Eine Woche nach den Ausschreitungen beim Wiener Derby spricht sich Rapid-Präsident Alexander Wrabetz im "Sky"-Interview vor dem Heimspiel gegen den LASK (Spielbericht>>>) klar gegen eine Einmischung von Justiz und Politik aus.
"Wir haben gezeigt, dass wir das selber können. Höhere Mächte schaffen das meistens nicht", meint der ehemalige ORF-Generaldirektor. Gemeinsam mit der Austria entschied sich Rapid, bei den nächsten vier Derbys keine Gäste-Fans ins Stadion zu lassen.
"Wir haben jetzt gesagt, wir ziehen die Konsequenzen aus diesem Derby. Dass wir die nächsten vier Spiele ohne den Auswärtssektor machen, das ist die härteste Sanktion, die wir freiwillig, auch gegenüber unseren Fans, getroffen haben. Die härteste in der Geschichte der Vereine, weil wir wissen, dass wir damit auch viele treffen, die gerne ihre Mannschaft auswärts zu begleiten, ohne in irgendetwas involviert zu sein", so Wrabetz, der hofft, dass der aktuelle sportliche Aufschwung durch die Turbulenzen um die eigenen Anhänger nicht gefährdet wird.
"Wir als Rapid haben gesagt, wir haben momentan einen wirklichen sportlichen Erfolgskurs. Das dürfen wir uns nicht kaputtmachen lassen, erstens. Zweitens müssen wir die Sicherheit der Fans, mit heute werden es 170.000 seit Saisonbeginn sein, sicherstellen. Das dritte ist, dass wir Bilder vermeiden müssen, die dem Sport, Rapid, natürlich auch Austria und der Liga, schaden."
Derby-Aufarbeitung: "Geht nicht darum, wer wann was gemacht oder nicht gemacht hat"
Das heiße aber nicht, dass man in Zukunft nicht Raum für Verbesserungen sehe. "Es geht nicht um die Gesetze. Wir werden nächste Woche mit dem Polizeipräsidium einen Termin haben, wo wir analysieren, was beim vergangenen Derby passiert ist, was die Schlussfolgerungen sind, die wir daraus ziehen. Es geht überhaupt nicht darum, wer wann was gemacht oder nicht gemacht hat. Die Frage ist, wie man in der Zukunft so etwas vermeiden kann."
"Das hat drei Elemente. Das Erste ist die Sanktion. Wenn rote Linien überschritten wurden, müssen alle Sanktionen gesetzt werden. Da hat auch der Gesetzgeber genug Voraussetzungen geschaffen. Wenn jemand absichtlich durch Böllerwurfe oder Raketenbeschuss in einen Fansektor eine Gefährdung ausübt, dann kann der heute auch schon bestraft werden. Ausgeforscht muss er werden und die roten Linien müssen gezogen werden."
"Ich glaube auch, dass das mit den Fangruppierungen entwickelt werden muss und kann", so Wrabetz weiter, "Ich habe zur Kenntnis genommen, dass ein wichtiger Austria-Fanklub gesagt hat, dass man sich in Zukunft mehr darum kümmern wird, auch intern. Das ist ein wichtiges Element, aber man muss auch vom Verein her klarstellen, dass das absolut unverzeihlich ist und es dann auch Sanktionen gibt. Das ist die Sanktion."
"Das Zweite ist die Prävention. Wie können wir, für den Fall, dass einmal die Emotionen übergehen, gemeinsam rasch so agieren, dass sich die Fans hier nicht voreinander prügeln. Das ist abzulehnen und da muss man vorbereitend etwas tun. Das Dritte ist, sich zu entwickeln im Sinne einer modernen Fankultur. Es wird immer bei einem Derby dazugehören. Sie haben das überall auf der Welt. Wo es ordentliche Derbys gibt, gibt es auch diese Problematik. Das ist ja in Wien nicht eine einzigartige Aktion. Man muss aber Wege finden, bei Aufrechterhaltung der Rivalität, dass man sich auch schmäht, das ist ja alles möglich. Alles, was Richtung Hass und Gewalt geht, muss gemeinsam mit den Fans zurückgedrängt werden."