Während Rapid und Austria sich darüber streiten, wer den Titel des Rekordmeisters für sich beanspruchen darf, steht Red Bull Salzburg unmittelbar vor einem Rekord-Meistertitel.
Nach Sturms 1:2 beim WAC (Spielbericht) und Salzburgs 3:1 gegen Altach (Spielbericht) beträgt der Vorsprung fünf Runden vor Ende elf Punkte – in St. Pölten kann der Titel fixiert werden, sollte Sturm Rapid nicht besiegen.
Es wäre der fünfte Meistertitel in Folge. Das hat noch keine österreichische Mannschaft geschafft, die Austria gewann von 1978 bis 1981 vier Meisterschaften – wie Salzburg seit 2014.
Noch gibt es naturgemäß keinen Jubel zu vernehmen, vielmehr scheint Salzburg, selbst ernannter Rekordmeister des neuen Jahrtausends (acht Titel in der RB-Ära seit 2005), noch auf einen anderen Rekord loszugehen.
Big Points, aber noch nichts gegessen
"Gegessen ist noch gar nichts", brachte es Tormann Alexander Walke nach dem 38. Heimspiel ohne Niederlage in Folge auf den Punkt. Wohl auch, weil es gegen Altach ein Stück Arbeit war. Die gesamte Saison über tat man sich gegen die Vorarlberger schwer.
"Mit dem Anschlusstreffer wurde es noch einmal blöd, aber so richtig gefährlich war Altach dann auch wieder nicht. Wichtig war einfach, die Partie gewonnen zu haben", blieb Walke pointiert.
Trainer Marco Rose hätte sich im 54. Saisonspiel auch eine ökonomischere Lösung gewünscht.
"Es war ein hochverdienter Sieg, allerdings hätten wir es etwas unspannender gestalten können, wenn wir vorher schon das dritte Tor gemacht hätten. Dann bekommen wir das 1:2, aber so viele Schüsse oder Torchancen hatte Altach nicht. Ich bin froh über den Sieg, weil es Big Points waren."
Elf Punkte Vorsprung fünf Runden vor Schluss – was soll da für den Serienmeister noch schief gehen? So einiges, wenn man sich die Aussagen der Protagonisten nach dem Spiel zu Gemüte führt.
"Dann kommst du in eine Negativ-Spirale"
"Rein rechnerisch sind wir nicht Meister und wir wissen, dass es im Fußball schnell gehen kann", wies Reinhold Yabo etwa auf das Champions-League-Aus des FC Barcelona gegen Roma hin.
Die Mentalität, die Salzburg in dieser Saison auszeichne, dürfe sich weiterhin nicht ändern.
"Gib 20 Prozent weniger, du verlierst das erste Spiel, dann das zweite, und kommst in eine Negativ-Spirale. Deswegen gehen wir im nächsten Spiel wieder drauf, weil wir eben noch nicht Meister sind."
Nur Wolf "offensiver"
Hannes Wolf, der in jedem Spiel gegen Altach in dieser Saison traf ("Ein Zufall, der gut passt") und am Montag 19 Jahre alt wurde, ging für Salzburger Verhältnisse in die Offensive.
"Wir haben die Qualität, dass wir uns das nicht mehr nehmen lassen. Gegen den LASK haben wir die Chance, den Vorsprung auszubauen, verstreichen lassen. Dieses Mal haben wir sie genützt und das nimmt jetzt etwas den Druck raus."
Sturm hingegen muss plötzlich in den Rückspiegel schauen, denn mit Rapid (fünf Punkte dahinter) und dem LASK (sechs) scheint nun ein neuer Kampf um Rang zwei, der für die CL-Quali berechtigt, ausgebrochen zu sein.
Titel schnell klarmachen
Salzburg spielt indes fix CL-Quali, das ist seit diesem Wochenende bereits fixiert. Sollte die UEFA Europa League gewonnen werden, wäre sogar ein Fixplatz in der Gruppenphase garantiert.
Das ist freilich schwierig genug zu bewerkstelligen. Klar ist nur, dass Salzburg den ersten von immer noch drei möglichen Titeln in dieser Saison so schnell wie möglich fixieren möchte.
"Natürlich erreichst du Ziele gerne eher und natürlich würde uns das hinten raus ein bisschen Kraft sparen. Aber wir haben es Punkt eins selbst in der Hand und Punkt zwei ist es kein Wunschkonzert, wir müssen uns das hart erarbeiten, aufmerksam und wach bleiben, gut regenerieren, in Marseille eine gute Leistung bringen, dann kommt St. Pölten in der Liga", betonte Rose.
Die Verschiebung der Altach-Partie von Samstag auf Sonntag hat sich bislang ausgezahlt. Nach dem Cup-Aufstieg gegen Mattersburg ins Finale wurde nach drei Tagen Pause auch die nächste Partie gewonnen.
Dass Sturm am Vortag schon verloren hatte, war dabei nicht nur aus tabellarischer Sicht ein Vorteil.
"Arschbacken zusammenkneifen"
Yabo: "Wir haben geschaut, was Sturm macht und es gab uns einen Push für heute, zu wissen, einen großen Schritt machen zu können. Es war nicht einfach, aber wir haben diesen riesigen Schritt gemacht."
Und keiner zweifelt daran, dass sich Salzburg das nicht mehr nehmen lässt. Dass kein Schlendrian reinkommt, dafür sorgt Rose höchstpersönlich.
"Wir haben jetzt 54 Spiele absolviert, maximal noch neun vor uns. Da heißt es die Arschbacken zusammenkneifen.“
Womöglich geht sich dann noch ein anderer Rekord aus – denn mit 71 Punkten am Konto fehlen nur noch elf Zähler auf den Punkterekord der Wiener Austria aus der Saison 2013/14, die damals 82 Punkte holte.
Vier Siege in fünf Spielen und Salzburg holt auch diesen Rekord. Bei der Einstellung in dieser Saison ist es nicht unwahrscheinlich, dass der Meister in der vorerst letzten Spielzeit der Zehnerliga diesen auch noch knackt.
Zumal auch Roses Rotation funktioniert und Salzburg die Bundesliga-Spiele mit Backups wie Enock Mwepu, Jerome Onguene oder Patrick Farkas mehrheitlich gewinnt.