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Canadi: "Keiner sagte, ich muss Meister werden"

Canadi spricht Klartext, Strebinger lässt Emotionen freien Lauf. Gegentore passen zur Situation.

Canadi:

Ratlosigkeit und Enttäuschung im Lager des SK Rapid nach der 1:2-Heimpleite gegen Sturm Graz.

Trainer Damir Canadi kassierte im 3. Pflichtspiel die 3. Niederlage - das passierte noch keinem Neo-Coach. Der Meisterzug scheint endgültig abgefahren zu sein, selbst ein Europacup-Platz ist weit entfernt.

"Keiner hat zu mir gesagt, ich muss jetzt Meister werden. Insgeheim versucht jeder, alles zu geben, um ranzurutschen. Diese Woche hat uns aber gezeigt, dass es momentan nicht reicht, um ranzukommen."

Hängende Köpfe sinnbildlich für Situation

Die Niederlagen in Salzburg und gegen die Grazer sitzen tief, unter der Woche besiegelte die Pleite in Genk auch noch das vorzeitige Europa-League-Aus.

Dass der Ex-Altach-Coach kein Wunderwuzzi ist, kündigte er schon im Vorfeld an. Trotzdem betonte er nun noch einmal: "Ich bin ja bei Rapid Trainer geworden, weil es nicht optimal gelaufen ist. Ich werde mich dem Ganzen stellen und versuchen, dem Team weiterzuhelfen."

Oben rankommen könne man nur durch "Hänger" der anderen. Momentan ist die Tabelle aber das geringste Problem. Das eigene Spiel bereitet genügend Sorgen - trotz Umstellung auf 3-5-2-System und der Rotation mit neuen, jungen Spielern wie Osarenren Okungbowa gegen Sturm.


Strebinger richtig angefressen, Sturm jubelt:


Dass es mittlerweile auch eine mentale Herausforderung ist, streitet keiner ab. Die hängenden Köpfe sind sinnbildlich für die momentane Situation. Während den einen die Worte fehlen, sprechen es andere unverblümt an.

"Mir geht das am Orsch"

"Mir geht das am Orsch, dass wir die Spiele verlieren", ließ Torhüter Richard Strebinger den Emotionen gegenüber LAOLA1 freien Lauf und legte noch nach: "Wir haben verloren, das ist das Beschissenste am heutigen Tag."

Dabei verbiss man sich in der ersten Hälfte in die Partie, trat als Mannschaft auf und lieferte Sturm einen Kampf. Am Ende scheiterte man an der eigenen Zielstrebigkeit in Richtung Tor und zwei Toren, welche den Gästen klar in die Karten spielten: Ein Freistoß-Traumtor von Charalampos Lykogiannis und der abgefälschte Siegtreffer von Marc-Andre Schmerböck.

"Den trifft er vielleicht noch ein zweites Mal, aber nicht öfters"

"Das Spiel war sehr intensiv, wir haben aus unserer Sicht viel investiert. Ärgerlich ist, dass wir aus einem inidividuellen Fehler (Anm.: Okungbowa verliert den Ball im Mittelfeld) in Rückstand geraten. Mit einem tollen Tor ins Kreuzeck - aus Sturms Sicht hervorragend, aus unserer Sicht sehr ärgerlich."


Highlights SK Rapid Wien - SK Sturm Graz:


Der Freistoß passte genau, was auch den sonst sehr starken Strebinger nervte: "Den trifft er vielleicht noch ein zweites Mal in seinem Leben, aber öfters sicher nicht mehr."

Wobei Sturm-Kapitän Christian Schulz relativierte: "Lyko probiert es häufiger, ist auch immer knapp gescheitert. Heute war er mal drin. Er hat schon einen wirklich guten linken Huf'."

"Das passt halt zu unserer Situation"

Noch viel ärgerlicher aus Rapid-Sicht war jedoch der spielentscheidende Schmerböck-Treffer zum 1:2 in der 81. Minute. Ein Tor, das man so eigentlich nicht kriegen darf, im Endeffekt erinnerte es aber ein wenig an Thomas Schrammels Eigentor gegen Sassuolo.

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Der harmlos erscheinende Versuch wurde von Maximilian Hofmann unhaltbar abgefälscht. "So ist es im Sport. Wenn es läuft, dann triffst du einen Abgefälschten, triffst den Gegenspieler am Knie, sonst wäre der Ball zur Cornerfahne gegangen", ärgerte sich Canadi und Strebinger konnte es nicht fassen:

"Das ist ein Wahnsinn! Was wir in den letzten Spielen für Tore gekriegt haben, ist unglaublich. Schmerböck zieht auf, Maxi wirft sich ganz gut rein, weil er versucht, den Schuss zu blocken. Da kann man ihm keinen Vorwurf machen. Man schaut, dass man noch rüber kommt, aber der fliegt genau ins andere Eck. Das passt halt zu unserer Situation."

Es war das Tüpfelchen auf dem "i", und wieder stand Rapid mit leeren Händen da. Die Gründe dafür sind vielschichtig, auch die Spieler gingen relativ kritisch mit dem Gezeigten um und erhoffen sich endlich ein Erfolgserlebnis.

Ändern? "Indem man Spieler holt, die das auch können"

"Es war sicher kein gutes Spiel von uns", meinte etwa Louis Schaub, der vor allem offensiv jenes Spiel vermisste, das die Grün-Weißen in der Vergangeheit gefährlich werden und eine Vielzahl an Torchancen herausspielen ließ.

Der Zug zum Tor fehlte ebenso wie die Reaktionsschnelligkeit, da Sturm oftmals flink und besser reagierte. "Wir stehen schon gut, aber phasenweise ist der Gegner den Tick wacher, das war schon in Salzburg so. Gerade wenn ein langer Ball kommt, wird der zweite Ball besser aufgeklaubt. Das hat nichts mit dem System zu tun, da müssen wir einfach ein bisschen schneller im Kopf sein. Das müssen wir hinkriegen", fordert Strebinger.

Wie man mehr Kampfkraft und Reaktionsschnelligkeit ins Team bringt? Trainer Canadi übt dabei eindeutige Kritik: "Indem man Spieler holt, die das auch können." Die Unzufriedenheit ist in Hütteldorf greifbar, noch dazu vor der anstehenden Mitglieder-Versammlung.

Doch Canadi gibt nicht auf: "Ich werde der Mannschaft Unterstützung geben, sie weiter begleiten. Ich werde auch nichts erfinden, das war schon vor 50 Jahren so. Wenn's läuft, dann läuft's, wenn nicht, dann wird man auch sehr hart bestraft.

Das musste Rapid in dieser Saison zum wiederholten Male feststellen.


Alexander Karper

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