Man werde nicht tanzen oder gar durchdrehen, versucht Thomas Letsch zu beschwichtigen. "Dafür wäre der falsche Moment", sagt der Trainer des FC Red Bull Salzburg nach dem 3:1-Sieg seiner Mannschaft über den SK Sturm (Spielbericht>>>).
So sehr der Deutsche auch versucht, die Bedeutung des ersten Heimsiegs seiner zweiten Salzburger Ära herunterzuspielen, gelingen will es ihm nicht. Man merkt, wie groß die Erleichterung nicht nur bei Letsch sondern bei allen "Bullen"-Akteuren am Sonntag-Abend ist.
Keine fünf Monate, nachdem man völlig chancenlos mit 0:5 in Graz unterlag, konnte Sturm verdient besiegt und der Vorsprung auf die Grazer dadurch auf sechs Zähler (prä-Punkteteilung) reduziert werden.
"Man kann nur Lob und Gratulation an alle ausrichten. Von unserer Bereitschaft, unserer Überzeugung und unserer Energie war für alle im Stadion spürbar, dass wir das Ding durchziehen wollen. Darauf können wir stolz sein", pustet Goalie Alexander Schlager durch.
So werden auch die Zuschauer wieder mitgerissen
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In eine ähnliche Kerbe schlägt Geschäftsführer Sport Rouven Schröder. Auch er bemerkte ein in der Schlussphase elektrisiertes Salzburger Heimpublikum - welches aufgrund der bisher mäßig verlaufenen Mozartstädter Saison allerdings nur aus rund 11.000 Zusehern bestand.
"Das größte Lob ist, wenn die Zuschauer nach so einem Spiel endlich wieder glücklich nachhause gehen und sagen können, dass sie stolz sind, Salzburger zu sein", hofft Schröder, auch die Fans wieder mit ins Boot holen zu können.
Der Grundstein dafür wurde am Sonntag schonmal gelegt. Salzburg legte in den zweiten 45 Minuten die vielleicht beste Bundesliga-Halbzeit dieser Saison hin und ließ dadurch auch einen durchwachsenen ersten Durchgang in Vergessenheit geraten.
"Vor dem Spiel war Druck auf dem Kessel"
"Wir sind nicht gut reingestartet, aber die Reaktion war überragend. Wir müssen in jedes Spiel so reingehen wie in die zweite Halbzeit", weiß etwa Samson Baidoo.
Für Schlager liegen die Gründe für die etwas nervöse Anfangsphase, in der Sturm Druck ausüben und nach zehn Minuten auch in Führung gehen konnte, darin, "dass vor so einem Spiel immer Druck am Kessel ist. Wir sind so ins Spiel gegangen, dass wir es gewinnen wollen. Aber man hat in der ersten Halbzeit in der ein oder anderen Situation gemerkt, dass es uns nicht so leicht fällt".
Den Schock nach Sturms Führungstor, nach einer einstudierten Eckballvariante, bzw. "einem Eiertor nach einem Standard", wie Letsch es nennt, konnten die Salzburger im Verlauf des ersten Durchgangs noch nicht so richtig abschütteln.
"Aber was mich heute gefreut hat, dass es im Vergleich zum Spiel gegen die WSG Tirol, in dem wir auch früh in Rückstand geraten sind und ich das Gefühl hatte, es wirft die Jungs mehr durcheinander, heute anders war. In der Halbzeitpause haben alle an den Sieg geglaubt. Das ist ein erster Entwicklungsschritt", so Letsch.
Das stellte Letsch in der Pause um
In der erwähnten Halbzeitpause vollzog der "Bullen"-Coach drei Änderungen: "Das eine war, dass wir sowohl mit dem Ball aber auch gegen den Ball viel zu weit auseinander waren. Das wollten wir verändern, indem wir wie Sturm in die Raute gehen."
Für diese Systemumstellung wechselte Letsch mit Aleksa Terzic und Adam Daghim zwei Spieler ein, die - speziell im Falle des dreifachen Assistgebers Daghim - großen Einfluss auf Halbzeit zwei und damit den Ausgang der Partie hatten. Das war Änderung Nummer zwei.
"Und das Dritte war, dass wir viel mehr agieren statt reagieren müssen. Das war dann gut, man hat das Gefühl gehabt, dass, wenn ein Ball irgendwo herunterfällt, wir die Mannschaft sind, die ihn gewinnt. So konnten wir Sturm reindrücken und drei tolle Tore schießen", spricht der 56-Jährige den Umstand an, dass alle drei Mozartstädter Treffer an diesem Abend unmittelbar nach einem eigenen Ballgewinn fielen.
Statement-Sieg? "Wollen am Platz Ansagen machen"
Ob man durch diesen durchaus verdienten Sieg gegen den amtierenden Meister in gewisser Weise auch ein Statement in Richtung Meisterschaft gesetzt hat?
"Darum geht es gar nicht. Es zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind, zwischen den Zuschauern und uns war eine Energie da, sie haben gemerkt, dass wir bereit sind, am Platz alles zu geben", so Letsch. Aber: "Wir haben es noch immer nicht geschafft, über 90 Minuten das ganz hohe Level zu halten."
Für Schröder ist das einzige gesetzte Statement, welches er gegen Sturm sah, jenes, "dass es nur als Mannschaft geht. Sturm ist immer noch Erster und wir dementsprechend dahinter. Wir wollen am Platz die Ansagen machen. Das ist wichtiger, als irgendwelche Parolen zu schwingen", bremst der Sportchef.
Gleichzeitig habe man am Sonntag auch gesehen, "dass, wenn wir unsere Art und Weise von Fußball auf den Platz bringen, es ganz egal ist, wer uns in der Liga gegenübersteht", hält Schlager fest.
Bis zum Saisonende sei es noch ein langer Weg, "dann werden wir sehen, wo wir stehen. Jetzt heißt es einfach arbeiten, arbeiten und arbeiten", so der ÖFB-Goalie.