Die Degradierung von Jan Novota ist gleichzeitig die riesige Chance für Richard Strebinger, sich im zweiten Anlauf als Nummer eins bei Rapid zu etablieren.
Dessen ist sich der 23-Jährige nach dem 1:1 bei Sturm Graz bewusst: "Ich will jedes Spiel spielen. Gegen Sturm durfte ich spielen, das freut mich. Wenn wir gewonnen hätten, wäre es noch schöner gewesen."
Die Situation seines Konkurrenten, wegen der Ausländer-Regelung den Platz zu verlieren, möchte Strebinger indes nicht bewerten.
"Jan und ich pflegen ein freundschaftliches Verhältnis"
"Wir sind gute Kollegen, verstehen uns sehr gut, pflegen ein freundschaftliches Verhältnis, aber das muss man ihn selbst fragen", betont der Niederösterreicher, der gleichzeitig vermutet: "Es ist für jeden eine schwere Situation, wenn er nicht spielt. Jeder will spielen."
Nachsatz: "Jetzt spiele ich."
Wie in dieser Saison zuvor schon beim 4:0 gegen die Admira und zuletzt beim 0:0 gegen Salzburg, als Novota aus privaten Gründen um eine Auszeit gebeten hatte. Und wie auch schon über weite Strecken der Vorsaison, als der Slowake verletzungsbedingt nicht zur Verfügung stand.
Damals konnte sich Strebinger nicht so unverzichtbar machen, um auch diese Spielzeit als Nummer eins in Angriff zu nehmen. Unter Neo-Coach Mike Büskens hieß es sich nach Novotas Genesung wieder hinten anzustellen und auf die Chance zu lauern.
"Ich arbeite sehr akribisch an mir"
Strebinger blieb nichts anderes übrig, als weiter an seinem Können zu feilen, um im Fall der Fälle bereit zu sein. Diesbezüglich präsentiert sich der Schlussmann sehr ehrgeizig: "Ich arbeite sehr akribisch an mir, versuche jedes Training und jeden Tag zu nutzen, um besser zu werden. Wenn ich das am Platz rüberbringen kann, bin ich natürlich froh."
Das konnte er in Graz vor allem in den beiden Szenen gegen Stefan Hierländer. "Eins gegen eins ist immer so eine Sache", verdeutlicht Strebinger, "wir trainieren das unter der Woche. Ich schaue, dass ich lange stehen bleibe und sehe, für welche Ecke sich der Spieler entscheidet. Das ist mir gegen Sturm gut gelungen, also habe ich meinen Teil dazu beitragen können, dass wir einen Punkt geholt haben."
Wermutstropfen aus Strebingers Sicht war, dass er sein erstes Liga-Gegentor in dieser Saison hinnehmen musste. Ob er beim Kopfball von Christian Schulz zu weit vor dem Tor gestanden sei?
"Ich stehe bei Ecken immer sehr offensiv, damit ich eine höhere Chance habe, rauszukommen. Aber im Endeffekt war der Ball zu weit weg vom Tor und zu scharf, und dann köpft er ihn auch sehr gut."
"Wir werden Novota noch oft genug brauchen"
Gegen Sturm konnte der frühere Deutschland-Legionär dennoch Werbung in eigener Sache machen. Um sich diesmal unverzichtbar zu machen, müsse er jedoch konstant "Woche für Woche" seine Leistung abrufen.
Von Büskens gab es jedenfalls schon mal Lob: "Richie hat gut gehalten und bewiesen, warum wir hinten einen drinnen haben, der ein andersfarbiges Leibchen trägt. Er hat zwei Mal hervorragend reagiert in Eins-gegen-eins-Situationen. Andererseits, und das soll nicht despektierlich klingen, steht natürlich auch genau dafür einer im Tor."
Vor der Partie hat der Deutsche den bemerkenswerten Satz getätigt, dass Novota als Trainer nicht anders entschieden hätte. Es ist dennoch davon auszugehen, dass der Routinier derzeit keine einfache Zeit durchlebt.
Bei den Kollegen dominieren gemischte Gefühle. "Es ist natürlich eine schwierige Situation", gibt Stefan Schwab zu, "Jan ist gegen Salzburg ausgefallen, Richie hat ihn sehr gut vertreten, eine gute Austrahlung gehabt und dies gegen Sturm bestätigt. Sie haben jetzt beide schon ein paar Spiele für uns gemacht, es ist ein Kampf auf Augenhöhe."
Ob man sich nun speziell um Novota kümmern müsse? "Natürlich ist es bitter für ihn, so etwas tut keinem gut, aber Jan ist alt und stark genug, um das zu verarbeiten. Wir werden Jan noch oft genug brauchen."
Peter Altmann
Warum sich Sturm-Trainer Franco Foda über den Referee ärgerte: