gegner verlieren kann."
"Haben es verpasst, den finalen Pass hineinzubringen"
Positiv aus Sicht der Hütteldorfer war mit Sicherheit, dass der Kampf von der ersten Minute angenommen wurde. Besonders in der Anfangsphase schenkten sich beide Teams im intensiven Schlager nichts, gab es viele Fouls und Reibereien.
Spielerisch war man den Bullen dann aber doch in vielen Phasen unterlegen, deshalb musste auch Trainer Didi Kühbauer zugeben: "Zufrieden kann man nach einer Niederlage nicht sein, aber man hat gesehen, dass Salzburg, obwohl sie viele Spieler verloren haben, auch Qualität dazugewonnen haben. Es war ein intensives Spiel und ich muss sagen, dass Salzburg den Tick besser war - speziell bei der Chancenverwertung."
Denn die Grün-Weißen hatten auch in diesem Spiel ihre guten Phasen, hätten auch durch Taxiarchis Fountas nach einer einstudierten Eckballvariante oder einem Kopfball von Stefan Schwab in Führung gehen können, zudem wurde ein Tor von Thomas Murg zurecht wegen Abseits aberkannt.
Vor allem in der zweiten Halbzeit war man am Drücker, den Ausgleich zu erzielen, doch Kühbauer weiß, woran es diesmal gelegen hat: "Wir haben es verpasst, den finalen Pass hineinzubringen." Denn auch, wenn Rapid durchbrach, landete das entscheidende Zuspiel dann meist beim Gegner.
Schick: "Das war leichtsinnig, das war blöd von uns"
Taktisch wurde gegen RB Salzburg das zuletzt eifrig einstudierte 3-5-2 angewandt. Zu den defensiven Erfolgserlebnissen gesellten sich jedoch entscheidende Fehler, die schlussendlich zu Toren führten.
"Der Dämpfer wiegt sehr schwer. Wir haben uns einiges vorgenommen, sind gut reingestartet, haben aber eher ein dummes Gegentor bekommen", wusste auch Ex-LASKler Maximilian Ullmann, der erst am Dienstag ins Training bei Rapid einstieg, aber schon am Freitag in der Startformation stand.
Beim 0:1 wurde prompt jener Fehler gemacht, den man eigentlich vermeiden wollte. Die wenigen Ballbesitzphasen, das schnelle Überbrücken des Mittelfelds und der sofortige Pass in die Tiefe waren aufgrund des Gegners so gewählt.
Neuzugang Thorsten Schick erklärte, was dann schief lief: "Salzburg legt das Spiel jetzt wieder so an, dass sie hoffen, dass du spielst und ihnen die Bälle reinspielst – so wie es beim ersten Tor leider passiert ist. Das war leichtsinnig, das war blöd von uns – das wollten wir eigentlich nicht."
"Würde gerne wie Barcelona alles zu Tode kombinieren, aber..."
Angesprochen auf die wenigen spielerischen Elemente im Ballbesitz verteidigte der Steirer jedoch Rapids Fahrplan gegen die Salzburger - eben aufgrund der aggressiven Pressing-Spielweise der Gäste.
"Wir haben schon gewusst, dass zwei, drei Spieler auf dich zusprinten, wenn du den Ball hältst. Also hätten wir es ihnen leicht gemacht, wenn wir dann ins Dribbling gegangen wären oder uns Zeit gelassen hätten. Das war schon der Plan, dass wir sie locken und dann die Tiefe suchen. Die Bälle haben wir einfach nicht genau genug gespielt. Wenn wir die besser hinter die Kette gebracht hätten, hätten wir sie vor mehr Probleme gestellt", ist sich Schick sicher.
Deshalb wählte Kühbauer jene Variante, den direkten Weg nach vorne zu suchen - nicht immer mit Erfolg. Dabei gibt der 29-jährige Rechtsaußen zu, dass er auch gerne mehr den Ball gehabt hätte, dies jedoch gegen Salzburg nicht ratsam gewesen wäre.
"Du musst dich natürlich auch dem Gegner anpassen. Natürlich würde ich auch gerne wie Barcelona alles zu Tode kombinieren und nach 120 Pässen ein Tor schießen, aber es ist immer noch ein Gegner am Platz. Salzburg ist Salzburg – die pressen wie Verrückte. Die können das. Ich habe es jetzt nicht so schlimm gefunden, das war unser Plan, aber in der einen oder anderen Situation wäre es ein bisschen besser gegangen."
Alle drei Neue in Startelf, aber keine Stammplatz-Garantie
Prinzipiell waren sich alle bei Rapid einig, dass man es Salzburg bei den Toren zu einfach gemacht hat. Nach Anstrengungen aber fehlender Effizienz, den Ausgleich zu markieren, sei die Partie mit dem zweiten Tor dann gegessen gewesen, wie Kühbauer zugibt.
Ein Lernprozess, der seine Wirkung bei den kommenden Aufgaben nicht verfehlen soll. Denn Schick ist weiterhin überzeugt: "Unser System könnte gut passen, wir müssen einfach weiter gut arbeiten."
Mit der Integration der neuen Spieler zeigte sich der Trainer schon sehr zufrieden, alle drei neuen Gesichter (Schick, Fountas, Ullmann) standen gleich in der Startelf. "Sie haben sich gut eingefügt, aber ich bin überzeugt, dass sie noch besser spielen werden. Es ist kein einziger neben den Schuhen gestanden", analysiert Kühbauer und weiß: "Das sind drei Spieler von einem 20-Mann-Kader. Wir werden noch alle Spieler in dieser Saison brauchen. Neuerwerbung heißt nicht, dass sie bei mir gesetzt sind. Aber in diesem Spiel waren sie für uns notwendig."
Dabei will der Chefbetreuer auch nicht den Trugschluss aufkommen lassen, dass es nur an einem noch weiteren fehlenden Stürmer lag, dass man kein Tor erzielen konnte. "Das hat nichts mit einem Stürmer zu tun gehabt, auch die Spieler am Platz haben ihre Möglichkeiten vorgefunden, aber der finale Pass kam manchmal zu früh, manchmal zu spät. Daran müssen wir arbeiten - nicht am fehlenden Stürmer. Die schwierigste Arbeit ist, einen Stürmer in eine gute Position zu bringen, aber wir werden daran arbeiten."
Am Ende gratulierte man Salzburg zu einem doch verdienten Sieg. Auf ein "Hätti-Wari"-Spiel hatte Kühbauer keine Lust. Kommende Woche soll es dann aber keine Ausreden mehr geben. Denn auswärts bei SKN St. Pölten ist die Erwartungshaltung noch um einiges höher als gegen Salzburg.