Die Rapid-Familie ging am Sonntag durch ein Wechselbad der Gefühle.
Erst Matthias Seidls aberkanntes Tor, dann doch die Führung durch Dion Beljo und gleich wieder der Rückschlag mit dem Ausgleich der Hartberger: In der ersten Hälfte war Rapid drückend überlegend, nach der Pause entglitt den Hütteldorfern die Partie.
Am Ende gab es mit dem 2:1-Sieg gegen die Oststeirer doch das Happy-End in Grün-Weiß (Spielbericht>>>).
Rapid entglitt die zweite Hälfte
Im zweiten Durchgang war von der Dominanz der Hütteldorfer nicht mehr viel zu sehen.
Alleine Donis Avdijaj hatte zwei Topchancen und hätte Hartberg gut und gerne in Führung schießen können.
Rapid ist das Spiel entglitten, stellte Trainer Robert Klauß im Interview bei "Sky" fest: "Wenn man das Spiel verfolgt, in der zweiten Halbzeit, dann merkt man, okay, gefühlt sind wir nicht dem Sieg nahe, sondern müssen schauen, dass wir hinten nichts kassieren."
Die Wurzeln der nervenaufreibenden Schlussphase waren aber schon vor der Pause auszumachen. Spielerisch hatte Klauß an der ersten Hälfte zwar nicht viel auszusetzen, bei der Effizienz ortete der Rapid-Trainer aber noch Verbesserungsbedarf: "Wir haben gerade in der ersten Hälfte selbst sehr viel Dominanz gehabt, sehr viel Überlegenheit. Wir haben viele Torabschüsse gehabt, wenig zugelassen und daraus haben wir einfach zu wenig Kapital geschlagen."
Ganz im Gegenteil, Hartberg konnte mit dem ersten echten Angriff ausgleichen.
"Wichtig wäre, dass wir mit der Führung in die Halbzeit gehen und nicht dieses 1:1 kassieren. Dann läuft das Spiel wahrscheinlich auch in der zweiten Halbzeit ganz anders", vermutete der Rapid-Trainer nach dem Spiel.
Sein Kapitän Matthias Seidl pflichtete dem Chefcoach bei: "In der ersten Halbzeit hätten wir uns mehr belohnen können. Wir sind gut in die Halbzeit, in das Spiel gestartet, starke erste Halbzeit gespielt. Das Gegentor war sehr ärgerlich, mit einem 1:1 muss man nicht in die Pause gehen."
Rapid hat keine Patentlösung für das Effizienzproblem
Was hätten die Hütteldorfer in der sonst so starken ersten Hälfte anders machen können?
Matthias Seidl wollte die einfache Antwort auf diese Frage nicht gelten lassen. "Ja, mehr Tore schießen ist immer einfach gesagt. Es ist das Schwierigste im Fußball", meinte der Rapid-Kapitän.
Trainer Klauß sah in der Schwierigkeit, starke Phasen auch in Tore umzusetzen, ein langfristiges Problem: "Wir haben daran gearbeitet, jetzt auch in der Pause. Das kommt natürlich jetzt nicht auf einmal so, da braucht man auch Zeit dafür. Wenn man sich unsere Spiele diese Saison anschaut, dann haben wir viel gewonnen, aber selten war es mal klar. Das heißt, wir müssen immer bis zur letzten Minute irgendwie zittern und das zehrt dann schon ein bisschen."
Hedl hielt Rapid im Spiel...
"Im zweiten Durchgang haben wir leider nicht mehr das auf den Platz gebracht, was wir in der ersten Halbzeit gezeigt haben. Wir haben viele Umschaltaktionen zugelassen. Hartberg hat dann auch viele Chancen gehabt und da hätten sie sich mehr belohnen können", war Seidl mit den zweiten 45 Minuten seiner Mannschaften ganz und gar nicht zufrieden.
So lag es an Torhüter Hedl, die wankende Rapid-Elf im Spiel zu halten. "Und ja, Niki hat uns mit den zwei, drei Paraden wirklich gut im Spiel gehalten", streute Klauß seinem Torhüter Rosen.
Besonders knapp war es in Minute 60, als Avdijaj einen Querschläger per Kopf auf das Tor der Hütteldorfer brachte. Hedl fischte den Ball in allerletzter Sekunde noch von der Linie, der VAR griff nicht ein
Ob der Ball tatsächlich nicht mit vollem Umfang über der Linie war, konnte auch Hartberg-Trainer Manfred Schmid im Nachhinein nicht feststellen: "Es ist schon eine sehr enge Geschichte, es kann schon so gewesen sein. Es ist enttäuschend, wir haben jetzt den VAR, klar auflösen können wir es aber trotzdem nicht."
In dieser knappen Rettungsaktion des Rapid-Schlussmannes sahSchmid dene die spielentscheidende Szene: "Wir haben keine Torlinien-Technik. Schwierig, weil das Spiel wäre wahrscheinlich anders ausgegangen."
...und Bischof sicherte den Sieg
Ein Fehler von Hartberg-Akteur Youba Diarra eröffnete Rapid den Weg zum Sieg. Routinier Burgstaller traf noch die Querlatte, Bischof konnte den Abpraller aber zum spielentscheidenden 2:1 im Tor versenken.
Der Stürmer sicherte so nicht nur die drei Punkte für die Hütteldorfer, er erzielte auch sein erstes Tor für die Kampfmannschaft
Trotz seines so wichtigen Treffers sah sich der 21-jährige Vorarlberger nicht alleine für den Sieg verantwortlich. "Da braucht’s schon eine ganze Mannschaft. Hartberg hat richtig gut gespielt, mit dem Ball haben sie viel Qualität in der Mannschaft und deshalb war es für uns heute wirklich schwer", lobte Bischof den Gegner aus der Oststeiermark.
Wer war denn jetzt der Matchwinner? Niklas Hedl, der Rapid in einer schwierigen zweiten Hälfte im Spiel hielt oder Noah Bischof, der Torschütze zum entscheidenden 2:1? Rapid-Coach Robert Klauß zögerte mit seiner Antwort keine Sekunde: "Beide!"