Wenn Titel eingefahren werden, ist im Fußball oft vieles stimmig.
Der FC Red Bull Salzburg trat in den vergangenen Wochen wieder einmal den Beweis an. Patrick Farkas wird nach einem Leidensjahr zum unverhofften Cup-Helden.
Hannes Wolf wiederum war es vorbehalten, die "Bullen" zum 2:1-Sieg bei der Austria zu schießen und somit zum Dosenöffner für die Fixierung des sechsten Meistertitels in Folge zu werden.
"Schöner kann man es sich nicht ausmalen", jubelt der Steirer im Gespräch mit LAOLA1, "das hat gut gepasst und ist ein sehr schönes Gefühl. Aber übers ganze Jahr gesehen, ist man dann nur einer von vielen."
Wehmütiger Abschied
Einer von vielen muss letztlich das Tor zum Titel erzielen. Dass es Wolf war, passte zu den "komischen Wochen", wie er es selbst nennt, die er hinter sich hat.
Seine Ankündigung, nach der Saison konzernintern zu RB Leipzig zu übersiedeln, brachte ihm nicht nur Beifall ein. Vorsichtig formuliert.
"Schauma, ob dann Tränen fließen. Auf jeden Fall wird mir das alles fehlen."
Beim letzten Heimspiel gegen den WAC wurde er bei seiner Auswechlung sogar ausgepfiffen, was den Salzburger Fans wiederum Kritik von Marco Rose einbrachte.
Dabei ist es für Wolf durchaus eine Herzschmerz-Angelegenheit, die Mozartstadt zu verlassen: "Ein bisschen Wehmut ist immer dabei. Inklusive Akademie war ich fünf Jahre hier. Ich bin gespannt, wie es in den letzten Spielen sein wird - irgendwann muss ich mich darauf vorbereiten. Schauma, ob dann Tränen fließen. Auf jeden Fall wird mir das alles fehlen."
Wolf nimmt Fans Pfiffe nicht übel
Egal ob lachende oder weinende Augen im Moment des endgültigen Abschieds: Man darf davon ausgehen, dass der 20-Jährige dann mit Jubel von den Salzburger Fans verabschiedet wird.
"Das hoffe ich doch", lacht Wolf und bekräftigt, dass ihn die Pfiffe nicht am falschen Fuß erwischt hätten: "Gewundert habe ich mich nicht. Ich habe irgendwie damit gerechnet, dass es einmal passieren kann, weil ich viel Unmut mitbekommen habe."
Als Hauptgrund sieht er den Wechsel nach Leipzig und nicht die enttäuschende Leistung gegen Wolfsberg an - die Offensivkraft verließ den Platz beim Rückstand von 0:1:
"Wenn du weggehst, ist es eben so, dass die Fans auch viel von dir erwarten. Ich denke, wenn ich vor einem Jahr das Spiel, das ich gezeigt habe, gemacht hätte, wäre ich nie und nimmer ausgepfiffen worden. Und dann kommt natürlich dazu, dass es Leipzig ist. Aber damit kann ich umgehen. Ich nehme es den Leuten aber nicht übel. Das ist einfach der Fußball, das gehört dazu."
Wie war der Moment, der zum Titel führte?
Versöhnliche Töne, denn Missklänge sollen sich keinesfalls in diese letzten Salzburg-Wochen des Youngsters mischen. Der riesengroßen Erleichterung, dass es mit dem Double geklappt hat, soll nun der Genuss folgen.
"Ich habe eigentlich zwei Mal überlegt, ob ich den Ball nicht nach außen spielen soll, hatte aber selbst das Gefühl, dass ich etwas daraus machen und etwas entstehen kann. Zum Glück habe ich geschossen."
"Meine verbleibenden Spiele mit Salzburg werden weniger, es sind nur noch drei. Das Wichtigste war jetzt, die Meisterschaft zu fixieren. Denn wenn wir bei der Austria nicht gewonnen hätten, hätten wir daheim gegen den LASK gespielt - und im Fußball ist schon so viel passiert. Jetzt ist es einfach so, dass wir die letzten drei Wochen noch richtig genießen und befreit aufspielen können. Ich persönlich werde die Minuten mitnehmen und die Zeit, die noch bleibt, genießen."
Wie war er jetzt eigentlich, dieser Moment, der zum Titel führte? Auf der Tribüne konnte man schon in der Entstehung der Szene erahnen, dass Wolf einen Torabschluss aus größerer Distanz im Kopf hat. Dies war jedoch nicht sein einziger Gedanke:
"Ich habe eigentlich zwei Mal überlegt, ob ich den Ball nicht nach außen spielen soll, hatte aber selbst das Gefühl, dass ich etwas daraus machen und etwas entstehen kann. Zum Glück habe ich geschossen."
Der Charakter der Salzburger Jungs
Trotz seiner jungen Jahre ist es auch für den Grazer nicht der erste Meistertitel, sondern bereits sein dritter. Gewöhnen kann man sich an diese Emotionen jedoch nie:
"Es ist immer etwas Besonderes. Wir spielen in Österreich, und unsere zwei wichtigsten Titel sind der Cup und die Meisterschaft, die wollen wir jedes Jahr holen. Wenn man ein Jahr lang so hart für etwas arbeitet, ist es dann, wenn es soweit ist, immer ein besonderes Gefühl."
Und die Art und Weise, wie der Titel fixiert wurde, war bezeichnend für die Salzburger Mentalitäts-Monster - wieder einmal nach Rückstand.
Wolf: "Wir geben nie auf. Ich glaube, dass wir nicht unser bestes Spiel gemacht haben, aber gerade nach dem 0:1 aufgewacht sind und noch mal alles nach vorne geworfen haben. Es ist nicht das erste Mal, dass wir ein Spiel noch so spät gewonnen haben. Hier haben so viele Jungs Charakter!"