Besser hätte das Wochenende für den SK Rapid Wien nicht laufen können.
Mit dem 3:0 über den SCR Altach, das nebenbei für Matchwinner Oliver Strunz eine Initialzündung bedeuten könnte (HIER nachlesen>>>), wurde nicht nur die eigene Aufgabe erfüllt.
Mit der WSG Tirol und den beiden Austrias aus Wien und Klagenfurt verloren auch die direkten Konkurrenten allesamt, womit sich die Tabellensituation schlagartig freundlicher präsentiert.
Zwar fehlen nach vorne auf den LASK noch vier Punkte, der Blick gilt aber dem Rückspiegel Richtung des ominösen "Strichs", der Meister- von Qualifikationsgruppe trennt. Und da liegen vier Spiele vor der Teilung auf einmal halbwegs komfortable sechs Punkte zwischen Grün-Weiß und der roten Zone, gleichauf angeführt von Klagenfurt und Lustenau.
Damit nicht genug: Auch das Cup-Los "SV Ried daheim" wollte von keinem Beteiligten in irgendeiner Weise auf die leichte Schulter genommen werden.
Dass das Allianz Stadion bei der Verkündung in Jubel ausbrach, kam angesichts der Ausgangslage und der eigenen Bilanz gegen die Innviertler aber nicht von ungefähr. Damit bleibt die größte Hoffnung auf den so lange herbeigesehnten Titel noch sehr lebendig.
Altach: Ein echtes "Finalspiel"?
Zoran Barisic wollte die Ausgangslage vor dem Altach-Spiel im Anschluss an selbiges nicht kleingeredet wissen. Mit dem eher mühsamen Viertelfinal-Sieg im ÖFB-Cup beim Wolfsberger AC und der Auswärtsniederlage bei Sturm im Rücken hätte ein Heim-Ausrutscher gegen Altach stimmungsmäßig tatsächlich den Boden unter den Füßen wegziehen können.
"Es war für uns eine große Drucksituation, das darf man nicht unterschätzen. Wobei ich versucht habe, den Druck rauszunehmen, weil es damit schwer ist, befreit und locker zu spielen - wie nach dem 2:0, als die Spieler gezeigt haben, was sie können, wenn es locker ist."
Das 3:0 über Altach sei nicht weniger als ein gewonnenes "Finalspiel" gewesen. "Es sollte uns Mut geben, dass wir so wichtige Spiele auch für uns entscheiden können. Das war sowas ähnliches wie eine Probe, die die Mannschaft bestanden hat", geizte der Rapid-Trainer nicht mit Wichtigkeit, die er der Partie zusprach.
So könnte es ohne Druck laufen
Auf spielerische Überlegenheit zu setzen, wurde gegen Altach zu Beginn nämlich durch die äußeren Umstände mit starken Regenfällen und einem nassen Platz an der Grenze zur Bespielbarkeit verhindert.
Dementsprechend waren die Gäste in den ersten 45 Minuten durchaus ebenbürtig. Eine Situation, in der für Rapid in der Vergangenheit schon so manches Heimspiel unerwartet danebenging.
"Dann hatten wir das Glück des Tüchtigen, haben uns erfangen und ins Spiel gekämpft. Erst beim 2:0 ist viel vom Team abgefallen, denn der Druck vor dem Spiel war groß. Es war unser erklärtes Ziel, unbedingt gewinnen zu wollen, um ein perfektes Wochenende zu haben", freute sich Barisic.
Denn das Ergebnis konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass "wir in vielen Bereichen noch viel Arbeit vor uns haben."
Neue Möglichkeiten und gute Einstände
Die Arbeit könnte aber durch die Personalsituation erleichtert werden. Gegen Altach kehrte nicht nur der zuvor erkrankte Jonas Auer zurück, sondern mit Ferdy Druijf in der Schlussphase nach einiger Wartezeit auch eine wichtige Offensivkraft.
"Er hat sich kurzzeitig vielleicht hängen lassen, weil er früher dabei sein wollte, hat aber durch gute Arbeit im Training gezeigt, dass mit ihm zu rechnen ist", freute sich "Zoki" über den Niederländer.
Dazu war mit Denso Kasius der Neuzugang mit den höchsten Erwartungen im Talon im zweiten Spiel en suite lange der auffälligste Rapidler, der für den Trainer teilweise sogar zu überschwänglich agierte.
"Da waren zwei Aktionen von ihm, die ich nicht sehen will. Die für uns gut ausgegangen sind, die man so aber nicht lösen sollte. Es ist für ihn als Neuzugang sicherlich nicht einfach, aber er hat seine Qualitäten im Spiel nach vorne gezeigt. Unabhängig davon, dass er aus der Serie A kommt, hat er noch sehr viel zu lernen."
Zusammen mit Oliver Strunz aber drei Lichtblicke speziell in Sachen Offensive. Und mit Nicolas Kühn sollte ein wichtiger Leistungsträger irgendwann auch wieder zurückkehren, auch wenn es dafür noch kein Datum gibt.
Polster vor dem schwierigen Restprogramm
Sollte mit der Qualifikation für die Meistergruppe ein Zwischenziel erreicht werden, wird es Mann und Maus brauchen. Die Ausgangslage ist nun nicht so schlecht und ein Blick auf das Restprogramm verdeutlicht, wie wichtig das "perfekte Wochenende" tatsächlich war.
Denn auswärts in Wolfsberg wartet nun eine ungeliebte Aufgabe, bevor es gegen Red Bull Salzburg, die WSG Tirol und zum Abschluss im Wiener Derby auswärts in durchaus undankbare Spiele geht.
Man stelle sich eine solche Ausgangslage mit nur drei Punkten Polster und einem kompletten Fehlstart ins Frühjahr vor.
Ried: Cup-Traumlos, das keines sein darf
Und dann wäre da noch dieses Cup-Los. Für das es von offizieller Seite natürlich Understatement gibt.
"Wir tun gut daran, dass wir Ried zuhause nicht unterschätzen. Ich erinnere an das letzte Jahr, als wir im Achtelfinale daheim gegen Hartberg ausgeschieden sind und zuvor auch alle 'juhu, trara' meinten. Aber wir sind sicher nicht so. Wir rechnen uns Chancen aus, dass wir ins Finale einziehen, aber wir respektieren den Gegner und werden uns extrem seriös darauf vorbereiten", versprach Barisic rund eineinhalb Monate vor diesem Halbfinal-Treffen mit Ried.
Ein wenig mehr Selbstbewusstsein gegen den Tabellenletzten wäre mit der bekannten Heimbilanz gegen die Innviertler im Rücken sicher erlaubt, zumal die Ansagen von "ganz oben" in Richtung eines möglichen Cup-Titels auch präsent sind.
Andererseits hat die Euphoriebremse ja schon gegen Altach gefruchtet. Und wer sich zurückerinnert, weiß, dass es die einzige Niederlage in 45 Heimspielen gegen Ried ausgerechnet in einem Cup-Aufeinandertreffen gab.
So gesehen ist ein wenig Understatement eine legitime Taktik. Zumal Partys mit Ansage in Hütteldorf desöfteren nicht stattfinden. Man blicke in den August zurück...