"Das ist verrückt. Du willst unbedingt diesen Ausgleich erzielen und den Punkt mitnehmen – wenn du dann triffst, fällt dir so ein unheimlicher Stein von Herzen. Ich war voller Emotionen", beschreibt Austrias Lukas Rotpuller bei LAOLA1 seinen Treffer in der 94. Minute zum 1:1 im 320. Wr. Derby gegen Rapid.
Für den Verteidiger war es das erste Liga-Tor in der laufenden Saison – und ein immens wichtiges: Durch das Remis hält die Austria den grün-weißen Erzrivalen weiterhin zehn Punkte auf Distanz.
Rotpuller widmet Tor
Im Europacup hat der 25-Jährige im Herbst bereits zwei Treffer erzielt – in der Gruppenphase gegen Astra Giurgiu (1:2) und Viktoria Pilsen (2:3).
Damals lief der Burgenländer nach seinen Erfolgserlebnissen jeweils zu Patrizio Stronati und feierte mit dem Tschechen ausgiebig, doch da der 22-Jährige in der Winterpause in seine Heimat zu Mlada Boleslav verliehen wurde, musste sich der Derby-Torschütze diesmal etwas anderes überlegen.
Vergessen hat Rotpuller seinen mittlerweile Ex-Teamkollegen aber auch diesmal nicht. „Patrizio war ja mein Zimmerkollege. Ich habe immer gesagt: Wenn ich ein Tor erziele, komme ich zu ihm jubeln. Daher widme ich ihm das Tor heute, auch wenn er nicht mehr da ist.“
VIDEO: Die LAOLA1-Derby-Analyse
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Mit Remis zufrieden
Mit dem 1:1 sei man schlussendlich zufrieden. „Wir wollten den Auftakt unbedingt mit einem Punkt beenden, das hat man am Schluss auch gesehen, obwohl wir uns in Überzahl vielleicht bessere Chancen erarbeiten hätten können. Doch wenn man so spät den Ausgleich erzielt, kann man sagen, dass das Ergebnis in Ordnung geht.“
Doch ganz glücklich wirkte der Defensivmann dennoch nicht. „Wir haben nicht immer die besten Entscheidungen getroffen, hätten das besser von hinten aufbauen müssen. Rapid hat uns gelockt, hat uns kommen lassen und dann immer wieder Nadelstiche gesetzt. Aber daraus müssen wir lernen. Wir müssen mit dem Punkt leben.“
Auch beim 0:1 im Mittelpunkt
Auch beim 0:1 durch Kvilitaia (55.) war Rotpuller mittendrin statt nur dabei, als er gemeinsam mit Filipovic das Kopfballtor des Georgiers nicht verhindern konnte.
Und Rotpuller gibt sich durchaus selbstkritisch. „Es war eine super Flanke, aber wir müssen besser kommunizieren. Ich wollte kurz zumachen, hätte aber vielleicht achtsamer nach hinten sein müssen. Jetzt können wir es nicht mehr ändern – hoffentlich lernen wir daraus.“
Austria-Trainer Thorsten Fink analysierte die Partie wie folgt: „Wir hatten in der ersten Halbzeit zwei Riesenchancen, die hätten wir nutzen müssen. Im Endeffekt war das Unentschieden in Ordnung. In den letzten Minuten sind wir Risiko gegangen, haben es mit der Brechstange versucht. Wir haben das Minimalziel erreicht, Rapid auf Abstand gehalten. Wir sind nach dem Spiel auch zufrieden mit einem Punkt. Aber wir können sicher besser Fußball spielen."
Canadi ärgert lange Nachspielzeit
Sein Pendant bei Rapid musste mit dem Remis ebenfalls leben, der späte Ausgleich schmerzte natürlich unheimlich.
„In der ersten Halbzeit waren beide Mannschaften sehr gut organisiert, hatten je zwei hochkarätige Situationen. Wir sind dann durch ein wunderschönes Tor in Führung gegangen, hatten danach den Matchball durch Joelinton, wo er zu lange am Ball ist. Nach seinem Gelb-Rot haben wir sehr viel investieren müssen. Ich finde, es wurde dann sehr lange nachgespielt, drei Minuten hätten aus unserer Sicht gereicht“, so Damir Canadi.
„Müssen die Köpfe oben lassen“
Dass Rapid nach dem Ausschluss kaum mehr für Entlastung sorgen konnte, lag für Comebacker und SCR-Kapitän Stefan Schwab auf der Hand:
„In den letzten 30 Minuten mit einem Mann weniger in dem System wollten wir das Spiel dann drüberbringen. Vor allem in der Situation, in der wir sind, müssen wir das verteidigen und drüberbringen. Das ist uns nicht gelungen, aber es ist ein Derby. Wir haben in der Vergangenheit sicher schon fußballerisch besser gespielt und da einfach noch Luft nach oben.“
Was dieser Punkt nun für die Grün-Weißen wert ist?
„Dass wir nimmer Meister werden, haben wir vor dem Spiel auch gewusst. Wichtig ist, dass wir jetzt ein System oder einen Fußball spielen, der funktioniert, um uns wieder heranzuarbeiten. Natürlich tut das Remis weh, weil uns die drei Punkte in der Tabelle richtig geholfen hätten. Aber wir müssen die Köpfe oben lassen, weiter so engagiert bleiben, an das System glauben und die ein, zwei dummen Fehler abstellen - dann kann das was werden“, so Schwab abschließend.